Treffen und Betreffen | NINE

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Draco saß Zuhause an seinem Schreibtisch, einen Brief fest in der Hand, den er durchlesen wollte, bevor er ihn abschickte.
Es war nicht ganz einfach gewesen, dieser Person zu schreiben, denn nach zwei Monaten wandte er das erste Wort an sie.
Draco hob den Brief, und betrachtete die ersten Zeilen.

Mutter -
ich würde gerne mit dir sprechen, Auge von Auge, denn die Gesellschaft eines Hauselfen ist nicht die umfangreichste, und ich gebe es zu - du fehlst mir.

Ja, das gab er zu, und auch wenn die Gesellschaft von Binky nicht gerade schlecht war - wirklich tröstlich war sie nicht.

Ich weiß, ich war ein wenig umständlich in den letzten Wochen, aber ich möchte mich dafür entschuldigen.

Wenn nicht sogar zu sagen, dass er sehr umständlich war. Draco setzte sich ein wenig bequemer in seinen Stuhl und stellte sein Muggletelefon neben sich. Nach einem kurzen Zögern fügte er hinzu: Dein Sohn Draco

Es war nicht ganz leicht zu ertragen, dass sein Vater weg war, einfach verschwunden, denn auch wenn er nicht immer der verständnisvollste war, er war sein Vater gewesen.
Seine Mutter hingegen auch noch zu verlieren würde er nicht akzeptieren.
Er wollte als erstes nicht für die Spaltung der Malfoys verantwortlich sein, und am Ende vom rechten Weg abkommen und einen Muggle heiraten.
Und zum anderen war er tatsächlich ein wenig einsam- wie sollte es da seiner Mutter gehen?
Draco band den Brief an seine Eule, die aus dem Fenster flog und über den Dächern Londons verschwand.
Er setzte sich zurück an seinen Platz, in Gedanken dass der Brief höchstens fünf Minuten zum ankommen brauchte, denn seine Mutter lebte nicht weit von hier entfernt, und hielt das Telefon fest in der Hand.
Narzissa Malfoy hatte ihn den letzten Wochen permanent angerufen, aber er war nicht dran gegangen.
Kaum drei Minuten später surrte das Telefon in seiner Hand, und sah auf die Nummer seiner Mutter.
Bevor er abnahm atmete er einmal tief aus, und drückte dann den Knopf.
,,Draco?", war Narzissa's Stimme aus dem Telefon zu hören. Sie klang belegt und den Tränen nahe.
,,Hallo, Mutter", erwiderte Draco, und war überrascht, wie weich seine Stimme klang. Aus dem Gerät hörte er, wie seine Mutter anfing zu weinen, es seinem Herzen einen Stich gab, und das Telefon umklammerte.
,,Nicht weinen, Mom", sagte er leise, und benutze gezielt dieses Wort. Er wusste, wie seine Mutter darauf reagierte, er wusste, dass sie es lieber hatte als sein übliches kaltes ,Mutter' Gemurre.
,,Liebling, du- du hast mir geschrieben", schluchzte sie, und Draco stand auf, und ging dass Esszimmer entlang, das viel zu groß für ihn allein war.
,,Du has-t mir geschrieben! Weißt du denn gar nicht...wie lange ich darauf gewartet habe?"
,,Ich weiß, Mom", sagte er, und runzelte die Stirn. ,,Ich weiß, und es tut mir leid."
Es war merkwürdig diese Worte auszusprechen, denn er war es nicht gewohnt sich zu entschuldigen. Nur bei seinem Vater, musste er dies regelmäßig tun.
,,Draco, Schatz, entschuldige dich nicht! Ich war eine Rabenmutter, eine schreckliche Frau, die sich nicht um ihren Mann gekümmert hat...ich hätte mich einsetzten können, ich-"
Draco wusste noch, wie sehr sie unter der Pflege seine Vaters litt, und wie sie sorgfältig sie arbeitete, dass es ihrem Mann ein wenig besser ging. Ihre Worte waren wie Salz in eine Wunde streuen.
,,Nein, Mutter", sagte er fest. ,,Nein, es war keinesfalls deine Schuld."
Er hatte sich nicht um seinen Vater gekümmert. Er hatte ihn dahin sterben lassen, ohne mit ihm die letzte Zeit seines Lebens zu teilen.
,,Nein, es war nicht deine Schuld. Bitte sag' so etwas nicht."
Seine Mutter verstummte, Draco konnte hören wie sie sich die Nase putzte.
,,Ich möchte dich sehen, Draco", sagte sie mit matter Stimme.
,,Bitte- ich möchte dich sehen. Ich will nicht auch noch meinen Sohn verlieren, bitte-"
Draco konnte es nicht ertragen, seine Mutter flehen zu hören. Das letzte Mal tat sie es, um Gnade für Draco vor Lord Voldemort zu zu erbetteln, der ihn erbarmungslos mit dem Cruciatusfluch quälte. Das waren alte Erinnerung; die Vergangenheit holte ihn auf.
,,Und ich nicht meine Mutter", sagte er, und sah auf das Telefon hinab.
,,Wirklich. Nicht meine Mutter."

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