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"Soll ich mal in deiner Jackentasche gucken, ob ich da dein Handy finde?", fragte ich den Braunhaarigen, der mir nur eifrig zustimmte. Ich griff zuerst in die linke Jackentasche. Nichts, na ja außer ein paar Taschentüchern. Schnell griff ich in die andere. Da war es, Liams Handy.

Ich holte es raus und schaltete es an. Glück  gehabt, es hatte noch 5% Akku. Wäre es aus gewesen, würden wir nie an die Nummern der Jungs rankommen und das wäre problematisch. Anstatt jetzt so drüber nachzudenken sollte ich das Handy vielleicht an die Ladestation hängen,  sonst würde es am Ende doch noch aus gehen.

Ich steckte sein Handy an mein Ladegerät und schon erschien das Ladezeichen. Jetzt heißt es warten und vielleicht können wir uns währenddessen ja fertig machen.

"Ähm Liam, in meinem Schrank habe ich Sachen von meinem Bruder, die kannst du anziehen. Ist ungefähr deine Größe", sagte ich,  legte ihm die Wäsche hin und verließ mein Zimmer. Ich duschen mich und als ich wieder raus kam, kam mir Liam schon zur Dusche entgegen.

Statt in mein Zimmer zu gehen, verschwand ich zu Emma ins Zimmer. Sie saß mit dem Rücken zu mir auf ihrem Bett. Großer Fehler; Wende deinem Feind nie den Rücken zu. Ich entschied mich sie zu erschrecken. Deshalb nahm ich Anlauf, sprang mit voller Wucht auf ihren Rücken und schrie laut:"Booooo!"

Sie ließ einen markerschütternden Schrei ertönen, als sie mich entdeckte kitzelt sie mich durch bis ich keine Luft mehr bekam. Danach ließ sie von mir ab. "Und, wie hat unser Prinz auf deinem Bett geschlafen?", fragte Emma irgendwann. "Denke er hat gut geschlafen", ließ ich gespielt desinteressiert von mir.

"Ist unsere kleine Prinzessin heute etwa eine Ziege?", fragte Emma belustigt, worauf ich nur nicken konnte. Mir fiel es schwer mein lachen zu unterdrücken, aber ich schaffte es. Wir lauschten gemeinsam der Dusche, als diese stoppte unterhielten wir uns über irgendeinen Mist, damit es nicht auffiel. Kurze Zeit später klopfte es auch schon an der Zimmertür.

Liam kam rein. "Morgen...","Emma", ergänzte sie ihn. "Ja, habt ihr irgendwo einen Föhn?", fragte Liam leicht verlegen, weil er vermutlich dachte in ein wichtiges Gespräch reingeplatzt zu sein. Wie er so rot wurde, sah er ganz schön knuffig aus man würde ihm am liebsten in die Wangen kneifen. "Ja, drittes Fach rechts", löste Emma die Situation wieder.

Er bedankte sich und verließ das Zimmer dann wieder. Wir beide mussten uns ein lachen verkneifen, doch als dann der Föhn angeschaltet wurde, platzte es laut aus uns heraus. Wir überschlugen uns fast vor lachen.

Als wir uns wieder gefangen hatten, entschied ich mich dazu endlich Frühstück zu machen, während Emma ins Bad ging um sich fertig zu machen. Also stand ich jetzt in der Küche, suchte überall nach Sachen zum Tisch decken und beobachtete die Aufbackbrötchen im Ofen.

Da kam Liam in die Küche. "Julia, ich kann mich wieder erinnern, was passiert ist", war das erste was er sagte. "Weißt du vielleicht,  wer dir sowas antun würde?", fragte ich voller Hoffnung, doch er schüttelte den Kopf. Schade eigentlich, ich hätte gerne gewusst, wer was gegen den hübschen Braunhaarigen hat.

Emma kam dann endlich und wir konnten Frühstücken. Am Frühstückstisch unterhielten wir uns wie immer was wir an diesem Tag machen könnten. Für Liams war das komplett neu, aber er fand schnell gefallen dafür. "Wie wäre es wenn wir heute in die Stadt shoppen gehen", machte Emma den Vorschlag.

Shoppen war zwar nie mein Hobby, aber Liam mussten wir schließlich auch noch einkleiden, wir konnten ihn ja nicht die ganze Zeit in den Klamotten meines Bruders rumlaufen lassen. Nicht dass er darin blöd aussieht, es ist halt nur, dass mein Bruder einen verrückten Style hat, der nicht wirklich zu Liam passt.

Wenige Minuten später standen wir dann auch schon in voller Montur an der Wohnungstür und zogen unsere Schuhe an. Mit dem Fahrstuhl fuhren wir danach in die Tiefgarage und stiegen ins Cabrio. Liam bewunderte mein Auto mit weit geöffneten Augen.  Ist ja seine erste Fahrt im Cabrio bei Bewusstsein.

"Du, Liam, kennst du deine Kartennummer von der Bank", fragte ich ihn nach einiger Zeit. "Ups", rutschte es ihm raus. "Nicht schlimm, wir bezahlen dir das", brabbelte Emma vor sich hin. Wir hatten zwar selber wenig Geld, aber das würden wir irgendwie hin kriegen.

In der Stadt angekommen, setzten wir Liam, bevor wir das Auto verließen noch eine Sonnenbrille und eine Cappy auf. Weder für ihn noch für uns wäre das angenehm, wenn er erkannt werden würde. Wir schoben ihn durch die Leute im Einkaufszentrum und hielten schließlich in einigen Läden.

Liam wurde zwar die ganze Zeit komisch angeguckt, da er auch in der Mall die Sonnenbrille und die Cappy an hatte, aber das war uns relativ egal. Im Endeffekt fanden wir 3 Jeanshosen, 5 T-Shirts und ein Hemd für Liam. Sie standen ihm, wirklich.

Wieder Zuhause war Liam überglücklich was seine Wahl an Kleidung anging und ich würde schon sagen, dass sich sein Style durch die Amnesie nicht geändert hatte. Zum Glück. "Julia, wir wollten doch noch mit meinen Freunden reden", erinnerte mich Liam, als wir auf der Couch saßen.

Stimmt. Da war ja noch was. Das hatte ich verdrängt, aber wollte ich wirklich,  dass sie Liam von hier weg bringen würden? Ich weiß es nicht, er ist so nett und so normal. Was ist wenn er es nicht ist, wenn er seine Erinnerungen wieder hat? Was ist wenn er dann ein riesen Arsch ist? Man weiß ja nie.

"Na klar", sagte ich zögerlich," vielleicht solltest du zuerst mit ihnen reden." Er stimmte zu und so saßen wir jetzt in meinem Zimmer nebeneinander auf meinem Bett. Er hatte sein Handy in der Hand, welches wieder komplett aufgeladen war. Er drückte gerade auf wählen und schaltete dann den Lautsprecher.

"Hallo?", ertönte ein raue Stimme aus dem Hörer.

"Hallo, hier ist Liam", sagte Liam vorsichtig.

"Liam Junge, wo bist du?", fragte die raue Stimme vom anderen Ende. Wem es noch nicht aufgefallen ist, wir telefonierten gerade mit Harry.

"Ich bin in LA, lange Geschichte", antwortete Liam und grinste verstolen zu mir rüber.

"Wie kommst du denn dahin?", fragte Harry nun mehr als verwirrt.

"Das erklärt dir lieber meine Gastgeberin", sagte Liam und reicht mir den Hörer.

"Hallo, Harry. Hier ist Julia Angel", sagte ich unsicher.

"Hi"

"Meine Freundin hat beobachtet wie Liam von so nem Typen zusammen geschlagen wurde. Liam wurde Ohnmächtig, sie brachte ihn nach Amerika, wo ich die beiden dann abholte. Als er wieder aufwachte waren seine Erinnerungen weg. Wir waren bei einem Arzt, Diagnose: schwere Amnesie", beendete ich den letzten Satz.

"Okay, jetzt mal in langsam. Warum ist Liam dann nicht wieder zu uns gekommen?", fragte Harry neugierig.

"Hmm, vielleicht weil er keinen Plan hatte wo hin er überhaupt musste. Außerdem meinte der Arzt, dass es besser ist wenn wir ihm keine Erinnerungen erzählen, sondern er sich an alle ohne Hilfe erinnern muss."

"Aber du weißt schon, dass Daddydirection gerade neben dir sitzt, der Vernünftige unserer WG?", fragte er nochmal nach.

"Ja, Harry. Wie wärs wenn ihr in zwei Wochen nach der Tour mal vorbei schaut und nach ihm seht, dann wird es ihm wahrscheinlich auch schon wieder etwas besser gehen", schlug ich vor und Harry stimmte widerwillig zu.

"Aber wir skypen jetzt jeden Abend", stellte er die Forderung.

"Ok, Wenn's sonst nichts ist. Auf Skype heiße ich übrigens: JuliaAngel_"

Schon legte ich auf. Liam schien es auch so langsam wieder gut zu gehen. Er sah mich lächelnd an. "Neue Erinnerung? ", fragte ich direkt. "Jap, unser erstes Treffen bei X-factor", erzählte er stolz. Hoffentlich kam er nicht darauf, dass er es gewonnen hatte, denn auf einen eingebildeten Superstar in der Wohnung hatte ich keinen Nerv.

*am Abend*

"Gute Nacht Liam, vergiss nicht; Morgen müssen wir um 8
Uhr zur Uni. Das heißt, du bist bis 16:00 Uhr alleine, aber das schaffst du. Schlaf schön", flüsterte ich. "Ja, gute Nacht Julia", flüsterte nun auch er.

Hinter mir schloss ich die Tür und ließ mich auf das Sofa fallen und schlief sogar relativ schnell wieder ein....

(1339 Wörter)

I can't remember   (L.P. FF)   [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt