01|| Feigheit

139 7 1
                                    


~ ✧ ~ Der Klon

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

~ ✧ ~
Der Klon

Niemand sagte ein Wort, als Milo mit vereinzelten seiner Brüder wie Tiere in einer Vertiefung knieten, und auf den Feind warteten.

Der kalte Wind von Diado zehrte an seiner Rüstung, während er für eine Weile die dunklen Augen schloss und sich fast schon erbärmliche an seinen Blaster drückte.

Nicht zum ersten Mal an diesem Tag dachte er an seine Heimat Kamino.
Er hatte sie so lange nicht mehr gesehen.
Dort war er nicht nur CT-5170 der 501. Legion, sondern Milo mit dem dunklen Lockenkopf.
Der Klon vermisste das Meer seiner Heimat, ja allein schon dessen Anblick, denn all die Tage hier auf diesem kalten Planeten, hat er nichts anderes mehr gesehen als Schnee und Eis.

„Vorrücken!", dröhnte die Stimme des befehlshabenden Offiziers aus Milos Komlink, welcher dank der neuen Rüstung, in seinem Helm integriert war.

Feine Schneeflocken rieselten vom Himmel herab, als der Klon wieder seine Augen öffnete.
Als wäre er in Trance, vernahm er nur nach und nach schleichend, was um ihn herum geschah.
Das zischen von Blasterstrahlen und die Erschütterungen von Bomben ergriff nun endlich seine Aufmerksamkeit, weshalb er sich langsam aus der Vertiefung robbte und sich durch sein Visier einen Überblick verschaffte.

Droiden, die vor ein paar Sekunden noch nicht einmal am Horizont auszumachen waren, waren nun bereits beängstigend vorangeschritten.

Der hochgewachsene Klon sprang auf, entwischte einem roten Blasterstrahl und schlitterte auf die Seite hinter einen Hügel aus Schnee.

Er wusste nicht was mit ihm selbst los wahr.
Einige Momente vergingen, in denen er sich nicht rührte.
Der Klon war doch erschaffen worden, um im Krieg zu dienen, doch zum ersten Mal in seinem Leben empfand er etwas, dass dem Gefühl Angst sehr ähnlich war.
Die leidenden Schreie seiner verletzten Brüder und das andauernde Beben des Erdbodens machten ihm zu schaffen, und doch kannte er dies alles schon, schließlich war er doch ein Soldat.

Scharf zog er die Luft ein, als sich ihm ein feindliches Objekt näherte und richtete seinen Blaster auf einen Kampfdroiden, woraufhin dieser mit einem qualmenden rötlichen Loch zu Boden fiel.
Dennoch war der Verlust dieser Schlacht unausweichlich, egal wie viele heute fallen würden, denn die Droiden waren stark in der Überzahl.

Milo rannte weiter nach vorne, als er einen einzelnen Klon ausmachte, obwohl sein Herz zu explodieren schien.
Nun hatte er kein Hindernis mehr vor seinem kräftigen Körper, und war so passendes Kanonenfutter.

„Milo du kommst gerade passend!", schrie der andere Klon dem Lockenkopf entgegen, welcher auf den Knien stand und ein großes Gewehr auf der Schulter trug.

Milo bekam kaum ein Wort heraus, weshalb er schnell eine gräuliche Kugel zum Vorschein zog  und sie aktiviert in die feindliche Menge warf.

Kurz piepste alles um ihn herum, als die Kugel in weiter ferne explodierte und genau in diesem Moment streifte ihn ein Droide an der Schulter.
Schmerzerfüllt fiel er zu Boden, woraufhin sich der Schnee unter ihm rot färbte.

Der Lockenkopf sah fast schon bewusstlos durch sein Visier in den strahlend grauen Himmel.
Die Schneeflocken waren größer geworden und würden ihn sicherlich begraben, wenn er sich weiterhin nicht regen würde.
Sein Herzschlag beruhigte sich allmählich unter der schweren Rüstung, während sein Atem flacher wurde.

Das ungute Gefühl des Sterbens frass sich durch seine Gliedmaßen.
Und dennoch zerrten zwei Klone an ihm und zogen ihn wieder auf die Beine.
Hätte er keinen Helm getragen, hätten die zwei helfenden Brüder sehen können, wie sich Milos Gesicht verzog, als sie ihn stützend vorantrieben.

Um sie herum krümmten sich reglose Kreaturen, kaum vorstellbar zu erkennen ob sie einmal ein lebendiges Wesen waren, und doch war das Feuer noch nicht eingestellt, weshalb Milos Retter in den freien Händen jeweils einen Blaster hielten.

Jeder Schritt durch den tiefen Schnee, kostete den verletzten Klon gewaltige Anstrengung. Er konnte sich nur wünschen sie hätten ihn einfach verbluten lassen, so sehr verabscheute er in diesem Moment jegliche Bewegungen.

Einer seiner Retter schoss hektisch auf einen Feind, während einer Erschütterung durch eine Granate, woraufhin Milo abrutschte und auf etwas Eisigem landete.
Ihm kam fast die Galle hoch, als er in die toten Augen eines verunstaltenden Klones sah, dessen Kopf unmenschlich zur Seite gerutscht war, weshalb sein Helm nur noch halb auf seinem Kopf platziert war.

Milo kannte diesen Klon; er hatte sich mit ihm eine Pritsche geteilt.

„Storm.", hauchte er den Namen des Toten, woraufhin ihm die Luft wegblieb.
Er hatte noch heute Scherze mit Storm gemacht, wer von ihnen Beiden eine bessere Leistung im Kampf erbringen würde, und nun lagen sie beide wie Abschaum auf dem Boden.
Aber Milo wurde wieder hektisch hinaufgezerrt und Storm im Schnee zurückgelassen.

„Rückzug Männer!", schrie eine verzweifelte Stimme aus dem Komlink.
Die Situation schien außer Kontrolle zu laufen, aber dennoch ließen Milos Brüder ihn nicht zurück.

In letzter Minute landete ein militärischer Transporter vor ihnen. Die Tür öffnete sich mit einem zischen und ein Schwall warmer Luft stieß ihnen entgegen.
Ohne noch einmal zurückzuschauen, begaben sich Milo und seine Retter auf das Schiff zu einem 2-1B Medi-Droiden.

Die beiden Brüder hoben ihre Helme und rissen den blutgetränkten Milo auf einen Tisch, woraufhin der Droide direkt mit seiner Arbeit begann.
Bei jedem Handgriff der 2-1B Einheit presste Milo die Lippen fester gegeneinander, um sich den Schmerz nicht anhören zulassen.

„Du schaffst das Kleiner.", stand einer der Brüder ihm heldenhaft bei. Er legte eine Hand auf Milos zitternden Arm und verschwand dann, bis Milo alleine und verarztet war.
Er entledigte sich seiner früheren weißen Rüstung und warf sie samt Helm in eine kahle Ecke des Raumes.

Auch wenn er in diesem Moment nicht mehr kämpfte, führte er einen hasserfüllten Kampf gegen sich selbst; gegen sein eigenes Bewusstsein und seine Feigheit.
Er war zwar ein Überlebender einer schier ziellosen Schlacht, aber dennoch war er feige gewesen, obwohl er für die Tapferkeit erschaffen wurde.

Nach einer Weile der Stille wurde er wütend und sprang auf. Er dachte an all seine gefallenen Brüder und an die Republik, die diese Mission angeordnet hatte, um einen Stützpunkt einzunehmen, der nach Milos Sicht niemals einen solchen Verlust rechtfertigen konnte.

Mit einer geballten schmerzenden Faust schlug er einmal gegen die Wand, welche den Tisch, auf dem er eben noch lag, fest verankert hielt.
Eine Träne lief ihm die markante Wange herunter, als er sich herumdrehte und kraftlos mit dem breiten Rücken die Wand herunterglitt.

Milo stützte seinen Kopf in den Händen ab und dachte an Storm.
Die dicken Schneeflocken hatten ihn gewiss schon sanft bedeckt, als wären sie ein Sarg aus gefrorenem Wasser.

Und zum ersten Mal in dem Leben des bedeutungslosen Soldaten hinterfragte er seine Erschaffung und weinte voller Trauer und Schmerz.


STARBOY ➵ Star WarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt