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Als ich die Küche betrat verstummte eine Gruppe Mädchen, die ich als Wes Clique identifizieren konnte. Das blonde Mädchen, dass mich am Anfang der Woche vor allen angezickt hatte, stand in der Mitte der Runde. Sie hatte die Augenbrauen hochgezogen und musterte mich eingehend von Kopf bis Fuß. Sie selbst trug ein schwarzes knappes Lederimitat mit Spaghettiträgern und einen weißen Spitzenkragen darüber, der ihre hochgepushten Brüste jedoch nicht verbarg. Dazu trug sie eine Art Schleier am Kopf und einen Gürtel um die Hüften, an dem ein Kreuz hing, plus Netzstrumpfhosen und hochhackiger Glitzerstiefel. Sie sah aus wie eine Porno-Nonne. Die anderen Mädchen waren durchgemischt als Katzen, Fledermäuse und Hexen mit kurzen Miniröcken verkleidet, aber die blonde Furie, deren Namen ich noch immer nicht wusste, stach eindeutig aus der Menge heraus.

Sie sagte etwas zu ihren Freundinnen, woraufhin ein paar lachten. „Sophie!", rief sie und winkte mich her. Ich ahnte Schlimmes und wurde nervös. Langsam ging ich auf sie zu und entdeckte unter anderem Tina Ferra in der Gruppe, das konnte nur schlimm enden. Ich unterdrückte den Drang mich nach Wes umzusehen und ging weiter auf die Buxe der Pandora zu. Doch als ich nur mehr vier Schritte von ihren feixenden Gesichtern entfernt war, hörte ich meinen Namen nochmals hinter mir. Tristan! Er hatte mich gefunden.

Ohne die Furie und ihre Zicken weiter zu beachten drehte ich mich auf den Absätzen um und blickte mich nach ihm um. Er stand in der Tür und starrte mich mit großen Augen an.

„Wow!", er pfiff leise durch die Zähne, als ich auf ihn zuhopste. Ich war so erleichtert, dass ich ihm um den Hals fiel. „Hi.", hauchte ich und spürte wie ich rot wurde. Er küsste mich auf die Wange und schob mich von sich um mich eingehender zu betrachten. „Du siehst aus wie Ariana Grande.", sagte er kopfschüttelnd, „wunderschön!". Als er meine Augen sah zuckte er zusammen.

„Fast wie Ariana!", meinte er und deutete auf meine Pupillen, „Was stellt das dar?".

Ich war ein bisschen enttäuscht, dass er es nicht gleich verstanden hatte, antwortete aber unbehelligt: „Ich gehe als falsche Schlange.".

Er runzelte für einen Moment die Stirn, lachte dann aber und nickte. Ich kaufte ihm nicht ganz ab, dass er es verstanden hatte und verfiel sofort in Selbstzweifel. War es zu komplex? Wes hatte es sofort verstanden. Er selbst hatte ein Haifischkostüm angezogen und Blut tropfte ihm aus dem rechten Mundwinkel.

„Ist das ganze Schwimmteam als Unterwasserwesen verkleidet?", fragte ich nach und zupfte an seiner Flosse. Er nickte begeistert: „Ja, das war meine Idee! Hast du Thomas schon als Patrick der Seestern gesehen? Christine hat ihn komplett rosa angemalt und er trägt bloß eine Unterhose.", Tristan lachte und hielt sich am Türrahmen fest, seine weißen Zähne blitzten auf und ich musste sofort mitlachen, auch wenn ich Thomas noch nicht gesehen hatte. Sein Lachen war ansteckend.

„Was möchtest du trinken?", fragte er mich, als er sich beruhigt hatte.

„Oh. Nur ein Wasser.", antwortete ich unentschlossen.

Seine Mundwinkel zuckten leicht und er nickte langsam. „Ein Wasser also.". Ich folgte ihm zur Küchentheke wo er zwei rote Plastikbecker mit Wasser befüllte und einen Eiswürfel in jedes Glas warf.

„Oh. Du musst nicht, ich will nur nicht.. ich..", ich hatte die Mengen an Alkohol bemerkt, die in der Küche herumstand und wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass ich eine Spaßbremse war und er wegen mir nicht trinken konnte.

„Ich liebe Partys, aber ich bin kein großer Trinker.", zwinkerte Tristan, „Ich finde es ganz erfrischend mal mit einem Mädchen hier zu sein, dass es nicht auf Sekt und Wodka abgesehen hat.".

Mit wie vielen Mädchen war er wohl schon auf Partys? Schoß es mir sofort durch den Kopf.

Ich verkrampfte mich ein bisschen, doch er schien es nicht zu bemerken und zog mich mit sich, in dem er mich einfach an der Hand nahm. Ich hörte die Furie nach ihm rufen, doch er ignorierte sie, oder bemerkte sie nicht und wir schlängelten uns durch die Menge ins Wohnzimmer, wo Wes und die anderen bereits die beiden Sofas belagerten. Thomas, der Seestern sah wirklich lustig aus, vor allem weil er anscheinend abfärbte und deshalb nur auf Zeitungspapier sitzen durfte. Neben ihm saß Christine, das Mädchen, das mich letztens vor der Furie beschützt hatte. Sie hatte ihre Hand auf seine gelegt, was sie eindeutig als seine Freundin hervorhob. Sie war ganz in gelb und somit passend zu seinem Patrick-Kostüm als Spongebob verkeidet.

Wenn Wes weintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt