"Mit meiner Jacke in der Hand rannte ich nach draußen zu Lejana. Allein im T-Shirt und einer kurzen Hose bekleidet, lag sie im Schnee. Arme und Beine leicht von sich gestreckt als würde sie einen Schneeengel machen wollen.
Ihre Augen waren geschlossen. Hände und Füße bereits leicht bläulich. Ich kniete mich neben sie, legte meine Jacke über sie und nahm ihre Hände in meine. Erschrocken öffnete sie ihr Augen und entriss mir ihr Hände, wobei sie die Augen aber angestrengt wieder schloss.
Doch die Tränen in ihren Augen, waren in diesem kurzen Moment nicht zu übersehen. Genauso wenig wie die, in meinen."
Bei einer Sache war sich Jungkook sicher. Wenn er diesen Teil der Geschichte fertig erzählt hat, wird er spätestens angefangen haben zu weinen. Denn auch jetzt tat es noch weh. Der Schmerz war wieder da. Selbst wenn Amy bei ihm war.
"Mir fiel es schwer zu glauben, was sich gerade vor mir abspielte. Allein deswegen, weil nicht nur ich Angst hatte, sondern sie genauso. Den Schmerz fühlten wir auch. Doch in diesem Moment fühlte ich den größeren.
Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche, rief einen Krankenwagen, weil ich nicht wollte, dass bleibende Schäden entstehen, und versuchte dann, Lejana aus dem Schnee zu bekommen.
Sie weigerte sie. Sie wollte dort bleiben. Sie konnte nichts anderes machen. Sie musste dort im Schnee erfrieren."
Das war einer der schlimmsten Momente in seinem Leben. Zu sehen, wie jemand im Schnee erfrieren möchte, damit der andere Schmerz verschwindet, war hart. Zu sehen, wie jemand darum kämpfte, zu sterben, war hart. Zu sehen, wie seine wahre Liebe ihr Leben nicht mehr will, war hart.
Jungkook wollte sie nicht sterben lassen. Er musste das verhindern. Und obwohl Lejana zu dieser Zeit deutlich schwächer gewesen war, hatte er es nicht geschafft, sie aus dem Schnee zu bekommen. Er fühlt sich bis heute schlecht deswegen. Denn mal wieder war er schwach.
Zu schwach, um etwas zu schützen, das ihm wichtig war. Das, schmerzte auch.
"Auch als Leona kam, sogar mit einer Decke, und mir half, bekamen wir sie immer noch nicht aus dem Schnee. Ich wusste echt nicht, woher sie die Kraft nahm, sich gegen zwei Personen zu wehren.
Aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass wir beide geschockt waren von der Situation, und uns langsam selber kalt wurde. Ich wühlte mich damals so kraftlos. Und diese Kälte von damals kann ich immer noch spüren."
Amy setzte sich gerade hin und verließ dann ihr Bett, um in Richtung der Couch zu gehen. Der Ältere sah ihr verwirrt hinterher. Aber als er sah, dass sie eine große kuschelige Decke geholt hatte, freute er sich darüber sehr. Denn das mit der Kälte war nicht gelogen.
Mit der Decke setzte sich Amy wieder zu ihm, dabei aber so nah wie nur möglich. Jungkook nahm ihr die Decke ab und legte sie über ihre und seine Schultern, wobei er dabei auch seinen Arm um ihre Schulter ließ, damit er sie wirklich nah bei sich hatte. Er bedankte sich leise dafür und erzählte weiter.
"Leona war irgendwann in Tränen ausgebrochen und forderte ihr Schwester flehend an, dass sie doch bitte mitkommen solle. Aber sie wollte nicht. Leona war verzweifelt. Auch ich hatte keine Ahnung, was ich nun tun sollte. Außer zu hoffen, dass der Krankenwagen schnell sein wird.
Und zum Glück dauerte es auch nicht lange. Aber diese Zeit, die es leider dauerte, war schlimm. Lejana zu sehen, wie sie lieber erfrieren will, als leben. Leona, die weinend neben ihr im Schnee saß und sie immer noch anflehte aufzustehen. Und ich, weinend, weil meine erste Liebe den ersten Selbstmordversuch unternommen hat. Es war einfach schlimm."
Jetzt verstand Amy, was es mit den drei Versuchen wirklich auf sich hatte. Lejana hatte wohl Selbstmordversuche geplant gehabt. So sehr sie Lejana auch nicht mochte, wünschte sie, dass sie sie niemals gemacht hätte. Denn so etwas tut anderen mehr weh als einem selber.
Amy hoffte so sehr, dass keiner dieser Versuche am Ende geglückt war. Das hoffte sie wirklich.
"Ich fühlte mich einfach verloren. Alles um mich herum nahm ich nur noch zur Hälfte wahr. Ich war förmlich benebelt. Selbst die Kälte, die mich mittlerweile auch erreicht hatte, spürte ich kaum. Dieser Moment war unglaubwürdig.
Selbst als endlich der Krankenwagen da war, konnte ich nichts machen, als da zu sitzen und zu weinen. So sehr ich auch mit Leona und Lejana gehen wollte, ich konnte nicht. Es war schmerzhaft zu wissen, dass jemand, den man wirklich sehr mag, sein Leben beenden will. Diese Art von Schmerz ist unerträglich."
Seit Amy bei ihm war, spürte Jungkook allen Schmerz, den er einmal hatte nicht mehr so stark. Doch dieser war noch sehr deutlich. Ihm sogar, zu deutlich.
"Als ich mich dann langsam wieder beruhigt hatte, saß ich trotzdem noch eine ganze Weile im kalten Schnee und sah die Stelle an, wo Lejana noch vor einigen Minuten gelegen hatte. Meine Hände, Füße und mein Gesicht fühlten sich taub an und der Rest meines Körpers war leicht unterkühlt.
Ich nahm meine Jacke und ging dann nach Hause. Weiter da zu sein würde mir nicht helfen, sondern mich nur umbringen. Bis ich zu Hause ankam schwirrte das Wort Selbstmord in meinem Kopf herum. Aber nicht im Sinne, dass ich das tun wollen würde, sondern es ging um Lejana.
Kaum hatte ich mein warmes und sicheres zu Hause betreten, kamen mir die Tränen hoch und ich fing wieder an zu weinen. Das Gefühl, dass ich nun hier im Warmen war und nicht bei ihr sein konnte, weil ich zu schwach war, hielt ich nicht aus.
Am liebsten wäre ich in mein Zimmer gegangen und hätte da im Stillen weiter geheult. Aber meine Mutter bemerkte mein Anwesenheit und somit auch meine Tränen. Ich konnte einfach nicht anders, als ihr von allem zu erzählen. Es war nicht ganz alles. Einige Details ließ ich weg.
Am Ende wusste meine Mutter aber, dass ich in Lejana lange verliebt war und es auch noch bin, dass wegen dieser Wette Lejanas und mein Leben zerstört wurde und dass sie nun wohl selbstmordgefährdet war."
Amy hatte das bisschen an Wissen, was sie über Jungkooks Vergangenheit hatte, bevor er mit ihr darüber selber gesprochen hatte, von seiner Mutter bekommen. Sie hatte ihr zwar nicht so viel erzählt, weil Jungkook es ihr eigentlich sagen müsste, aber eine Art Vorahnung hatte nicht geschadet.
"Nach dem Gespräch mit meiner Mutter ging ich in mein Zimmer und legte mich ins Bett. Ich holte meine Handy raus, um zu schauen, ob Leona mir vielleicht etwas geschrieben hatte. Doch leider hatte sie das nicht.
Das machte mich nervös, unsicher. Zwar war die Wahrscheinlichkeit nicht sonderlich hoch, dass Lejana tatsächlich sterben würde, aber ich wusste ja noch etwas mehr. Denn wenn sie es jetzt noch nicht geschafft hat zu sterben, dann würde sie das irgendwann nachholen wollen.
Und das war meine größte Angst."
Amy sah zu ihm hoch. Der Ältere hatte seine Augen geschlossen, jedoch liefen über seine Wangen Tränen. Bei diesem Anblick und dieser Atmosphäre die zur Zeit herrschte, sammelten sich auch in ihren Augen Tränen.
Sie hatte keine Ahnung, was er wohl damals genau gefühlt hatte, aber es hatte sehr wehgetan. So sehr, dass sogar sie diese Schmerzen spüren konnte. Sehr starke Schmerzen.
Langsam öffnete Jungkook seine Augen. Dabei sah er natürlich auch Amys. Kaum sah er sie, nahm er sie in den Arm. Er wollte doch nicht, dass sie nun auch traurig war. Nicht sie. Nicht sie auch noch.
Vorsichtig drückte er sie leicht von sich weg, nur damit er ihr die bereits laufenden Tränen mit seinem Daumen wegwischen konnte. Er sah ihr in ihre Augen und flüsterte: "Alles ist in Ordnung, Amy. Es ist alles gut." Wieder nahm er sie in den Arm.
Wenn er schon nicht verhindern konnte, dass sie traurig wird, dann musste er wenigstens versuchen, sie mit allen Mitteln zu trösten.
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1290 Wörter
Damit ist der erste Versuch niedergeschrieben. Für den zweiten habe ich auch schon eine Idee, beim dritten bin ich mir noch nicht sicher. Aber was auch immer es mal wird, es wird wohl bei diesen Erzählungen ziemlich emotional zugehen.
~🌹LY🌹~
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Second Love | BTS Jungkook FF |
Fiksi PenggemarSchmerz. Das war das Einzige, dass er noch fühlte. Endloser Schmerz. Und das nur wegen seiner ersten Liebe und ihren Problemen. Ihren ehemaligen Problemen. Er wird noch lange an seiner ersten Liebe festhalten. Wird er deswegen überhaupt jemals wied...