Kapitel 1

597 28 9
                                    


"Halt die Klappe!" Der Schrei hallt von den Wänden wider. Ein letztes Mal holt er aus und schlägt voller Wucht zu.
Sein Gegenüber sinkt zu Boden und hält sich die blutende Nase.
"Adrian, hör auf! Das reicht."
Josh zieht Adrian am Arm.
"Der hat es nicht anders verdient", verteidigt sich Adrian.
Trotzdem lässt er sich widerwillig von seinen Freunden Josh und Luc aus der alten Fabrik-Halle führen.
Luc schwingt sich als Erster auf seinen Motorroller: "Lass abhauen, bevor noch jemand kommt! Kein Bock schon wieder Stress zu kriegen."
Josh nickt zustimmend und wirft Adrian einen aufmunternden Blick zu: "Komm schon, genug geschlägert für heute. Dein Auge ist schon blau."
Vorsichtig fährt Adrian mit seiner Hand über sein linkes Auge.
"Aah", flucht er, "dass tut krass weh."
Luc gibt Gas: "Auf geht's, die Sonne ist schon fast weg."
Adrian steigt auch auf und saust seinen Freunden hinterher, Richtung Stadt.

Als Adrian die Haustür öffnet, ist die Wohnung still. Seine Familie scheint schon zu schlafen.
Leise geht er in die Küche, um sich was zu trinken zu holen.
Gerade als er den Kühlschrank wieder schließt, steht seine Mutter hinter ihm.
"Hallo Adrian, schön, dass du daheim bist… Sag mal, was ist denn mit deinem Auge passiert?"
Adrian winkt ab: "Ach nichts, ich hab mir nur den Kopf angeschlagen, weil ich nicht aufgepasst habe. Mach dir keine Sorgen."
Er nimmt sein Glas und verlässt die Küche.
Seine Mutter bleibt zurück, doch sie sagt nichts. Sie ist es gewohnt, dass ihr Sohn manchmal mit Verletzungen nach Hause kommt, doch er redet nie darüber.

Adrian schmeißt sich auf sein Bett. Seine arme Mutter, aber er kann sie doch nicht beunruhigen. Schließlich hat sie selbst genug Probleme seit sein Vater abgehauen ist.
Das Geld, das sie durch ihre zwei Jobs verdient, reicht hinten und vorne nicht. Würde Adrian nicht aushelfen, säßen sie alle schon längst auf der Straße.
Wieder ist Mitte des Monats und er weiß genau, dass seine Mutter kaum noch Geld übrig hat. Dabei wollte sein kleiner Bruder unbedingt auf diese Freizeit mit, auf die alle seine Freunde mitgehen.
Adrian überlegt.
Der Laden im türkischen Viertel war noch nicht dran. Könnte also ein Versuch wert sein.
Er legt seinen Kopf auf das Kissen. Seine Gedanken schwirren durch den Kopf.
Bilder, von seiner Mutter und seinem Bruder, der tapfer genickt hat, als sie ihm sagte, dass er nicht mit auf die Freizeit könne.
Später hat Adrian ihn weinen gehört. Er muss oft verzichten.
Entschlossen steht er auf und öffnet die Kiste, die er immer ganz hinten in seinem Schrank versteckt.
Er holt eine Schreckschusspistole und eine Skimütze raus. Lange betrachtet er die Gegenstände in seiner Hand, dann flüstert er: "Ich mach es, aber nur für dich!"

Cold heart starts to beatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt