Kapitel 23

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"Kann ich telefonieren?", fragt er ungewohnt kleinlaut.
Der jüngere Polizist schaut zum Anderen und flüstert ihm etwas zu. Der Andere nickt und verlässt den Raum.
Kurz darauf kommt er mit einem Telefon zurück.
"Hier. Du hast 5 Minuten."
Die Polizisten verlassen den Raum.
Adrians Körper zittert, als er die Nummer wählt.
Bitte, bitte geh ran.
Nur ein paar Sekunden später meldet sich Luc.
Adrian ist so froh eine bekannte Stimme zu hören.
Erleichtert beginnt er das Telefonat: "Hey, hier ist Adrian. Ich sitze gerade bei der Polizei, wegen der Sache vor ein paar Tagen."
Am anderen Ende antwortet Luc etwas irritiert: "Verdammt, Adrian, wie konnten die dich finden?"
"Die haben eine Videokamera analysiert und sind dabei auf mich gekommen. Dich sieht man kaum, deshalb sind die noch auf der Suche nach dir. Die haben mich danach sogar geortet und anschließend an der Lichtung eingesammelt! Kann man sich das vorstellen?! Ich lass mein Handy ab jetzt bei jedem Date daheim!"
Luc ist verwirrt: "Wieso Date? Warst du da mit Luna?"
"Ja, und die haben mich vor ihren Augen abgeführt. Ich muss ihr das irgendwie erklären, aber ich komm hier nicht raus."
"Gibt es gar keine Möglichkeit raus zu kommen? Haben die dich sicher in der Hand?"
Adrian nickt: "Leider ja. Also… naja…"
Als Adrian weiterhin zögert, versucht Luc ihm auf die Sprünge zu helfen: "Was? Gibt es doch eine Möglichkeit?"
"Naja, theoretisch schon. Beziehungsweise könnte ich sie dazu bringen einen Deal einzugehen. Aber…"
"Aber was?", fragt Luc ganz aufgeregt.
Adrian kann es kaum aussprechen: "Aber ich müsste dich dafür verraten."
Die Worte klingen in seinen Ohren nach.
Sekundenlang herrscht totale Stille.
Adrian sackt in sich zusammen.
Dann seufzt Luc am anderen Ende der Leitung: "Können die mir überhaupt was tun? Im Endeffekt hast du den Raub begangen. Ich hab höchstens Beihilfe geleistet."
Adrian hat nicht mit so einer Frage gerechnet: "Äh, keine Ahnung. Ich bekomm dann maximal Sozialstunden und muss Schadensersatz zahlen."
Luc seufzt wieder, diesmal schwerer.
Adrian bricht die unangenehme Stille: "Mach dir keine Sorgen. Ich werde dich nicht verraten. Das hast du nicht verdient. Ich wollte dir lediglich Bescheid geben und vielleicht könntest du auch Luna Bescheid geben, bis ich hier wieder raus bin?"
Wieder sekundenlange Stille. Adrian kann sein Herz schlagen hören. Dann macht Luc einen überraschenden Schritt: "Ne! Ich kenn die doch nicht mal. Und die hat noch nie was von mir gehört. Das funktioniert nicht. Das musst du schon selber machen!"
Adrian ist enttäuscht. Sein Magen zieht sich zusammen. Das hätte er seinem Freund nicht zugetraut.
Er sitzt bei der Polizei und hält dicht und sein vermeintlich bester Freund kann ihm nicht mal einen kleinen Gefallen tun.
"Adrian. Mach es einfach. Sag ihnen, wer ich bin. Ich hab keine Angst vor denen und die Sozialstunden sind zu zweit doch auch viel schneller vorbei. Wir gehen da gemeinsam durch!"
Adrians Herz macht einen Sprung und doch kann sein Kopf noch gar nicht glauben, was er da gerade gehört hat.
"Ich soll dich verraten?", fragt er ungläubig.
"Du sollst sie mir vorstellen. Ich habe nichts zu befürchten. Die paar Sozialstunden machen wir doch mit links."
Adrian springt von seinem Stuhl auf, so dass dieser umkippt: "Du bist der Beste! Du bist der aller aller Beste! Wie kann ich das nur jemals wieder gut machen?"
Luc lacht: "Die nächste Runde Pizza geht auf dich. Und der Kühlschrank in der Laube müsste auch mal wieder aufgefüllt werden."
Adrian lacht mit: "Geht klar."
In diesem Moment wird die Tür geöffnet und die beiden Polizisten kehren zurück. Ein wenig verwirrt bleiben sie in der Tür stehen. Adrian steht immer noch vor dem umgefallenen Stuhl und strahlt in den Hörer in seiner rechten Hand.
"Ist alles okay bei Ihnen?", fragt der jüngere Polizist.
Der Andere betritt ebenfalls den Raum: "Randalieren Sie?"
Adrian legt den Hörer auf, stellt den Stuhl wieder an Ort und Stelle und setzt sich darauf.
"Nein, im Gegenteil. Ich möchte kooperieren."
Nicht mehr skeptisch, sondern interessiert setzen sich die beiden Polizisten und warten.
Adrian zögert kurz, dann fragt er nach dem Deal: "Ich werde meinen Komplizen nennen. Dafür möchte ich jedoch sofort gehen. Für weitere Gerichtsverhandlungen stehe ich natürlich zur Verfügung. Ich werde für meinen Fehler gerade stehen."
Die Polizisten sehen sich an: "In Ordnung. Sie dürfen sofort gehen, sobald sie uns den Namen und die Anschrift hier aufgeschrieben haben.
Vorausgesetzt sie verlassen nicht das Land und erscheinen zu Gericht."
Adrian schaut auf den Zettel, der ihm über den Tisch zugeschoben wird.
Der Deal hört sich gut an. Er nimmt den Stift in die Hand. Ein letztes Mal atmet er tief ein.
"Es tut mir leid", flüstert er. Dann verrät er Luc.

Cold heart starts to beatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt