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Mark Lee
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Nachdem der Fremde erneut das Bewusstsein verloren hatte, musste Mark schnell handeln. Viel mehr würde er nicht aushalten, doch er brauchte Blut.

Und er hatte von jeder Blutsorte ein Päckchen aus der Praxis seines Vaters gestohlen, anfänglich um damit für Halloween zu dekorieren. Doch er hatte keine Zeit mehr gehabt, den Jungen nach seiner Blutgruppe zu fragen. Also packte er das erstbeste Päckchen, in dem Fall AB und hoffte einfach, die richtige Wahl zu treffen.

Er stach die Kanüle in seinen Arm und wartete angsterfüllt, sprach den Fremden mehrmals an. Würde er jetzt sterben, war alles umsonst!

Mark fiel ein Stein vom Herzen, als nach etwa einer Halben Stunde von angespanntem Warten (und in der er das Erbrochene aufwischte) seine Augenlider flatterten.

Der Junge schlug seine Augen auf und atmete einmal tief ein, blinzelte mehrmals und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Als er Mark sah, verengten sich seine Augen leicht genervt.

Mark lächelte erleichtert. Immerhin etwas klappte an diesem Abend. Der Junge war nicht tot und jetzt waren seine Chancen zumindest besser.

,,Wieso lässt du mich nicht einfach in Ruhe? Schmeiß mich aus dem Fenster oder so. Mein Bein bringt mich früher oder später eh um." Zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen.

,,Hast du jemanden, den ich anrufen kann? Ich wollte auf deine Einverständnis warten, bis ich das Krankenhaus anrufe."

Donghyuck schluckte nur und schloss dann seine Augen. ,,Mach was du willst." knurrte er.

,,Du hast niemanden, oder? Sonst wärst du nicht neben einer Mülltonne verendet."

,,Danke für die Erinnerung."

Mark's verdrehte die Augen und sein lächeln verschwand langsam, als ihm einfiel, das er immer noch einen Glassplitter im Bein hatte.

Er zog seine Unterlippe zwischen die Zähne, während er die Wunde des Jungen betrachtete. Er könnte sie alleine Nähen, doch das Risiko einer Entzündung war groß. Geschweige denn, dass der Junge ihn vermutlich eh nicht lassen würde

,,Ich würde deine Wunde gerne nähen. Du kannst dann auch über Nacht hierbleiben und dich ausruhen."

Als der Angesprochene nicht antwortete, wurde Mark ungeduldig.

,,Ich bin auch allein und ich fände es schön, wenn du dich bitte von mir retten lässt, damit ich wenigstens einmal jemanden nicht verliere!"

Versuchte er es erneut, seine Stimme leise aber doch angespannt.

Anders als erwartet, zuckte der angesprochene bloß die Schultern, seine Augen noch immer geschlossen.

,,Und das juckt mich wie? Ich kenne dich nicht und ich komme allein klar."

Warf er zurück und Mark stöhnte frustriert.

,,Bitte! Ich verspreche dir auch, wir gehen erstmal nicht zur Polizei wenn es dir besser geht! Ich will dir nur selbst ein paar Fragen stellen."

Der Junge verzog keine Miene.

,,Stell sie und lass mich sterben."

Mark's Hände ballten sich zu Fäusten.

,,Ich lasse dich nicht sterben." Zischte er und damit öffnete der Fremde seine glasigen Augen langsam. Er musterte ihn und lächelte dann messerdünn.

,,Du bist ja weich. Kennst mich kaum und willst mich retten. Aber gut, wenn du es unbedingt versuchen willst, will ich dir deinen Spaß nicht nehmen."

Er klang beinahe... spöttisch. So als hätte er keine Hoffnung, dass Mark es überhaupt schaffen würde.

,,Danke. Aber es wird wehtun."

Atmete Mark aus und erhob sich, als der Fremde langsam nickte und seine Augen wieder schloss.

Mark öffnete eine Tasche und zog ein Stück Seil heraus, mit dem er das Bein abband. Der Fremde ließ diese Prozedur über sich ergehen, zog nur die Augenbrauen etwas zusammen.

,,Ich ziehe den Splitter jetzt raus. Bitte bleib wach, okay?"

Mark legte das Bein des Jungen etwas höher und packte das Stück Glas. Der Junge bekam Gänsehaut und stieß einen leisen Schrei aus.

,,Halt dich am Bettgestell fest."

Mark hielt Augenkontakt. Kalter Schweiß hatte sich auf der Stirn des Jungen gebildet und er atmete kurz und abgehackt. Seine Hände krallten sich ohne wirklich halt zu finden, in das Bettlaken.

Als Mark seine freie Hand hinhielt, ergriff der Junge sie ohne zu zögern. Ihm schien nun alles egal, um den Schmerz zu lindern.

Mark zog den Splitter langsam heraus. Die Schreie des Fremden wurden Lauter, seine Hand tat weh und das Blut kam wieder ins Strömen. Das alles hier war doch dumm! Der Junge würde Sterben und Mark war sein Mörder. Die Nachbarn hatten wegen der Schreie garantiert schon die Polizei alarmiert.

Doch Stück für Stück wurde mehr Glas sichtbar und der Blutfluss nahm nicht wirklich zu. Vielleicht hatte das Glas keine Wichtige Aterie beschädigt?

,,Gleich geschafft." murmelte Mark angestrengt und seufzte erleichtert, als der Splitter komplett aus dem Bein des Jungen gezogen war. Das Band und das Hochlegen verhinderten, dass zu viel Blut verloren ging und Mark wischte seine Hand achtlos am Bettlaken ab.

Er warf dem Fremden einen prüfenden Blick zu. Dieser zitterte und weinte nur noch, doch seine Hand hielt er auch nach der Prozedur, immer noch fest im Griff.

,,Help me." // MarkhyuckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt