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Mark Lee
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Seinen ersten Freund fand Mark in einem Jungen namens Zhong Chenle kurz nachdem er in Korea die Schule gestartet hatte und nun dort die fünfte Klasse besuchte. Genauso wie er war Chenle ein Ausländer, dessen Eltern aus China mit ihm hergezogen waren als er selbst noch ein Baby war. Doch ihm vorraus war sein Freund zweisprachig Chinesisch sowie Koreanisch aufgewachsen und beherrschte beide Sprachen fließend.

Diesen Vorteil gab Chenle, liebenswert wie er war, gerne an Mark weiter und obwohl sie sich am Anfang nur verabredet hatten weil die Lehrerin sie freundlich gebeten hatten, so entstand innerhalb eines Jahres eine feste Freundschaft daraus. Chenle brachte Mark die verschiedenen Koreanischen Slangs und auch einige Umgangssprachliche Ausdrücke bei, während Mark den Jüngeren geduldig in Englisch unterrichtete.

Mark's Mutter war Chenle unglaublich dankbar und in dem großen Haus der Familie Lee war der aufgeweckte Junge schon bald Stammgast. Doch so sehr sein jüngerer Freund ihn auch unterstützte, so fühlte sich Mark auch noch nach einem Jahr nicht heimisch in Korea.

Das lag nicht zuletzt an der Tatsache, das er hier nicht willkommen schien. Die restlichen Schüler mieden ihn so gut es ging, so als hätte er eine ansteckende Krankheit und hinter seinem Rücken wurde getuschelt. Sagte er etwas in der Klasse, wurde er aufgrund seines Akzents ausgelacht und so gut seine Lehrerin auch auf ihn acht gab, was hinter dem Schulhof auf dem Überdachten Sportplatz passierte, konnte sie nicht wissen. Hier wurde Mark regelmäßig nicht nur verbal, sondern auch Körperlich gemobbt.

Und dann gab es noch die Probleme zuhause. Mark hatte ein eigenes, großes Zimmer in dem riesigen Appartement mitten in Seoul, in dessen atemberaubender Höhe er, seine Mutter und dessen Liebhaber lebten. Na ja, zumindest offiziell.

Seine Mutter war nie zuhause. Tagsüber war sie shoppen und nachts führte ihr Freund sie in teuren Bars oder extravaganten Restaurants aus und trotzdem flirtete sie mit jedem anderen Mann, dessen gepflegtes Äußeres auf viel Geld hoffen ließ.

Mark war den ganzen Tag über alleine. Er kam aus der Schule, versteckte seine Schürfwunden unter Pflastern und Bandagen und machte sich Essen warm. Er zockte, aß nebenbei und am Nachmittag kam meist Chenle zum lernen oder einfach nur zum reden. Er wusste von allem, doch war noch zu jung um Mark wirklich Rat geben zu können.

Und dennoch fühlte sich der gebürtige Kanadier in der Gegenwart des jüngeren so, als hätte er endlich eine Familie. Eine Person, der er voll und ganz vertrauen konnte und die immer zu ihm hielt.

Die Freundschaft hielt gut, zumindest die sechs Jahre die sie zusammen hatten. Denn als Mark sechzehn Jahre alt war, bekam er gleich zwei Nachrichten beinahe gleichzeitig, die sein Leben erneut auf eine andere Bahn legen sollten.

Dolphin🐬
Mark, hier ist Frau Zhong. Bitte komm zu unserem Haus, es ist wichtig 22:15

Kurz danach, eine weitere Message von seiner eigenen Mutter.

Mom
Es tut mir so leid, Liebling. 22:16

,,Help me." // MarkhyuckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt