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Mark Lee
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Mark zog sich in windeseile seine Jacke über, schlüpfte in seine Schuhe und war noch in der selben Minute der letzten Nachricht aus dem Haus.

Tausende Szenarien gingen durch seinen Kopf. Hatte seine Mutter zu viel mit Chenle's Mutter geredet und fand nun, das Mark kein guter Umgang für ihn war? Wollten gar seine beiden Elternteile mit ihm Sprechen? Hatten sie herausgefunden, dass sie einmal still und heimlich das rauchen ausprobiert hatten und wollten die beiden nun zur Rede Stellen?

Mit einem unguten Gefühl im Bauch rannte Mark die Seitengassen von Seoul entlang und bemerkte, das sich auf der Hauptstraße vor Chenle's kleiner Wohnung eine Menschenmasse versammelt hatte. Seine Angst von vorhin verwandelte sich in Panik, als er eine Laute Sirene eines Krankenwagens vernahm und außerdem die schrille Alarmanlage eines Auto's, das verdächtig nach ihrem Auto klang.

,,Chenle! Mom!" Rief er und stieß Wahllos Passanten zur Seite, die einfach nur in der Gegend standen und den Tatort neugierig beäugten.

Seine Mutter stand hinter dem Gelben Absperrband vor dem Block, in dem Chenle lebte. Ihr Auto stand quer über der Straße etwas weiter hinter ihr. Chenle's Eltern, weinend auf der Treppe zu ihrem Haus. Der Vater redete auf ein paar Polizisten ein, während die Mutter ihr Gesicht in den Händen vergraben hatte.

Seine Mutter hatte eine Decke um ihre Schultern geschlungen und ihr kurzes Minikleid war verdreckt. Ihre Knie aufgeschürft und ihre Haare und ihr Gesicht war voller Schrammen. Der Polizist führte ein Protokoll und fragte sie aus, während Mark's Mutter mit leerem, abwesendem Blick antwortete.

Ihre Augen begannen sich mit Tränen zu füllen, als sie ihren Sohn entdeckte, der gerade unter dem Absperrband herstieg und dann sofort zu ihr lief.

,,Mark!" Als sie ihn umarmen wollte, wich Mark zurück und sah sie panisch an.

,,Mom, was ist hier passiert? Wo ist Chenle?"

Anstelle seiner Mutter, die nun vollends weinte, antwortete ihm der Polizist.

,,Sind sie Lee Minhyung?"

Mark wandte ihm überrascht seine Aufmerksamkeit zu, da er den Polizist vorher gar nicht richtig zur Kenntnis gebracht hatte. Die Frage beantwortete er lediglich mit einem Nicken. Sein Koreanischer Name wurde sonst immer nur von seinem Vater benutzt, wenn er etwas angerichtet hatte.

,,Können sie uns bitte einige Fragen beantworten? Es geht um Zhong Chenle."

,,Natürlich." Erwiderte Mark verwirrt. ,,Aber wo ist er? Kann ich ihn sehen?"

Der Beamte war einige Sekunden einfach nur still, ehe er wieder ansetzte. Seine ernste Miene weichte ein wenig auf und er schenkte Mark einen mitfühlenden Blick. Dieser fühlte sich, als würde der Boden unter ihm weggezogen werden, als er fortführte zu reden.

,,Zhong Chenle ist um 22:10 Uhr, laut Aussage deiner Mutter, vor ihr Auto gelaufen in einem Versuch Suizid zu begehen. Genauere Angaben sind unbekannt und", er legte Mark eine Hand auf die Schulter, dessen große Augen sich nun mit ungläubigen Tränen füllten ,,der Suizidversuch war erfolgreich. Wir haben seine Leiche zwar nicht gefunden, aber dafür unmengen an Blut. Kannst du bitte mit mir kommen? Wir müssen reden."

Mark verspürte Übelkeit, die Übelkeit die er auch hatte als seine Mutter zum ersten Mal seinen Vater geküsst hatte. War das hier ein Traum? Es musste einfach ein Traum sein! Chenle konnte ihn nicht einfach so verlassen und das würde er nicht tun!

Der Kanadier fuhr sich durch die Haare, seinen Blick gen Boden gerichtet. Seine Sicht war verschwommen, Tränen tropften auf den Kalten Asphaltboden und seine Schultern wurden von Schluchzen Geschüttelt. Chenle, Chenle...

Seine Mutter.

Mark hob langsam Kopf und begegnete dem erschöpften Blick der Frau, die seine einzige Familie angefahren hatte und nun so tat, als sei sein kleiner Bruder Schuld gewesen. Diese Frau war nicht mehr seine verhasste Mutter, sie wirkte nun wie eine Fremde.

Dafür wirst du büßen.

,,Help me." // MarkhyuckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt