Amy wachte in Jungkooks Armen auf. Es fühlte sich schön an, in seinen Armen aufzuwachen. Sie genoss diesen Moment.
Auch wenn die beiden sich noch nicht so lange kannten, war ihr diese Nähe zu ihm keineswegs unangenehm. Sie mochte diese Nähe. Und sie glaubte, dass es nicht nur ihr so ging. Denn nach dem gestrigen Wandel des Abends, brauchte Jungkook diese Nähe wohl auch.
Sie kuschelte sich noch etwas näher an ihn ran und versuchte noch einmal einzuschlafen. Eine Weile lang kappte das auch gut, aber dann drehte sich Jungkook plötzlich von ihr weg. Er lag nun mit dem Rücken zu ihr.
Zwar fand sie das schade, aber sie entschied sich, sich ebenfalls umzudrehen und zu hoffen, dass er sich wieder zu ihr umdrehen würde. Denn dann könnten sie wieder miteinander kuscheln, was beiden guttat.
Auch das ging eine Weile lang gut. Aber dann passierte etwas, was Amy aufschrecken ließ. Sie hörte ein Wimmern, kurz darauf ein Schluchzen. Und die Tränen konnte sie nur vermuten.
Sie setzte sich auf und beugte sich über Jungkook rüber. Er weinte tatsächlich. Dieser Anblick tat ihr weh. Wie gestern auch schon, war sie verzweifelt. Doch diesmal war es noch etwas schlimmer. Denn er schien noch zu schlafen. Oder zumindest im Halbschlaf. Was auch immer es war, er weinte und sie wusste nicht, ob sie ihn aufwecken oder ihn so lassen sollte.
Aber sie wollte ihn nicht leiden sehen. Vor allem nicht, wenn er schlief. Zwar bedeutete dieses Verhalten, dass er etwas verarbeitete in seinen Träumen, aber sie mochte diesen Anblick nicht. Er sollte glücklich sein. Und sie wollte ihm dabei helfen glücklich zu werden. Dafür müsste er sich nur trauen, mit ihr zu reden.
Amy stand von seinem Bett auf und krabbelte ohne ihn zu wecken daraus. Sie kniete sich auf den Boden, sodass sie direkt vor seinem Gesicht saß. Erst jetzt sah sie, dass seine Hand krampfhaft die Bettdecke festhielt.
Sie legte ihre Hand auf seine. Dabei versuchte sie noch mit ihrer anderen Hand, ihm die Bettdecke aus der Hand zu nehmen. Und zu ihrem Glück gelang ihr das. Statt der Decke, nahm sie ihre beiden Hände und umfasste damit seine. Zumindest wollte sie ihm das Gefühl geben, dass sie bei ihm war.
Nach einer sehr langen Zeit wachte Jungkook endlich auf. Er drehte sich in seinem Bett um und wollte seinen Arm um Amy legen, sie zu sich ziehen und ihre Nähe genießen, aber sie war nicht mehr da. Sofort setzte er sich auf.
Er sah sich in seinem Zimmer um. Aber sie war nicht hier. Sie war weg. Wo war sie? Wieso war sie nicht mehr hier?
Hatte sie ihn doch gehört? Wusste sie doch, was passiert war und hielt ihn jetzt für eigenartig, weil er Lejana hinterher trauerte? Wollte sie nun keinen Kontakt mehr?
Warum war sie fort? Sie sollte ihn nicht verlassen. Das wollte er nicht. Sie sollte bei ihm bleiben. Wenn sie nun auch aus seinem Leben verschwindet, wusste er nicht, was er machen sollte.
Amy sollte bei ihm bleiben. Er durfte sie nicht verlieren. Er durfte nicht noch einmal denselben Fehler machen. Er durfte nicht.
Erst in diesem Moment bemerkte er die Tränen in seinen Augen. Ihm gefiel das nicht. Er wollte nicht schon wieder weinen. Nicht noch einmal. Wahrscheinlich hatte Amy ihn im Schlaf weinen sehen und dann ist sie einfach abgehauen. Er konnte doch nichts dafür, wenn er sogar im Schlaf weinte.
Für ihn war es am Tag schon schlimm genug, wenn er unter anderen Menschen war, wenn er bei Freunden war. Aber im Schlaf war es genauso schlimm. Und sie hatte es bestimmt gesehen. Und damit hatte er sie verloren.
Kraftlos stand er von seinem Bett auf. Kraftloser ging er ins Badezimmer und dort unter die Dusche. Am Kraftlosesten war er, als das Wasser anfing zu fließen. Das warme Wasser, welches er so sehr mochte. Denn nach Lejanas Tod gab es zwei Dinge, die er nun mehr mochte.
Zu Duschen und den Regen.
Denn unter keinem von beiden sah man seine Traurigkeit. Niemand sah die Tränen, die seine Wange herunterliefen. Niemand. Und das war auch besser so.
Er wusste nicht, wie lange er schon unter der Dusche stand, aber irgendwann machte er das Wasser wieder aus und trocknete sich ab. Immer noch kraftlos ging er, nur in einem Handtuch bekleidet, in sein Zimmer und suchte sich etwas zum Anziehen.
Als er damit fertig war, betrat er wieder den Flur der oberen Etage und stellte sich vor die Treppe nach unten. Er wollte diese Treppe nicht runtergehen. Jedes Mal wenn er vor ihr stand, hatte er das Gefühl, dass er auf dem Weg nach unten zusammenbrachen würde. Denn einmal war das passiert. Zwar relativ weit am Ende der Treppe, aber es war passiert.
Nur als Amy noch da war, hatte er keine Angst. In den letzten zwei Wochen war er diese Treppe förmlich runtergesprungen. Seine Angst war weg, weil er etwas hatte, was ihn glücklich machte. Aber auch das war nun weg.
Wieso war die Zeit des Glücklichseins bei ihm begrenzt? Konnte er nicht glücklich sein, wenn er es wollte?
Langsam, jede Stufe für sich, ging er die Treppe hinunter. Seine Beine fühlten sich schwach an. Nicht nur seine Beine. Auch er. Denn er war schwach.
Erst verlor er ein Mädchen an den Tod und nun eins, weil er ihr vom Tod des ersten Mädchens etwas gesagt hatte oder weil sie ihn im Schlaf hat heulen sehen.
Er konnte auch gar nichts. Normal schlafen, laufen, Treppen hinuntergehen, denken, leben. Das waren nur wenige Beispiele. Denn es fehlten noch so viele Sachen in dieser Auszählung.
Dabei hatte er es gerade geschafft, die Treppe ohne irgendwelche Zwischenfälle runterzugehen. Für einen kurzen Moment war er stolz auf sich. Aber dann wurde er zerstört. Und das von ihm selber.
Denn darauf konnte er nicht stolz sein. Sehr viele Menschen konnten das. Wieso sollte er dann darauf stolz sein? Worauf konnte er überhaupt stolz sein?
Darauf, ein trauriges Leben zu führen? Darauf, zwei Mädchen verloren zu haben? Im Schlaf zu weinen? Am Tag zu weinen?
Auf was sollte er stolz sein? Genau, es gab nichts. Und es wird auch niemals etwas geben.
Jungkook betrat die Küche des Hauses. Seine Mutter stand am Herd und machte wohl Frühstück. Aber beim Anblick der Person daneben, blieb sein Herz stehen.
Sofort rannte er zu Amy und nahm sie in den Arm. Fest in den Arm. Gerade dachte er noch, er hätte sie verloren. Aber er hatte sie nicht verloren. Das wusste er. Denn sie war hier, in seinen Armen.
Amy war kurz überrascht gewesen, weil er sie so plötzlich umarmte. Aber sie war froh, dass er jetzt hier war. Zwar hatte sie gehofft, dass sie mit dem Frühstück wieder nach oben in sein Zimmer gehen könne, bevor Jungkook aufwachte, aber das schien sie nicht geschafft zu haben.
"Jungkook, wollen wir jetzt nicht frühstücken? Deine Mutter hat extra etwas Leckeres gemacht", teilte sie ihm mit, aber er wusste nicht, ob er nun wirklich frühstücken wollte. Denn dafür müsste er sie loslassen. Doch das wollte er nicht.
Da Amy aber diese Situation kannte, fragte sie: "Wie lange soll ich denn bleiben?" Ohne zu zögern, kam vom Älteren die Antwort. "Für immer."
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1197 Wörter
Hoffen wir mal, dass sie für immer bleibt. Denn ohne sie scheint Jungkook ja wirklich verloren.
Aber vielleicht haben einige von euch darauf gehofft, dass Jungkook endlich mit ihr redet, oder? Da ich ja leider kein Storyboard habe, kann ich nicht sagen, ob sie im nächsten Kapitel miteinander reden, aber so langsam muss das mal was werden. Also seid auch weiterhin gespannt.
~🌹LY🌹~
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Second Love | BTS Jungkook FF |
FanfictionSchmerz. Das war das Einzige, dass er noch fühlte. Endloser Schmerz. Und das nur wegen seiner ersten Liebe und ihren Problemen. Ihren ehemaligen Problemen. Er wird noch lange an seiner ersten Liebe festhalten. Wird er deswegen überhaupt jemals wied...