mörderisches Vergnügen - Die Tribute von Panem FF

Kapitel 11

"Ich heiße Lizley", sagt eine kräftige Mädchenstimme plötzlich hinter mir, noch während ich die anderen Karrieros suche. Überrascht drehe ich mich um - und blicke direkt in das bildhübsche Gesicht des Mädchens aus 2. Hier, wo sie direkt vor mir steht, ist es noch schöner. Sie hat große, blaue Kinderaugen, lange helle Wimpern und schmale, schön geschwungene Lippen. Ihre Haare sind fast weiß und lockig und leuchten unter den bläulichen Lampen. Aber ihre Stimme und ihre kräftigen Oberarme passen gar nicht zu diesem Engelsgesicht, ebenso wie der gewaltige Busen. Ich schüttele eine lästige Strähne aus meinem Gesicht. "Äh", mache ich, weil ich vollkommen durch den Wind bin. "Was?", blafft Lizley mich an. "Ist deine Name so schwer zu merken?" Ihre Mundwinkel heben sich zu einem spöttischen Grinsen. "Nein", sage ich hastig, dann fange ich mich wieder. "Sky", stelle ich mich vor. Lizley nickt und mustert meinen Körper, von oben herab und wieder rauf. Auch ich betrachte sie unterhalb ihrer gewaltigen Oberweite. Ihr Bauch ist flach und drahtig, gut trainiert, nehme ich an, aber ihre Waden sind gewaltig. Wie eine Sprinterin wirkt sie auf mich nicht, eher wie jemand, der mit purer Körperkraft kämpft. "Okay, ich bin siebzehn, aus 2, war in der Akademie, hab mich freiwillig gemeldet, blabla", sagt sie schließlich und schaut mir wieder ins Gesicht. Wie es scheint, ist Lizley keine große Rednerin. "Ich bin achtzehn", sage ich, aber eigentlich habe ich nicht vor, Persönlichkeiten auszutauschen. Ich drücke meinen Rücken durch und sehe Lizley ernst an. "Bündnis?" Sie grinst hämisch. "Du gefällst mir", sagt sie anerkennend, ehe sie eine riesige Hand ausstreckt. "Deal." Ich fasse nach ihrer Hand und sie drückt so fest zu, dass es sich anfühlt, als würde sie sämtliche Knochen brechen. Ich zweifle nicht an eine Sekunde daran, dass sie es tatsächlich schaffen könnte. Ich muss die Zähne aufeinanderbeißen, um nicht aufzujaulen. Trotzdem finde ich Lizley irgendwie nett, auch wenn ich sie anders eingeschätzt habe. Ich dachte erst, sie sei irgendwie sanfter, aber die grobe Art macht sie symphatisch, so unkompliziert. Wir werden gut Seite an Seite kämpfen, das spüre ich. "Was ist mit dem Jungen aus deinem Distrikt?", fragt Lizley und lässt meine Hand wieder los. Ihre Augen suchen das Trainingscenter ab, das inzwischen recht wuselig und durcheinander wirkt. Tribute stehen Schlange an den gefragten Ständen oder kämpfen mit Trainern. Lizley starrt zu einem kräftigen, breitschultrigen Jungen, der einem Boxsack ein paar heftige Hiebe versetzt. Seine Haare sind braun und kurz, seine Haut braun gebrannt. Seine Züge haben etwas kindliches, auch wenn er verbittert auf den Boxsack starrt, den er gerade bearbeitet. "Toby?", frage ich, um auf Lizleys Frage einzugehen. "Ja, der ist dabei. Also bei den Karrieros." "Gut", sagt Lizley knapp, dann deutet sie zu dem Jungen am Boxsack. Auf seiner Schulter prangt eine 2, es ist der Junge, der gelost wurde, nachdem Lizley sich freiwillig meldete. Trotz allem sieht er stark aus und so wie er auf den Boxsack einprügelt, macht er das sicher nicht zum ersten Mal. Lizley verdreht die Augen. "Das ist so typisch. Tiger!", brüllt sie den Jungen an. Er hält inne und schaut sich verwirrt um, bis sein Blick ihren trifft. Lizley bedeutet ihm mit einer Geste, zu uns zu kommen, ruft ihm aber trotzdem ein "Beweg deinen Hintern hierhin!" entgegen. Ich schmunzele und will ebenfalls nach Toby rufen, doch der steht bereits neben mir. Seine Miene ist steinhart und unbewegt, aber ich wette, dahinter wütet ein Sturm der Gefühle. Immerhin hat er beim Frühstück gestanden, dass ihn das Bündnis der Karrieros irgendie verängstigt, und so, wie Mya ihn ausgelacht hat, fühlt er sich sicher nicht gerade goldig. Ich werfe ihm einen raschen Blick zu, schaue dann aber auf den Jungen aus 2, der auf uns zugeschlendert kommt. Er ist winzig, seine Schritte sind kräftig und polternd. Sein Kreuz ist so breit und seine Beine so kurz, dass er aussieht wie ein Quadrat: hoch wie breit. "Hey", sagt er und hebt lässig eine Hand, als er uns erreicht. "Tiger." Es genügt ein Blick in Tigers gutmütiges Gesicht und ich kann ihn durchschauen: Er ist wie Blaze, nimmt die Dinge auf die leichte Schulter. Er ist lässig und cool, keineswegs verspannt und schon gar nicht nervös wegen der Spiele. "Er gehört zu uns", sagt Lizley und legt ihren Arm um Tigers Schultern. In dem Moment kommen die beiden aus 4 auf uns zugeschlendert. Der Junge ist groß, hübsch und muskulös, seine Zähne strahlen, als er grinst. Das Mädchen ist sehr klein, von athletischer Statur, sehr schmal und durchtrainiert. Ihre Haut ist rötlich braun, wie Rost, das glatte, schwarze Haar reicht ihr bis in den Rücken. Auch wenn sie schüchtern und schwach wirkt, erinnere ich mich schwach daran, dass auch sie eine Freiwillige ist, wie ihr Mittribut. "Wir sind Sita und Donique. Distrikt 4", sagt der Junge. Seine Stimme hat einen sehr melodischen, feinen Klang, der zu den schönen Konturen seiner Muskeln passt, die sich unter dem engen Oberteil wölben. "Schließt ihr gerade ein Bündnis?" Doniques Augen leuchten begeistert auf. "Ja", erwidert Lizley, ehe sie sich vorstellt. "Ich heiße Tiger", sagt Tiger. "Toby und Sky", stelle ich Toby und mich vor. Donique grinst in die Runde, während ich zu dem Schluss komme, dass er wohl eine erwachsene Version von Tiger ist: Lebensfroh, gelassen, auch wenn ich glaube, dass sich hinter dem Grinsen eine Menge Grips versteckt. Irgendwie wirkt Donique so, als hätte er einen Plan und genau das brauchen wir. Was man von seiner Begleiterin nicht gerade behaupten kann. "Kann die auch sprechen?" Lizley nickt mit dem Kinn abwertend in Sitas Richtung. Wahrscheinlich hat sie das gleiche gedacht wie ich. "Ja." Sita räuspert sich. Ihre Stimme ist überraschend rau und kehlig. "Ich bin fünfzehn."

Mit Wucht trifft mein Messer im innersten Kreis der Zielscheibe. Wir haben besprochen, erst mal unserem Training nachzugehen, nachdem wir alles geklärt haben, was es voerst zu klären gab. Es ist ein gutes Gefühl, von allen Seiten bewundernd angestarrt zu werden, erst recht glühe ich vor Stolz, als Lizley anerkennend durch die Zähne pfeift. "Nicht schlecht." Ich nehme ein weiteres Messer, das ich diesmal geradewegs in den Kopf einer weiteren Puppe schleudere. Schließlich nehme ich drei auf einmal, vollende einen Ratschlag, während welchem ich ein weiteres Messer ins Schwarze werfe und die anderen beiden danach mit links und rechts gleichzeitig in ihr Ziel gleiten lasse. Es fühlt sich gut an, endlich wieder mit meiner Lieblingswaffe spielen zu dürfen und vorerst lasse ich die anderen Tribute links liegen. Ich kann später noch herausfinden, hinter wem Potenzial steckt, zuerst aber muss ich meine eigenen Bedürfnisse stillen. Aus den Augenwinkeln sehe ich Tiger, der sich mit einem Trainer einen heißen Schwertkampf liefert. Donique steht nicht weit entfernt und hantiert mit einem Dreizack, den er geschickt durch die Luft sausen lässt. Tja, Distrikt 4 eben. Ich gehe ein Stück zur Seite, damit der Tribut nach mir an die Messer kann, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass keiner von ihnen diese Waffe so gut beherrscht wie ich. Es ist das kleine Mädchen aus 12, das bei der Ernte in Tränen ausgebrochen ist. Auch jetzt schimmert es in ihren Augen verdächtig, der ausgemergelter Körper zittert leicht. Keinerlei Muskeln kann ich an ihr sehen, nicht mal Fleisch. Lediglich spitz hervorstehende Knochen und dunkelbraunes, dichtes Haar, das in zwei Zöpfen über ihren Schultern baumelt. Ich beobachte, wie die Kleine vorsichtig ein Messer vom Wagen nimmt. Sie entscheidet sich für ein größeres Exemplar mit riesiger Klinge, bei deren Anblick sich ihre Augen weiten. Sie holt zitternd Luft, stellt sich in eine völlig falsche Position und holt aus. Das Messer trifft nicht mal die Puppe. Es landet zwei Meter daneben klirrend auf dem Boden, rutscht ein bisschen hin und her, bis es schließlich liegen bleibt. Das Mädchen stößt die angehaltene Luft aus und lässt die Schultern sinken. Während ich verächtlich lache, fängt sie an zu schluchzen, und weil sie eh keine Chance hat, gehe ich schließlich zu ihr. Ich hocke mich hin, fasse ihren Arm und sehe zu ihr auf. "Hey", sage ich, so sanft es mir möglich ist. Das Mädchen fällt mir überraschenderweise um den Hals, wo es weiterschluchzt. Ich schlucke. Na toll. "Hey", sage ich wieder und drücke sie von mir weg. Dann nehme ich ein kleines, zierliches Messer und wiege es zögerlich in der Hand. Soll ich? Die Kleine wirkt so verloren, dass ich schließlich nicht anders kann. "Du hast ziemlich viel falsch gemacht", sage ich, und als sie verletzt zu mir aufschaut, setze ich eilig hinzu:"Aber daraus kann man lernen. Schau, du musst so stehen." Ich bringe mich in die richtige Position, lasse sie aber nicht aus den Augen. Sie nickt mit rot gefleckten Wangen. "Und wenn du loslässt, atmest du aus", erkläre ich fachlich, in einem kühlen Ton. Sie soll wissen, dass ich das hier aus reinem Mitleid tue und nicht, weil ich ihr ernsthaft helfen will. Spätestens am Füllhorn wird es das mit meiner Gnade gewesen sein. Wenn sie mir über den Weg läuft, werde ich sie töten, ohne mit der Wimper zu zucken, da kann sie Gift drauf nehmen. "Okay", sagt die die Kleine gepresst. Ihr Atem geht flach und es sieht so aus, als bräche sie gleich wieder in Tränen aus. Wie nervig. "Und dann schleuderst du es einfach weg", schließe ich, "siehst du, genau so." Ich werfe das Messer, das wenig später in der Mitte der Zielscheibe stecken bleibt. Ihre kugelrunden Augen füllen sich erneut mit Tränen. "Das schaffe ich niemals", sagt sie tonlos, ballt ihre winzigen Hände zu Fäusten und stapft davon. "Geh doch, Heulsuse", spucke ich ihr entgegen, obwohl sie mich schon längst nicht mehr hören kann. Dann beschließe ich, mir meine Verbündeten anzusehen. Auch sie muss ich einschätzen, damit ich weiß, wie wir zusammenarbeiten werden. Und wovor ich mich in Acht nehmen muss, wenn die Außenseiter aus dem Weg geräumt sind und der wahre Spaß beginnt.

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Ich sitze grade im Zug zu meinem Sugardaddy und habe dieses Kapitel für euch geschrieben. Wie findet ihr Lizley und die anderen? Und was haltet ihr von Skies Aktion, dem kleinen Mädchen aus 12 zu helfen? Was erwartet ihr von dem gruseligen Mädchen aus 7? Eure Meinung interessiert mich! ♥♥♥♥