7. Türchen

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Ich sehe mich um. Es ist wieder einer dieser Partys. Ich mag diese Veranstaltungen nicht mehr. Früher war das anders. Als wir angefangen haben, Musik zu machen, war ich jedes mal aufgeregt, bevor wir losgefahren sind. Schon als es hieß, wir wären wieder irgendwo eingeladen, wurde ich nervös.

Das hat sich geändert. Vieles hat sich geändert. Es sind Jahre vergangen, wir machen unsere eigene Musik und mittlerweile ist es nicht mehr so, dass ich mich freue, eingeladen zu werden; die Gastgeber freuen sich, wenn ich da bin. Natürlich klingt es arrogant, aber es ist nun einmal einfach so. Eigentlich würde ich gerne all diese Veranstaltungen absagen, aber es geht nicht. Mein Manager sitzt mir im Nacken und die Presse bestimmt nun einmal leider auch, wer ich bin. Besser gesagt, wie ich erscheine.

Ich seufze, als ich mich in den Wagen setze. Ich bin unmotiviert, doch in zehn Minuten werde ich trotzdem lächelnd und winkend über den roten Teppich laufen. Immerhin kann ich inzwischen Schauspielern. Nicht, dass ich es gerne tue, aber was muss das muss. Mein Cheffeuer und ich sprechen nicht miteinander. Ich bin ganz dankbar dafür. Ich habe keine Lust mich jetzt zu unterhalten.

Plötzlich klingelt mein Handy. Ohne auf den Display zu sehen, hebe ich ab. „Tomlinson."

„Hallo Schatz." Sofort schlägt mein Herz schneller. „Haz?" - „Sollte man meinen. Wer nennt dich den sonst so?" lacht er und mir wird augenblicklich warm ums Herz. „Ich vermisse dich." sage ich gerade heraus. Wir haben uns seit drei Monaten nicht gesehen, da ich bei XFactor alle Hände voll zu tun hatte. Heute ist die Abschlussfeier mit den Teilnehmern, natürlich Simon, Robbie und Ayda. Und auch viele der Crew sind mit dabei. Natürlich wurde eine Menge Stars eingeladen. Sänger, Schauspieler und Entertainer.

Ich meine, James Corden und Nick Grimshaw sind heute Abend anwesend und Jonathan Ross wird auch nicht weit sein. Aber ich freue mich nicht auf die Feier. Ich habe keine Lust die ganze Zeit über die vergangenen Wochen, die Live-Shows und die Kandidaten zu sprechen. Ich will in mein Bett, Harrys Obsession-Pulli anziehen, den ich ihm vor Jahren geklaut habe und an ihn denken.

„Was machst du heute Abend?" fragt er mich dann. „Heute ist die Abschlussfeier." erinnere ich ihn. Eigentlich hatte ich es ihm erzählt, doch er hat so viel um die Ohren, da kann es passieren, das man mal das eine oder andere vergisst. Es ist nicht schlimm und ich nehme es ihm nicht übel, denn es geht mir häufig nicht anders.

„Was ist mit dir?" lenke ich ab. „Ich glaube, heute habe ich sogar frei." sagt er und ich weiß, dass er lächelt. „Deswegen hatte ich gehofft, du hast Zeit zu skypen." fährt er fort. Ich stöhne genervt. „Ich wünschte, Harry. Aber mein Manager reißt mich in Stücke, wenn ich diesen Termin versaue." Harry lacht ein wenig und es hebt meine Laune ein kleines Bisschen. „Du packst das schon, Schatz." - „Ich will aber zu dir!" widerspreche ich ihm bockig. Ich vermisse ihn so schrecklich sehr.

Harry und ich waren uns Ende 2015 nicht einmal sicher, ob wir es überhaupt versuchen sollen, aber wir sind immer noch zusammen. Zum Glück! Es ist nicht einfach und mittlerweile bin ich froh, wenn wir uns öfter als alle drei Monate sehen, aber für nichts in der Welt gebe ich diese Beziehung her. Mir ist egal, dass mein Herz monatelang wehtut, wenn ich dafür auch nur einen Kuss von dem wunderschönen, gelockten Mann bekomme, der mit jedes mal aufs Neue den Kopf verdreht.

„Ich wünsche dir trotzdem viel Spaß heute." meint er dann. Ich sehe aus dem Fenster und bemerke, dass wir angekommen sind. „Ich will nicht." - „Das wird halb so schlimm." Ich schüttle den Kopf leicht. „Wie kannst du das sagen." - „Sei optimistisch." antwortet er mir. „Ich weiß nicht wie." erwidere ich ehrlich.

„Ich aber." sagt Harry etwas leiser und sein Ton verrät mir, dass er gerade schmunzelt. „Komm rein und folge mir."

Meine Augen werden groß. „Was?" Er antwortet nicht. „Harry!" Doch im gleichen Augenblick hat er schon aufgelegt. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich öffne die Tür. Ich bleibe nur kurz auf dem roten Teppich, nur so lange es wirklich nötig ist. Dann verschwinde ich nach drinnen und sehe mich um. Adrenalin vernebelt meine Sinne, als ich hin und her schaue. Dann streift mein Blick die Bar. Blau trifft Grün.

Er lächelt ein wenig, dreht sich dann um und geht. Ich folge ihm mit ein wenig Abstand; so lange, wie die Kameras uns beobachten. Hinter der einer Tür befindet sich ein langer Gang. Ich sehe noch, wie er um die Ecke geht und fange an zu joggen. Ich stoße die Tür auf und sehe ihn vor mir stehen. Mein Herz macht einen Sprung und mein Körper kribbelt. Erst danach bemerke ich, wo wir uns befinden.

„Was ein schönes Ambiente." sage ich sarkastisch. Wir befinden uns bei den Toiletten. Natürlich ist auch hier alles edel, aber ein Hotelzimmer mit Bett wäre mir deutlich lieber. „Was eine schöne Begrüßung." antwortet Harry frech. Ich gehe langsam auf ihn zu. „Du bist hier." sage ich leise, als ich vor ihm stehe und ihn anblicke.

„Natürlich bin ich das." lächelt er und legt seine Hand an meine Wange. Dann küsst er mich endlich und all mein Herzschmerz der letzten Wochen fällt mit einem Mal von mir ab. Seine Lippen liegen endlich wieder auf meinen und seine Zunge findet sofort den Weg in meinen Mund. „Haz." flüstere ich leise und drücke mich an ihn. Er dreht uns und drückt mich an die Wand. Er küsst mich erneut. Fuck, ich liebe es, wenn er so besitzergreifend ist.

„Kommst du später mit zu mir?" Ich lächle. „Du weißt, dass wir zusammen wohnen?" - „Manchmal habe ich nicht das Gefühl." Ich nicke traurig. Ich weiß was er meint. Wir haben gemeinsame Häuser, aber dennoch sind wir selten bis nie am selben Ort. Ich küsse ihn erneut, lasse unsere Lippen miteinander verschmelzen und unsere Zungen tanzen. „Schenkst du mir diese Nacht?" frage ich ihn leise. Er lächelt glücklich und nickt. „Das hast du mich schon einmal gefragt." Ich lache. „Das weiß ich. Wie könnte ich unsere Nacht vergessen." Unsere Hochzeitsnacht. Harry legt seine Stirn an meine. „Ich liebe dich, Louis." - „Und ich liebe dich, Harry."

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