Furcht | FIVE

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~,,Es tut mir leid. Für mich. Ich geh an dir kaputt."
~Fortune

Er konnte nicht schlafen. Nicht wegen dem Gewitter. Wegen Erinnerungen. Erinnerungen, die bei Granger's Gesicht hochkamen, Granger's spöttischen Gesicht.
Er schloss die Augen, und zuckte zusammen.
Goyle, dessen Haut verbrannt war, erschien in seinem Kopf.
Seine verrückte Tante, die Voldemort anhimmelte.
Und das Wissen daran, dass sie…
Draco schlug die Augen auf. Die Dunkelheit ließ Pünktchen vor seinen Augen erblinken.
Er sollte es dem Ministerium melden, das sollte er wirklich.
Ein Blitz zuckte über dem Himmel hinweg, und Draco sah Schatten an der Tür auftauchen, und wusste wer es war. Binky. Natürlich.
,,Binky?" Der Hauself erschien in der Tür, mit einer Schürtze über seiner Cordhose, dem roten winzigen Sweater und einem fragenden Blick in den großen Augen.
,,Meister hat gerufen, Meister braucht Hilfe, Sir?"
Draco setzte sich in seinem Bett auf und warf die Decke von sich.
,,Bitte sage den Termin morgen ab."
Binky nickte eifrig, dann trat er einen Schritt vor und seine großen Füße waren in flauschige Socken gesteckt. ,,Geht es dem Meister nicht gut, Sir? Liegt dem Meister etwas auf der Seele, Sir?"
Draco mahlte seine Zähne nachdenklich aufeinander.
Die B.Elfe.R Organisation, die Granger ins Leben gerufen, und äußert viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, wäre stolz auf ihn.
Immerhin, zu Weihnachten bekam Binky immer einen Pullover. Bezahlungen wollte Binky aber nicht akzeptieren.
(,,Nein Sir, das kann Binky nicht annehmen, Sir!")
Draco wedelte abwesend mit der Hand.
Danach legte er sich wieder hin, und hörte wie Binky das Zimmer verließ.
Er würde sofort das Interview für morgen über den Krieg um Hogwarts absagen.

Draco drehte sich auf die Seite und rollte sich zusammen. Das Bett war riesig, fast schon zu groß für ihn. Er fühlte sich ein wenig verloren darin, noch verlorener als ohnehin schon.
Und schämen tat er sich auch.
Wenn er nun der einzige war, der diese ungewöhnlichen, unkennbaren Schmerzen litt?
Er stieß die Decke von sich, schüttelte sein Kissen aus, und rief Binky wieder zu sich.
,,Sage den Termin für morgen nicht ab!", rief er, schon fast erzürnt und war wie gewillt einzuschlafen.

*
Hermine hatte sich auf dem Schlafsofa zusammengerollt, zitterte förmlich vor den Blitzen draußen. Heiße Tränen der Angst liefen über ihr Gesicht, liefen in ihren offen stehenden Mund.
Das Licht der Lampe die sich die Potters angeschafft hatten sprang in ihre halb offenen, halb geschlossenen Augen, während sie mit zitternder Hand das Glas Wasser des schwarzhaarigen entgegen nahm.
,,I…ich sseh ess immar wiedder", weinte sie und setzte das Glas ungeschickt an ihre Lippen.
,,Die gans-se Sseit übber…"
Harry hatte ihr einen Arm um die Schulter gelegt, und drückte sie an sich.
Man merkte, wie unbeholfen er sich fühlte, und das brachte Hermine dazu, sich fester an seine Schulter zu drücken.
,,Die Therapie bringt also nichts?", fragte Harry sie, und legte mitleidig die Decke über ihren Rücken.
Nein, sie Therapie bei der vollbusigen Laura Wanesco brachte nichts, vollkommen nichts.
,,Hey…vielleicht brauchst du auch nur einen Freund!"
Hermine schluchzte laut auf. Er konnte ja nicht wissen, dass sie genau das am dringendsten brauchte.
,,Okay, okay, dann nicht."
Harry versuchte ein möglichst zerknirschtes
Gesicht zu machen, was ihm aber tatsächlich schlechter als schlecht gelang.

Der Himmel gab ein weiteres Donner Grölen von sich und Hermine zuckte zusammen.
Es war nicht das erste Mal, das sie bei einem Gewitter oder einem Sturm zu Harry und Ginny Potter floh. Manchmal ging sie auch zu Mr und Mrs Weasley, und wenn es nicht zu schlimm war, dann sogar zu Brittany und Ron.
Aber egal wie oft sie die Gesellschaft in solchen schrecklichen Lagen suchte, sie schaffte es nicht, ihre Furcht zu bändigen.
Und keiner konnte erraten, wie man ihr helfen konnte.
Es waren die Tode, die Morde, die Hermine quälten. Wie Fred am Boden lag, wie Lavender Brown von einem Werwolf angegriffen wurde.
Wie die Nachricht von Moody über sie hineinbrach, oder Kingsley Shacklebolt auf dem Thestrahl die Todesser in die Tiefe stürzen ließ.
Aber besonders, besonders die schlimmste Nacht ihres Lebens.
Das Flüstern der Bellatrix Lestrange wollte nicht aufhören zu zischen bei einem Unwetter, und die Narbe nicht aufhören zu brennen...
Hermine schluchzte auf.
,,Wir haben sie alle", sagte Harry betont sanft.
,,Wir haben alle die Bilder im Kopf, wir sind alle füreinander da, und für dich da, wenn du uns brauchst."
Er drückte sie ein wenig fester an sich.
,,Weißt du was Dumbledore mal gesagt hat? Er hat gesagt, weder an der Dunkelheit, noch an dem Tod ist etwas zu befürchten. Und wenn es davor nichts zu befürchten gibt, dann auch nicht vor dem Gewitter. Dann auch nicht vor den Albträumen."
Hermine wimmerte. Dann blieb sie still. Dann schniefte sie.
,,Kluger Mann, dieser Dumbledore."
Und dann ließ sie sich auf die Seite fallen. Ließ sich treiben.
Und vergessen.

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