Fortune

Begegnungen | THREE

~Und erst in diesem Moment merkte sie, welches Leid er durchbrechen musste.
~Fortune

,,Malfoy!"
,,Granger."
Hermine war in dieser Sekunde wie versteinert, zu versteinert, als dass sie Malfoy hätte anfauchen können.
Denn er saß da, mit seiner grobschlächtigen Malfoymiene, und betrachtete sie von Kopf bis Fuß und wieder zurück

,,Malfoy", wiederholte sie, und tat einen Schritt in den Raum hinein. Das quietschen der Tür war protestierend, und bewies, dass sie eigentlich nicht hier hin gehörte.
,,Ich weiß wie ich heiße", sagte Malfoy, und Hermine zog die Augenbrauen zusammen.
Jetzt war sie an der Reihe, ihn zu betrachten.
Und mit einem Schrecken nahm sie wahr (den sie natürlich nicht zeigte), dass die Jahre an Malfoy spurlos vorbei gegangen waren. Und wieder nicht.
Genauso wie der Krieg.
Seine Haare waren dunkler, aber immer noch zweifellos blond.
Seine Schultern breiter. Aber seine Augen waren eingefallen.
Eingefallen, irgendwie leblos. Leer.

,,Setzt dich, Granger", sagte Malfoy und wies auf den unbequemsten Stuhl vor ihm.
Hermine jedoch, setzte sich in den Sessel, der schräg gegenüber dem Schreibtisch stand.
,,Akute Atemnot, drängendes Schlucken. Und nach zwei Tagen bist du tot. Willst du das, kannst du gehen, willst du das nicht, wirst du dir von mir eine Spritze geben lassen."
Hermine nickte stumm. Dann fiel ihr ein, das Malfoy kein Lehrer war.
Sie schürzte die Lippen. ,,Genauso naiv wie früher, was Malfoy? Behandelst du mich nicht anständig, gehe ich zu deinem Chef."
,,Genauso besserwisserrisch wie früher, was Granger", auf Malfoy's Gesicht bildete sich ein schmallippiges Lächeln. Der Spott blitzte ihm aus den grauen Augen.
Malfoy stand auf, zückte aus seiner Kitteltasche ein Spritze.
Und dann sagte er mit völlig veränderter Stimme:
,,Bitte setzt dich."
,,Du kannst es ja doch", sagte Hermine und nickte zufrieden.
Sie setzte sich auf die Liege, und zog ihre Jacke aus.
,,Wie geht es dir?"
Diese Worte ließen Hermine dann aber doch zusammenzucken. War das nicht ein bisschen viel des Guten?
,,Gut...", sagte sie langsam.
,,Warum?"
,,Reine Routine", antwortete Malfoy und füllte die Spritze mit einer durchsichtigen Flüssigkeit auf.
,,Zieh bitte dein Hemd aus."
,,Warum?"
,,Mensch Granger", Malfoy schlug mit dem Kopf gegen die Wand.
,,Du sollst dein Hemd ausziehen, damit ich dir die Spritze geben kann!"
Hermine knöpfte ihr Hemd auf. Und versuchte den verbissenen Gedanken daran, das Malfoy sie womöglich für dumm hielt, zu vertreiben.

Malfoy reinigte die Stelle an ihrem Arm, und Hermine dachte gequält daran, dass er sie mit einem Fingerschnipsen umbringen konnte.
Aber konnte das nicht jeder Mensch?
Hermine wollte gerade irgendetwas Fieses erwidern, als Malfoy ihr die Spritze (absichtlich) fest, und ohne Vorwarnung in den Arm rammte.
Hermine presste den Mund zusammen um nicht aufzuquieken, aber sie konnte nucht umhin, tief und laut auszuatmen.
Malfoy wandte sich ab, und schmiss ein paar Tücher in den Abfalleimer, und drückte Hermine grob ein Pflaster auf die kleine Wunde.
Dann drehte er sich weg, strich sich über den kurz geschorenen, blonden Dreitagebart und setzte sich auf den Sessel hinter dem Schreibtisch.
,,Die Nebenwirkungen sind extrem, Granger", sagte Malfoy und blickte sie einmal prüfend an, bevor sich auf seinem blassen Gesicht ein spöttisches Lächeln bildete.
,,Glaubst du wirklich, du schaffst das...nicht das du später noch meinen Chef voll nörgelst..."
Hermine schlug zornig die Beine übereinander, nachdem sie den letzten Knopf an ihrer Bluse schloss.
,,Weißt du Malfoy..."sagte Hermine und stand selbstbewusst auf, obwohl ihr vor Übermut das Herz gegen die Rippen schlug.
,,Schließlich war nicht ich die jenige, die sich bei Myrte ausgeheult hat."
Sie drehte sich auf dem Absatz um, verließ das Zimmer etwas hastig, als sie eine flüchtige Bewegung Malfoy's hinter sich wahrnahm.
Gemeines Biest, dachte sie beschämt.
Du gemeines, verdrossenes Biest.