Kapitel 2

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,,Glaubst du ihr geht es gut? Ich meine, sie sieht jetzt nicht so gesund aus", vernahm ich eine besorgte Stimme eines Mannes.  ,,Sie ist immer noch nicht wach", fügte er noch nach einer kurzen Weile hinzu.
,,Sie wird bald zu Bewusstsein kommen. Und falls deine nächste Frage ist, ob es vielleicht lebensgefährlich war, kann ich dich beruhigen, war es nicht", antwortete eine gereizte Stimme, die mir vertraut vorkam.
,,Nur so viel, dass sie ohnmächtig  geworden ist", meinte der Mann sarkastisch.
Erst jetzt öffnete ich die Augen, richtete mich auf und musterte meine Umgebung. Ich befand mich in einem Quinn-Jet. Um mich herum waren fünf Agents. Drei von ihnen kannte ich; Will und Max - sofern es überhaupt ihre Namen waren- und die Partnerin von Lewis, was mich ziemlich überraschte.
,,Oh, die böse Agentin ist erwacht", sagte ein älterer Mann, welcher auf die Fünfzig zuging, mit einem scherzenden Unterton. Er trug den Standard S.H.I.E.L.D.- Anzug und sah mich mit seinen wachsamen Augen an. Der Mann saß einige Meter von mir entfernt auf einer Kiste. Er hatte einen Vollbart, welcher sich von Dunkelbraun ins Graue färbte. Der Agent legte sein Scharfschützengewehr waagerecht auf seine Beine, dann beobachtete er mich weiter.
,,Schön, Sie zu sehen, Sophie. Oder sollte ich sagen - Sarah?", sagte die Frau und trat vor mich.
,,Sie wissen doch, wie ich heiße", antwortete ich gereitzt und stand auf, sodass ich auf gleicher Höhe mit ihr stand.
,,Sitzen bleiben", befahl sie und drückte mich grob auf meinen Platz zurück.
,,Ernsthaft?", murmelte ich. Ich vermutete nur, was als nächstes kam.
,,Haben Sie sich Hydra wieder angeschlossen oder haben Sie bereits die ganze Zeit über zu dieser Organisation gehört und uns nur ausspioniert?", fragte sie und bestätigte meinen Verdacht. Genervt seufzte ich auf.
,,Glauben Sie, ich wäre so blöd und hinterhältig, dass ich dorthin zurückgehe? Diese Organisation hat mir alles genommen." Ich machte eine Pause und atmete tief ein. Ich wollte nicht wieder so einen Ausbruch wie vor einigen Monaten im Labor riskieren.
Keine Gefühle zeigen oder wenigstens nicht diese, erinnerte mich eine Stimme in meinem Kopf und ich befolgte ihre Anweisung, weshalb ich den Agent mit einem düsteren Blick ansah.
,,Verdammt noch mal! Hat S.H.I.E.L.D. nichts Besseres zu tun, als meine Loyalität anzuzweifeln? Wahrscheinlich wäre Ihre zweite Frage: Warum ich aus Washington geflohen bin. Hm? Oder warum ich mich mit einem ehemaligen Hydra-Agent in Spanien getroffen habe?"
,,Ich weiß, wer Ihre Freundin ist, Gordon. Was mich eher interessieren würde, warum Sie ihr Team im Stich gelassen haben." Abwartend auf irgendeine Reaktion von mir hörte sie kurz auf zu reden. Da ich aber nicht darauf antwortete, sprach sie weiter: ,,Diese Frau ist einfach in Ihre Wohnung gekommen und hatte gesagt: Sie sollen ihre Sachen zusammenpacken und hier verschwinden - und Sie haben das, ohne zu zögern, getan." Ich wusste, dass S.H.I.E.L.D. Kameras in der Nähe der Wohnung - wenn nicht sogar in der Wohnung -  platziert hatte. Sie warf  mir einen misstrauischen Blick zu. ,,Übrigens, Ihre alte Freundin hat sich einfach aus dem Staub gemacht und Sie bewusstlos auf dem Boden liegen gelassen, als sie uns kommen sah. Ich würde sagen, dass Sie eine echt vertrauenswürdige Partnerin hatten."
Ich erwiderte nichts und sah deswegen die mir gegenüberliegende Wand an. Ich war keinesfalls wütend auf Luna. Mir war klar, dass sie so handeln musste. Sie musste dort weg. Sonst wäre sie mit einer großen Wahrscheinlichkeit eine Gefangene von S.H.I.E.L.D. geworden.
,,Wir sind gleich da. Also Leute, bitte anschnallen", informierte uns der Pilot und wir landeten.
,,Ich bringe Sie jetzt zum Direktor", sagte die Frau und machte keinerlei Anstalten, das Gespräch weiterzuführen, weshalb ich ihr auch nur stumm aus dem Quinjet folgte.
,,Wo sind wir hier?", fragte ich, da mir der Stützpunkt noch nicht bekannt war.
,,Der Spielplatz. Das neue Hauptquartier", erwiderte sie kühl, ohne stehen zu bleiben.
,,Anderson", rief jemand und die blonde Frau neben mir drehte sich um, um zu wissen, wer ihren Namen gerufen hatte. Ich wandte mich ebenfalls um und konnte Lewis erkennen, welcher leicht auf uns zu gejoggt kam.
,,Wenn das nicht mal meine Partnerin und meine Lieblingsurgroßtante", sagte er außer Atem, doch mit einem Lächeln im Gesicht.
,,Und wenn das nicht mein Partner ist, dem es nicht schaden würde, sich wieder beim Training blicken zu lassen", meinte sie spöttisch.
Als sie das sagte, schaute er sie fassungslos an, doch dann grinste er und deutete dann mit einer Handgeste hinter sich. ,,Ich bin gerade quer über den ganzen Hangar gelaufen", verteidige er sich.
,,Da du ja hier bist, kannst du sie“, sie deutete mit einem Nicken auf mich, ,,gleich zum Direktor bringen." Ohne überhaupt eine Antwort abzuwarten, verließ uns Agent Anderson auch schon..
,,Wir sollten den Direktor nicht warten lassen", meinte Lewis und lief los. Ich folgte ihm nur stumm.

Inhumans | AoS SE02 [Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt