Kapitel 9

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Ein paar Tage vergehen. Adrian ist tatsächlich in die Schule gegangen und heute Nachmittag hat er sein erstes richtiges Date mit Luna.
Schon den ganzen Tag freut er sich darauf. Der Sekundenzeiger kroch so langsam über das Zifferblatt, doch jetzt ist es endlich so weit.
Gespannt sitzt er am Ufer des kleinen Sees mitten auf einer Lichtung. Er ist oft hier, weil er hier seine Ruhe hat. Nur selten verirrt sich ein Spaziergänger hierhin.
Adrian hat Luna seinen Standort per WhatsApp geschickt und wartet nun gespannt auf ihre Ankunft.

Über ihm zwitschern munter die Vögel und ein sanfter Windstoß fährt durch die Blätter.
Verträumt wirft er einen Stein in das Wasser und starrt auf die sich bildenden Kreise im Wasser.
Plötzlich berührt ihn etwas an seiner Schulter. Es ist nur eine sanfte Berührung, aber für Adrian kommt sie völlig überraschend.
Sofort fährt er herum und ballt schon seine Fäuste.
"Hey, Adrian."
Luna! Sie ist endlich da.
Er springt auf und umarmt sie. Ihre Nähe zu spüren, ist so ein tolles Gefühl.
"Schön, dass du gekommen bist. Setz dich doch zu mir."
Die beiden lassen sich ins Gras fallen und schauen schweigend auf den See.
"Ich hab dich seit unserer ersten Begegnung nicht mehr aus dem Kopf gekriegt", lacht Luna, "und das, obwohl ich zuerst deine aggressive Seite kennengelernt habe."
Adrian lacht mit: "Tja, das war wohl den Umständen geschuldet."
Luna nimmt seine Hand: "Aber vielleicht war genau das auch der Auslöser. Ein Weichei hätte mich nicht verteidigt, aber du hast dich sofort für mich eingesetzt. Danke nochmal."
Adrian wird leicht verlegen: "Das hätte ich bei allen so gemacht. Ich kann bei sowas nicht tatenlos zusehen."
Luna winkt ab: "Ach was, da gehört schon auch Mut und Überwindung dazu."
Mut und Überwindung? Das braucht Adrian eigentlich nicht. Bei ihm kommt ein Adrenalinschub und -zack- dann kann er sich nicht mehr zügeln.
Aber das will er jetzt so nicht sagen. Es ist doch viel schöner, wenn Luna ihn als Held ansieht.
Weil er nicht geantwortet hat, redet Luna weiter: "Keine Sorge, normalerweise mag ich Schlägertypen gar nicht. Ich steh mehr auf die Gentlemen mit einem gutem Herz."
Die Wörter hallen in Adrians Kopf nach. Sie mag keine Schlägertypen. Aber er schlägt oft mal zu und muss dann natürlich auch einstecken.
Gutes Herz. Naja, vielleicht ist ein Teil seines Herzen gut, aber oft ist sein Herz kalt.
Vorallem wenn es um irgendwelche dummen Besserwisser geht, die andere Menschen beleidigen. Dann hat er kein Mitleid mehr.
Erst vor ein paar Monaten musste ein Typ, der hier mit paar Kumpels im Urlaub war, ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil er die Stadt und Menschen lächerlich gemacht hatte. Adrian konnte sich nicht mehr zurückhalten und hat sich zusammen mit Josh gewehrt.

Wenn er jetzt hier so am See sitzt, neben Luna, dann hätte er damals vielleicht einfach gehen sollen.
Aber das kann man doch nicht auf sich sitzen lassen! Wenn so ein Idiot alles lächerlich redet und beleidigt!
Trotzdem macht Adrian sich zum ersten Mal Gedanken über die Situation.

"Alles okay? Du siehst so nachdenklich aus."
Adrian starrt Luna an: "Jaja, alles super."
"Auf welche Schule gehst du eigentlich? Ich hab dich noch nie auf dem Gymnasium gesehen."
Gymnasium? Adrian hätte sich fast an seiner eigenen Spucke verschluckt. Er ist zwar auf der Realschule, aber hatte vor, dieses Jahr abzubrechen.
Unschuldig sieht er Luna an: "Ich bin leider nicht so gut, aber ich will auf jeden Fall die mittlere Reife erlangen und dann eine gute Ausbildung bekommen."
Luna lacht ihn freudig an: "Ach, eine gute mittlere Reife ist doch auch ein großer Erfolg. Du schaffst das bestimmt!"
Adrian blickt wieder auf den See hinaus. Warum musste er sie nur kennenlernen? Sie ist das komplette Gegenteil von ihm. Er legt einen Arm um sie. Aber jetzt kann er sie nicht mehr loslassen. Sein Herz fühlt etwas, etwas Besonderes, wie Wärme und Geborgenheit.
Luna lächelt zufrieden: "Ein schöner Ort übrigens."
Adrian lächelt zurück: "Danke. Ich bin oft hier, weil ich die Ruhe genieße."
"Ah, dann bist du also auch eher der ruhige Typ?"
Adrian will gerade lachend verneinen, als er doch nur stumm nickt.

Cold heart starts to beatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt