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Am Dienstagmorgen als Paps und ich gerade am Frühstückstisch saßen und unsere Cornflakes aßen, geschah das große Unglück. Es läutete an der Tür. Verwirrt blickten wir uns an: „Wer ist das?", fragte Dad mit vollem Mund. „Woher soll ich das wissen, ich hab' keine Laseraugen!", antwortete ich frech und wollte vom Tisch aufstehen um nachzusehen.

Dad hob gebieterisch die Hand und ich setzte mich wieder hin: „Ich geh schon.", murmelte er und marschierte auf die Tür zu.

Als ich seine Stimme an der Tür hörte, erstarrte ich zur Eisfigur.

„Sophie!", hallte der strenge Ton meines Vaters durch das Haus, „kommst du mal eben?".

Missmutig stapfte ich zur Tür und sah den eisigen Blick meines Vaters und den absolut verlegenen von Wes.

„Hallo. Was machst du denn hier?", fragte ich tonlos.

„Ich wollte dich abholen und mit zur Schule nehmen, heute soll es regnen, da hab' ich mir gedacht, dass Fahrrad fahren sicher ungemütlich ist.", stammelte er hastig und warf Paps immer wieder verzweifelte Blicke zu.

„Bist du schon mal mit ihm mitgefahren?", mein Vater klang richtig bedrohlich, ich hörte die Wut in seiner Stimme und machte mich automatisch kleiner.

„Nein!", ich schüttelte vehement den Kopf.

„Wes,", mein Vater drehte sich zu ihm um, „Meine Tochter fährt nicht bei Fremden mit. Und schon gar nicht bei jungen unerfahrenen Fahrern wie du einer bist!", setzte er nach.

Wes' Wangen leuchteten knallrot und er kniff die Lippen zusammen. „Ich wollte nur nett sein.", murmelte er und machte einen Schritt zurück. „und ich bin ein sehr guter Fahrer!".

„Deswegen haben dich meine Kollegen am Wochenende auch aufgehalten, schätze ich?", Paps knallte ihm diese Ansage vor die Füße und ich schnappte nach Luft. Hatte er überprüft wer der „Raser" war, mit dem seine Kollegen mich gesehen hatten? War er wirklich so paranoid?

„Papa!", rief ich aufgebracht, doch ich bereute es sofort. „Geh hinauf und mach dich für die Schule fertig Sophie! Ich bringe dich hin!", der Befehlston saß.

Wes stand noch immer in der Tür und sah mich niedergeschmettert an. „Sophie...", setzte er an, doch ich schnitt ihm das Wort ab, bevor er alles noch schlimmer machen konnte. „GEH!", schrie ich ihn an und stürmte, ohne mich umzudrehen, die Treppe hinauf ins Bad.

Da stand ich also, mit glühenden Wangen, zitternden Händen und bebender Brust und starrte entsetzt in den Spiegel.Was war gerade passiert? Wieso wollte dieser dumme Junge mich abholen? Wieso konnte er mich nicht einfach ignorieren, wie all die Jahre zuvor? Und was am Wichtigsten war, wie konnte ich ihn loswerden, ohne die Aufmerksamkeit der ganzen Schule zu bekommen?

Es klopfte an der Tür und ich zuckte zusammen, was jetzt kam würde sicherlich sehr unangenehm werden.

„Sophie?", mein Vater stand mit zusammengezogenen Augenbrauen in der Tür, „Möchtest du mir erklären was das eben war?".

„Ich weiß es nicht.", flüsterte ich, „Ich schwöre dir, ich habe nichts mit ihm zu tun!".

„Wieso kommt er dich dann abholen? In seinem Auto?", sein Ton war hart und unbeugsam.

„Ich weiß es nicht!", meine Stimme war laut und bestimmt, ich sagte die Wahrheit.

„Lüg mich nicht an!", kam es eben so laut zurück, „So habe ich dich nicht erzogen!".

„Wieso glaubst du mir nicht? Ich sage die Wahrheit!", ich war kurz davor in Tränen auszubrechen.

Paps knallte mit der Faust gegen den Türstock: „Ich will dich nicht noch einmal mit diesem Jungen sehen! Der macht nichts außer Probleme!".

Zorn kochte in mir auf, in welchem Jahrhundert glaubte er zu leben? Ich hatte nichts Unrechtes getan. Trotzig antwortete ich: „Du kannst mir nicht verbieten mit wem ich rede!".

„Ich kann dir so einiges verbieten, wie zum Beispiel dein Kinoabend diesen Freitag! Und jetzt komm, sonst bist du zu spät in der Schule!", mit diesen Worten drehte er sich um und ließ mich stehen.

Tränen rannen mir übers Gesicht. Das war nicht fair! Daran war nur Wes Schuld. Ich schnaufte frustriert und wischte mir über die Wangen als ich Paps hinterhertrottete.

Wenn Wes weintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt