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Seit langer Zeit hatte keine einzige Träne meine Augen verlassen.

Zu weinen bedeutete für mich immer Schwäche zeigen und das wollte ich nicht, denn ich war fest davon überzeugt dass ich nicht schwach war. Ich wollte immer das starke Mädchen sein, welchen man nichts anhaben konnte.

Bis jetzt hatte es auch ziemlich gut geklappt.

Auch wenn es nur ein paar Tränen waren, die meine Wangen herunter rollten, fühlte es sich an als würde mir ein riesen Druck genommen werden.
Was aber nicht bedeuten sollte das die Tränen etwas positives waren. Ganz im Gegenteil. Mit den Tränen kam auch die Leere und Traurigkeit zurück.

Zuerst hatte sie nur einen kleinen Teil von mir in Beschlag genommen, doch sie breitete sich immer weiter aus bis sie schließlich mein ganzen Körper ein hüllte.
Von den Zehenspitzen bis zu meinem Haaransatz.
Ich staarte Löcher in die Wand gegenüber von mir und presste meine Lippen aufeinander.

Ich war in Gedanken bei den Worten meiner besten Freundin- oder eher Ex beste Freundin.. Alles seit dem Verschwinden von Lean bis jetzt spielte sich wie ein Film vor meinen Augen ab.

Lean verschwand.
Ich zog mich immer mehr zurück.
Ich verließ mein Zimmer nur wenn es notwendig war. Irgendwann beschloss ich dann, dass so nicht weiter gehen konnte und sollte.
Also baute ich eine Mauer um meine Gefühle, meine schulischen Leistungen verschlechterten sich. Man muss dazu sagen dass ich früher fast eine einser Schülerinnen war.
Ich lernte Josh kennen und kam mit ihm zusammen.
Inzwischen aber, war ich mir nicht mehr so sicher ob die Beziehung das richtige war. Ich liebte Josh, auf irgendeine Weise auf jeden Fall. Jedoch kam es keineswegs an die Gefühle heran, welche ich für Lean hatte. Es gab keine Worte auf dieser Welt, die diese Gefühle beschreiben konnten. Ich liebte ihn so sehr wie das Universum groß war und wie beschreibt man die Größe des Universums? Ich liebte Lean so sehr, dass es schon fast wieder schmerzte. Ich war dermaßen abhängig von ihn und es zerstörte mein Leben als er plötzlich verschwand. Zu diesen Zeitpunkt hatte ich mir geschworen nie wieder solche Gefühle und solche Abhängigkeit für jemanden zu entwickeln.

Ich schüttelte meinen Kopf. Ich wollte mich nicht zurück erinnern. Ich war stark und starke Mädchen weinen nicht!
Ich wischte mir mit den Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Doch obwohl die Tränen verschwanden, blieb die Leere zurück.

Ich machte mich auf den Weg ins Bad und sprizte mir kaltes Wasser ins Gesicht, um die leichte Röte in meinen Augen zu entfernen und um einen klaren Kopf zu bekommen.Ich trocknete mir mein Gesicht ab und sah in den Spiegel. Meine Augen sahen wieder einigermaßen normal aus, doch mein Körper fühlte sich noch immer an wie ein schwarzes, unendliches Loch. Frustriert schlurfte ich zurück in mein Zimmer.
Meine Tür war nur einen Spalt geöffnet, doch dieser Spalt reichte aus um das was darin passierte einigermaßen mitzubekommen. Überall in meinem Zimmer leuchteten Farben. So bunte und intensive Farbe wie ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte. Ich musste meine Augen zusammen kneifen, da sie so grell leuchteten.
Nachdem ich mich von dem Schock erholt hatte, griff ich in Lichtgeschwindigkeit zum Henkel meiner Tür und riss diese auf. Als ich in meinem Zimmer stand, sah ich gerade nich wie sich eine kleine, zierliche Gestalt in Luft auflöste. Oder zumindest sah es so aus als ob es sich in Luft auflösen würde. Verwirrt ließ ich mich auf Meinen Schreibtischstuhl nieder und legte meinen Kopf auf die Tischplatte. Was war das denn gerade? Wurde ich nun auch noch verrückt?
Das konnte gerade nicht passiert sein, ich hatte es mir bestimmt nur eingebildet. Ja genau, so musste es sein. Ich blieb eine Weile in dieser Position, doch die leere war immer noch vorhanden und ich wollte irgendetwas dagegen tun, hatte jedoch keinerlei Ideen.

Doch auf einmal fiel mir etwas ein, wobei dies kein guter Einfall war und ich später, wenn ich es beure, mich fragen würde wie ich nur denken könnte, dass diese Idee die Leere in mir nehmen würde.Denn sie verwirrte mich bloß noch mehr als ich eh schon war.

Doch zu diesem Zeitpunkt war ich, unerklärlicherweiße, noch fest davon überzeut, dass meine Idee die gewünschte Wirkung zeigen würde. Also machte ich mich auf den Weg zum Dachboden, bis nach hinten ins lezte Eck, wo ich die Erinnerungen an Lean aufbewahrte.

Unknown World-die Welt der UnbekanntenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt