Kapitel 4 (Halbe Wahrheit)

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Es ist mittlerweile drei Monate her, seit ich die Wahrheit über mein Leben erfuhr.
Nach der Konfrontation mit meinen Eltern beschloss ich auszuziehen, da ich es zu dem Zeitpunkt endlich konnte und ich ihnen nach all den verlogenen Jahren nicht mehr ins Gesicht sehen konnte.
Ich lebe mittlerweile in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung, die ich mir mit einem Samstagsjob als Kellner in einem Café finanziere.
Ich liebe meine Wohnung. Sie ist klein, kompakt, kuschelig, 2 Minuten vom Strand entfernt und vor allem: ich bin für mich alleine.
Ich hätte das zwar nie gedacht, aber ich mag es alleine zu sein. Ich bin jetzt kein Außenseiter, in der Arbeit mögen mich die meisten, aber wenns um meine Freizeit geht, verbringe ich sie gerne allein.

Und was den Kontakt zu Lucifer und meinen Eltern betrifft: die habe ich alle seit meinem 20. Geburtstag nicht mehr gesehen, und darüber bin ich froh.

Nanu? Es wird langsam Zeit fürs Joggen!
Jaja, ich gehe jeden Abend am Strand joggen, aber auch nur um den Kopf freizubekommen.

In weniger als 30 Sekunden habe ich mir auch schon das Sportgewand angezogen und husche durch die Tür hinaus.

Seit mich Lucifer hier her gebracht hat, halte ich keinen Tag aus, ohne am Strand gewesen zu sein. Zwar verbinde ich diesen Ort mit der schrecklichen Wahrheit, aber trotzdem führt mich ein komisches Magengefühl immer wieder her.

Nach einer halben Stunde ist es schon stockfinster und ich beschließe, nach Hause zu gehen, da ich mich im Dunkeln nicht besonders wohl fühle.

,,Fynn", ruft mich eine nur allzubekannte Stimme.
,,Wer ist da?!", brülle ich hysterisch in die Finsternis und mache mir gleichzeitig fast ins Hemd.
,,Fynn, keine Angst. Ich bins Lucifer."
Plötzlich spüre ich, wie mich zwei kräftige Hände von Hinten an der Taille packen. Zuerst zucke ich zusammen, doch seltsamerweise fühle ich mich sehr geborgen.
,,Ich habe dich vermisst Fynn..."
,,Ich dich nicht!", rufe ich und stoße ihn aggressiv von meinem Körper.
,,Was willst du hier? Kaum habe ich meine Freiheit und denke ich kann ein ruhiges Leben führen, tauchst du wieder auf!"
,,Bitte Fynn... lass uns in Ruhe reden. Als ich dir die Wahrheit über dich erzählt habe, kam ich nicht dazu dir alles zu erzählen."
Verblüfft starre ich in die Leere.

Nach einer Weile entscheide ich, mir anzuhören, was er mir zu sagen hat.
,,O.K. Von mir aus kannst du mit in meine Wohnung."

Still schweigend setze ich meinen Weg zur Wohnung fort und aus dem Augenwinkel bemerke ich einen Blick der Erleichterung in Lucifers Gesicht.
So schnell werde ich ihn wohl nicht wieder los.

In Satans FängenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt