Kapitel 10

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Ich wachte in meinem Zimmer auf.
Ich habe es so satt, immer so aufzuwachen , dachte ich und sah mich um.
Man hatte mich in mein Zimmer gebracht. Neben meinen Bett saß Mack, der seine Arme auf seine Knie gestützt hatte und mich abwartend ansah.
,,Wirst du mich angreifen?“, fragte er mit belegter Stimme.
Ich schüttelte den Kopf und fuhr mir durch die Haare. ,,Werde ich nicht“, antwortete ich und setzte mich auf.
,,Warum habt ihr mich hierhin und nicht in eine Zelle gebracht?“, erkundigte ich mich bei ihm.
,,Du sollst dich nicht, wie eine Gefangene fühlen“, erwiderte er ehrlich und setzte sich neben mich. ,,Wir alle verstehen, wie schwer es für euch sein muss. Plötzlich irgendwelche Kräfte zu besitzen, die ihr weder versteht noch kontrollieren könnt. Das kann einen schon Angst machen.“ Er legte einen Arm um mich und drückte mich leicht.
,,Du schiebst es darauf, warum ich weg wollte. Das ist ein Punkt, aber es gibt auch andere“, sagte ich.
,,Was hast du gesagt?“, fragte er nach und sah mich weiterhin an.
,,Ihr tut so, als wären diese Kräfte, der einzige Grund“, ich stand auf und ging einige Schritte, ehe ich mich wieder Mack zuwandte, ,,Ihr vergesst alle, dass ich nicht einmal hier sein müsste.“
Mack warf mir einen fraglichen Blick zu, woraufhin ich aufseufzte.
,,Als Coulson einige Monate später, nachdem ich meine Erinnerungen zurückbekommen habe, vor meiner Haustür stand, sagte er, er wolle nur darauf achten, dass ich nicht wieder zu Hydra überliefe. Und jetzt?“, ich lachte auf. ,,Ich habe mehrmals bewiesen, dass ich nie wieder zu Hydra gehe oder gar auf deren Seite stehe, doch es interessiert niemanden!“, rief ich sauer.
,,Sarah -“, begann Mack mit ruhiger Stimme. Er stand ebenfalls vom Bett auf und ging auf mich zu.
Mahnend hob ich die Hand. ,,Warte!“, unterbrach ich ihn. ,,Ich meine, was war bitte die Situation in Spanien? Warum hat mich S.H.I.E.L.D. verfolgt wie eine Flüchtige?“, ich machte eine Handgeste, die den ganzen Raum einschloss, ,,Man überlässt mir nicht einmal diese eine Wahl, ob ich aus diesem Beruf aussteigen will. Lieber fängt man mich wieder ein, da ich ja möglicherweise eine Bedrohung darstelle.“
Ich sah zu Mack, welcher still geworden war.
,,Und das ist ein weiterer Grund, weswegen ich hier weg will“, sagte ich und machte eine Pause, bevor ich weitersprach: ,,Und jetzt noch diese verdammten Kräfte!“, ich funkelte ihn wütend an, ,,Ihr könnt es nicht nachvollziehen. Noch verstehen.“ Ich atmete tief ein.
Ich musste mich beruhigen. Wer weiß, was passieren kann, wenn ich meine Kontrolle verliere.
Mack öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch unterbrach ich ihn, als ich bemerkte, wie ich Macks Gefühle spüren konnte.
Mitgefühl und Bedauern – wahrscheinlich da er mir nicht helfen konnte.
,,Verstehe mich bitte nicht falsch. Aber es wäre jetzt besser, wenn du gehen würdest. Ich kann einfach gerade nicht unter Menschen sein.“
,,Ist in Ordnung“, sagte er und lief zur Tür. ,,FitzSimmons werden das schon wieder hinbekommen“, sagte er, ehe er hinter sich die Tür zuzog.

Die nächsten Tage verbrachte ich in meinem Zimmer. Ich versuchte so wenig wie möglich, Kontakt zu anderen Menschen zu haben. Ab und zu sprach ich mal kurz mit Simmons oder Fitz, welche mir mitteilten, dass sich Skye in die Zelle im Bus einquartiert hatte, womit sie sichergehen wollte, dass sie keine Gefahr für andere darstellt. Wahrscheinlich würde ich auch in einer dieser Zellen sitzen, wenn ich solche Art von Kräften hätte, doch konnte ich zum Glück niemanden mit meiner  Gabe verletzen, so reichte auch mein Quartier aus.
Es klopfte an der Tür.
,,Herein!“, rief ich und legte den Bleistift zur Seite, mit welchem ich soeben noch gezeichnet hatte.
Wenige  Augenblicke später wurde die Tür geöffnet und Coulson trat ein.
,,Sie malen?“, fragte er und deutete auf die Zeichnung.
Ich drehte mich mit meinem Stuhl zu ihm, verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu ihm hoch.
,,Wir wissen beide, dass Sie nicht hierhergekommen sind, um zu fragen, was ich so in meiner Freizeit mache“, stellte ich klar.
,,Damit liegen Sie wohl richtig“, sagte er mit einem Seufzen. ,,Ich bin hier, um Ihnen mitzuteilen, dass ich Sie und Skye woanders unterbringen möchte. Sie -“
,,Für wessen Sicherheit?“, unterbrach ich Coulson. ,,Für uns, für die Agents oder gar für die ganze Menschheit?“
,,Für beides. Ich sperre Sie nicht ein. Ich bringe euch nur zu einem Safehouse, in welchem ihr euch erst einmal ausruhen könnt und eure Kräfte unter Kontrolle bringen könnt.“
Als Coulson meinen skeptischen Blick sah, fügte er noch hinzu: ,,Es ist eine kleine Hütte im Wald, dort werdet ihr erst einmal einige Tage alleine sein.“
Ich werde eh keine Wahl haben. , dachte ich und stand vom Stuhl auf.
,,Okay“, antwortete ich stattdessen.
,,Packen Sie ihre Sachen. In Kürze werden wir aufbrechen.“ Mit diesen Worten verließ Coulson das Zimmer, während ich anfing, einige Sachen in eine Reisetasche zu verstauen.

Mit einem lauten Knall ließ ich meine Tasche auf den Holzboden fallen.
,,Wow, und das ist jetzt unser neues Quartier? Eine Hütte mitten im Wald, mit einem See und weit und breit keine Menschenseele. Sehr schön“, sagte ich sarkastisch und sah zu Coulson, welcher gerade unsere Versorgung auspackte.
,,Ja, genau schön abgeschieden“, entgegnete Skye und ließ ihren Blick über die Hütte schweifen. ,,Soll es eigentlich uns, oder die Menschen schützen?“, fragte sie und sah Coulson ebenfalls an.
,,Beides“, antwortete dieser knapp.
,,Ich fühle mich so, als würde man mich wie einen Werwolf bei Vollmond einsperren. Wir sind komplett abgeschottet.“
,,Nicht komplett“, unterbrach Coulson Skye. ,,Es gibt immer eine bestehende Leitung zur Hauptbasis. Außerdem wird May immer mal wieder vorbeischauen.“
Ich rollte genervt mit den Augen und ließ mich auf das alte Sofa fallen.
,,Und was sollen wir hier tun? Etwa Fischen?“, fragte Skye. In ihrer Stimme konnte man die Verletzung hören, die Coulson verursacht, da er uns hier einsperrte.
,,Wenn Sie wollen, können Sie es ja machen. Doch wenn Sie rausgehen, passen sie auf! Das Grundstück wird von einem Laserzaun umgeben.“
,,Natürlich“, meinte ich und sah zu Coulson und Skye.
,,Hören Sie, es wird besser. Hier können Sie versuchen ihre Kräfte lernen zu kontrollieren und -“
,,Weil das ja auch schon früher so gut geklappt hat“, warf Skye mit einem ironischen Unterton ein.
,,Vielleicht wird es Zeit, dass wir Sie unterstützen.“ Coulson lief auf einen kleinen Koffer zu, welchen er mitgenommen hatte und legte ihn auf den Tisch. Er öffnete ihn und drehte ihn so, dass Skye den Inhalt sehen konnte.
,,Was ist im Koffer?“, fragte ich und ging zu Coulson und Skye.
,,Eine Hilfe“, antwortete Coulson und Skye entnahm dem Koffer zwei Armschienen. ,,Erst einmal nur für Skye. Wir wissen noch nicht, wie Ihre Kräfte funktionieren, Sarah, doch wird Simmons nach einer Möglichkeit suchen, ebenfalls Etwas zu fertigen, was Ihre Kräfte dämmt.“
,,Wie funktionieren sie?“, fragte Skye neugierig nach und musterte die Armschiene.
,,Sie enthalten Emiter, die kleine Stromstöße ausüben und ihre Kräfte damit inhibieren“, erklärte Coulson.
,,Also schalten sie meine Kräfte aus?“, fragte Skye mit aufgeregter Stimme nach.
Ich sah Skye an.
Sie hat Hoffnungen, dass sie somit ihre Kräfte unter Kontrolle bringen konnte. , dachte ich und wandte mich von Skye schnell wieder ab.
,,Nicht ganz. Es schwächt sie eher ab, damit Sie sich nicht verletzen. Wie gesagt: Wir wollen, dass Sie sich erholen.“
,,Was für eine geniale Erfindung“, raunte Skye, während sie die Armschienen betrachtete und dann leicht mit der Hand über diese fuhr.
,,Sie müssen selbst entscheiden, ob Sie sie tragen wollen“, Coulson sah kurz auf die Schienen, ehe er sich wieder Skye zuwandte, ,,Sie haben einige Nebenwirkungen. Simmons wird Ihnen sie später erklären.“
,,Sind die Handschuhe wirklich meine beste Lösung?“, fragte Skye und ich bemerkte, wie ihre Hoffnung langsam wieder verschwand.
,,Diese Frage kann ich Ihnen ehrlich gesagt, nicht beantworten.“

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Inhumans | AoS SE02 [Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt