Erst bin ich die schnellste, denn ich sehe niemand anderes, aber dann taucht Ivory, das Mädchen mit den langen Beinen aus 6 neben mir auf. Sie überholte mich, zieht voran, und erreicht als erste das Füllhorn. Verdammt. Keuchend blicke ich über die Schulter, aber der nächste, der mir gefährlich werden könnte, ist Tiger und der tut nichts. Jedenfalls nicht mir. "Sky, pass auf!" Tiger rudert wild mit den Armen, um sich im nächsten Moment der Länge nach hinzulegen. Ich blicke entgeistert nach vorn, dann sehe ich nur noch eine Axt auf mich zusausen. Mit einem Haken in letzter Sekunde kann ich zwar einer tödlichen Verletzung ausweichen, aber die Waffe streift mein linkes Handgelenk. Sofort fließt Blut. Ein Glück, dass ich mit rechts werfe, denke ich, während ich auf die Messer zusteuere, die direkt am Eingang des Füllhorns aufgebaut sind. Doch Ivory beschützt ihre Festung mit einem fiesen Grinsen und hat bereits die nächste Axt in der Hand. Ich kann nicht anders als laut aufzulachen. Das gibt's doch nicht! Denkt die Irre etwa, sie könnte mich töten? Ich schmiere mir das Blut quer über's Gesicht und fauche sie an. Sie bewegt sich keinen Deut. Da stürze ich einfach mit einem lauten Schrei auf sie und zähle auf meine Körperkräfte. Vor lauter Überraschung lässt Ivory die Waffe fallen, aber sie pariert meine Attacke in letzter Sekunde. Kreischend stürzen wir zu Boden, wo wir umherrollen, und versuchen, dem jeweils anderen möglichst schwere Wunden zuzufügen. Meine Faust trifft ihren Mund und die Zeit, die sie stöhnend das Blut abwischt, nutze ich, ihr mein Knie zwischen die Beine zu rammen. Mit einem gurgelnden Laut boxt sie mir direkt in den Magen und mir wird schwarz vor Augen. Nur ganz kurz, aber es reicht, mich aus der Fassung zu bringen. Doch gerade, als Ivory ihre Hand hebt, um mich zu würgen, wird sie von Doniques starken Armen von mir gerissen. Schreiend ergreift sie das Weite. "Die Messer." Donique nickt hinter sich und hilft mir auf. Inzwischen sind alle am Füllhorn angekommen und wie jedes Jahr besteht die Welt nur noch aus Schreien, Blut und Leichen. Aus den Augenwinkeln sehe ich die Kleine aus 12, die sich mit einem Laib Brot davon machen will. Gerade, als sie den Waldrand erreicht, streckt einer von Lizleys Speeren sie nieder. Ich schlucke trocken. "Alles klar", sage ich dann knapp zu Donique und wende mich den Messern zu. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich stopfe mir so viele ich kriegen kann in die weiten Taschen meiner Hose, ein paar stecke ich mir direkt in den Bund. Ich werde sie jetzt direkt brauchen. "Nimm du die eine Seite und ich die andere", rufe ich Donique zu, der gerade nach einem Dreizack greift. Er nickt und ist im nächsten Moment hinter dem goldenen Füllhorn verschwunden. Ich atme tief durch. Dann fasse ich mir ein Herz und trete hinaus in die Sonne. Direkt vor meiner Nase präsentiert sich ein schmächtiger, kleiner Junge mit bleicher Haut und hebt eine Spule vom Boden auf. Ohne groß nachzudenken, ramme ich ihm die Klinge meines Messers in den Nacken; er klappt zusammen wie eine Marionette, die man von ihren Seilen schneidet. Auf seinem Rücken prangt eine große 9 und in der rechten Hand, die immer mehr erschlafft, hält er ein kleines Messer mit geriffelter Klinge. Ich bücke mich, um es ihm abzunehmen, dann krieche ich hinter einen Berg aus Wasserkanistern. Ich will meine Gegner schließlich überraschen. Alles andere ist langweilig. Von meinem Versteck aus beobachte ich das Gemetzel. Tiger kniet kniet über einem Jungen, der nicht viel älter sein kann als er selbst und rammt ihm immer wieder sein Schwert in die Brust, sodass das Blut nur so spritzt. Sita schleicht mit ihrem Degen umher, überrascht den kleinen Jungen aus Ivorys Distrikt von hinten und spießt ihn einfach auf. Es ist ein sauberer Schnitt; die Degenspitze gräbt sich lautlos und aalglatt in seinen krummen Rücken. Der Junge fällt röchelnd zu Boden. Sita wendet sich von ihm ab, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, checkt mit schmalen Augen die Lage ab. Der Junge ist noch nicht ganz tot, aber er überleben wird er die Wunde nicht. Ich gebe ihm ein paar Minuten, bis er verblutet sein dürfte.
In dem Moment kommt ein Junge auf den Berg aus Wasserkanistern zu. Er ist groß und schlank, hat ein hübsches Gesicht. Er ist so alt wie ich, das sehe ich auf Anhieb. Doch obwohl er einer der Ältesten hier ist, kommt er mir sehr hilflos vor. In der Hand hält er zwar einen Speer, aber ich denke nicht, dass er damit etwas bewerkstelligen könnte. Das verrät schon die Art, wie er ihn hält - es sieht unsicher aus. Meine Chance witternd stürze ich aus meinem Versteck hervor und renne auf ihn zu. Er ist so auf die Kanister fixiert, dass er mich nicht einmal bemerkt - ein Fehler, den er mit seinem Leben bezahlen wird. Doch dann steht da auf einmal die Hexe mit ihren verfilzten, rotbraunen Haaren und schreit dem Jungen zu: "Tommes! Pass auf! LAUF." Ich stolpere und mir wird eiskalt, aber ich versuche, die Hexe einfach auszublenden. Sie steht mitten auf der Wiese zwischen duftenden Blumen und einem Köcher Pfeilen auf dem Rücken. Den Bogen hält sie locker in der Hand. Obwohl sie mich einfach umbringen könnte, zuckt nicht einer ihrer Muskeln, fast so, als wisse sie, dass ich keine Gefahr für sie darstelle. Tommes - er kommt wohl aus ihrem Distrikt - weitet seine Augen, als er mich auf sich zukommen sieht. Doch anstatt zu fliehen, bleibt er stehen. Dann gleitet sein Blick jedoch auf die 1 an meiner Hose und er dreht sich um und rennt davon. Grinsend beschleunige ich meine Schritte. Die Einzige, die schneller ist als ich, ist bereits fort, ich kann ihn also leicht kriegen. Zufrieden stelle ich fest, dass der Abstand zwischen uns immer kleiner wird. Doch gerade, als ich mein Messer werfe, zischt ein Pfeil so haarscharf an mir vorbei, dass ich ausrutsche und die Klinge sich zwar in sein Bein gräbt, ihn aber nicht tötet. Vor Schmerz brüllend fällt Tommes zu Boden. Ich will mich gerade aufrappeln, um ihm entgültig das Leben zu nehmen, da taucht Lizley urplötzlich auf und setzt die Spitze ihres Speers ganz leicht an der Stelle an, wo sich sein Herz befindet. Ich verstehe. Sie macht Show. Das, wofür die Hungerspiele erfunden wurden. Sie gibt den Leuten im Kapitol genau das, was sie jetzt sehen wollen. Sie lächelt auf Tommes herab. "Sag mir, ob das weh tut." Sie verleiht dem Speer in ihrer Hand etwas Druck, sodass sich die Spitze einen Millimeter unter seine Haut gräbt. Es entsteht ein feines, helles Rinnsal aus Blut. Tommes stöhnt auf. Als die Hexe sieht, was Lizley mit ihrem Distriktpartner vorhat, rastet sie völlig aus. Kreischend kommt sie auf uns zugelaufen, aber sie ist langsam. Viel langsamer, als ich dachte. Lizley lässt sich von ihr keineswegs beeindrucken, und da wird mir klar, dass sie auf mich vertraut. Wir sind zu zweit. Sie weiß instinktiv, dass ich ihr die Hexe vom Leib halten werde, damit sie das verrichten kann, wofür das Kapitol sie lieben wird. Tommes hebt hilflos den Kopf. "Olivia!" Die Hexe kommt wutschnaubend herbeigerannt, aber ich nehme all meinen Mut zusammen und baue mich vor ihr auf, auch wenn das Blut in meinen Ohren nur so rauscht. Ich zücke mein Messer, um sie auf Abstand zu halten. Die Hexe bleckt die Zähne. "Olivia, lass den Scheiß", tönt plötzlich eine Stimme hinter ihr. Es ist ein kräftiges Mädchen, auf dessen Ärmel eine 8 prangt. Sie fasst Olivia am Arm und zerrt sie fort. Ich denke schon, dass ich beide los bin, aber dann kommt das Mädchen noch einmal zurück und drückt mir mit ihren Pranken die Kehle zu. Panisch hebe ich mein Messer, um ihre Hände aufzuschlitzen, aber das interssiert sie gar nicht. Ich schneide ihr die Arme auf, bis ich eine Stelle treffe, die sie Schmerzen empfinden lässt. Stöhnend lässt sie von mir ab. Doch anstatt sie zu töten, drehe ich mich zu Lizley und Tommes um. Lizley ritzt mit ihrer Speerspitze seelenruhig kleine Wirbel in seine Brust. "Mach endlich", dränge ich sie. "Hier sind noch viel zu viele Tribute, die wir erledigen müssen." "Von mir aus." Lizley zuckt die Achseln, ehe sie die Spitze langsam und regungslos in Tommes' Herz bohrt, der sich vor Schmerz aufbäumt. Ich packe sie am Arm. "Komm, dem ist nicht mehr zu helfen. Gehen wir zu den anderen." Sie nickt, und als wir uns umdrehen, sind Hexe Olivia und ihre Würge-Freundin verschwunden. Dafür sehe ich zum ersten Mal in diesen Spielen Toby - er wirft gerade seinen Wurfstern, dessen Klinge sich in den Nacken des Jungens aus 8 bohrt. Wenigstens hat die Würgerin jetzt ihren Distriktpartner verloren, denke ich, während ich das Blut von meiner Messerklinge wische. Dann nicken Lizley und ich uns stumm zu - weiter geht's. Noch haben wir die Möglichkeit, möglichst viele Fliegen auf einen Schlag zu töten. Ich trabe an Donique vorbei, der sich ein hübsches Mädchen aus 9 gekrallt hat und pirsche mich an ein weiteres Mädel an, das sich hektisch einen Dolch vom Barren nimmt. Ohne Zeit zu vergeuden werfe ich mein Messer geradewegs in ihren Rücken; sie ist sofort tot. Auf dem Boden breitet sich eine Rose aus Blut aus. Schnell sehe ich weg. Wer noch? Aber da ist niemand mehr. Das letzte wehrlose Mädchen hat Seth sich vorgenommen, und als mir klar wird, dass es seine Distrikpartnerin ist, wird mir schlecht. Er tötet sie ohne zu zögern mit seinem Speer.
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mörderisches Vergnügen - Die Tribute von Panem FF
FanfictionDistrikt eins. Ein Distrikt voller Reichtümer, voller Potential und vor allem voller mordlüsterner Jugendlicher, die alles dafür tun würden, der schnellste Freiwillige zu sein, um die alljährlichen Hungerspiele zu gewinnen. Eine von ihnen ist Sky Hu...