*1* Ein neues Leben

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Ich sah schweigend auf die Tropfen, welche die Scheibe entlang liefen. Manchmal fixierte ich ein Tropfen mit den Augen und wettete, dass dieser schneller unten ankam, als ein anderer. Wenn es nicht der Fall war, fixierte ich einen anderen Tropfen und dasselbe Spiel begann von neuem.

Wer ich war? Ich war ein Niemand. Zumindest war ich es bis jetzt immer. Meine Eltern konnten sich unser Haus nicht mehr leisten und deshalb mussten wir es verkaufen und umziehen.

Für mich war es nicht sehr schwer, denn ich hatte in unserem alten Zuhause keine Freunde. Ich war eine Außenseiterin, weil... Naja... Ehrlich gesagt wusste ich nicht warum. Alle mieden mich. Ich war irgendwie anders. Im negativen Sinne.

Mein Vater riss das Lenkrad herum, als ihm das Auto wieder einmal nicht gehorchen wollte. Der Regen war mittlerweile so stark geworden, dass die Straße schon leicht überschwemmt war. Ich zog die Jacke noch enger um meinen Körper und sah auf unser Navi. Es zeigte noch ein paar Kilometer bis zum Zielort an.

Seufzend kuschelte ich mich tiefer in den Sitz und sah wieder hinaus. Mittlerweile hatte sich die Landschaft geändert. Nun waren immer häufiger Häuser zu sehen.

Wir bogen in die Einfahrt unserer neuen Wohnung ein. Wegen dem Regen konnte ich leider nicht sehr viel erkennen. Es schien ein mehrstöckiges älteres Familienhaus zu sein.

Ich stieg aus dem Auto und spannte den Regenschirm auf. Meine Eltern taten es mir gleich und sahen sich ebenfalls kurz um. Dann gingen sie in Richtung des Gebäudes.

Ich riss mich zusammen, um nicht noch länger das Haus unter die Lupe zu nehmen. Dazu hatte ich wann anders Zeit.

Wir mussten in den zweiten Stock hinauf gehen. Die Stiegen waren alt und quietschten unangenehm, wenn man drauftrat. Mein Vater kramte einen Schlüssel heraus und schloss unsere neue Wohnung auf.

Sofort schlug mir ein merkwürdiger morscher Geruch entgegen, den man sonst nur bei kaputten und alten Häusern fand. Ich war noch nie davor in meinem Leben umgezogen, aber ich war oft bei einer alten Mühle, bei der es genauso alt roch.

Ich fragte kurz meine Eltern, welches Zimmer ich bekommen würde. Da sie mir wie Wahl überließen, machte ich mich auf Erkundungstour.

Es gab ein Wohnzimmer, ein Badezimmer, ein WC, eine Küche und zwei Schlafzimmer. Ich entschied mich für das Schlafzimmer mit den meisten Fenstern, denn ich brauchte auch Licht zum Lernen. Trotz der zwei vorhandenen Fenster war der Raum duster und sah nicht sehr einladend aus.

Alles wird gut", flüsterte ich in die Dunkelheit und versuchte meine Stimmung dadurch zu heben. Ich hatte nicht viele Möbel. Nur ein kleinen Kleiderschrank, ein Tisch, ein Stuhl und ein altes quietschendes Bett. Wie schon gesagt, meine Eltern waren nicht sehr reich.

Nach ein paar Stunden hatte ich alles aufgebaut und ging zu meinen Eltern, um ihnen zu helfen. Leider war ich ein Einzelkind und hatte somit keine Geschwister. Manche finden ja Geschwister seien nervig, aber ich war einfach nur einsam und da wünschte ich mir, ich hätte wenigstens nervige Geschwister.

Es war schon Abend, als wir mit allem fertig waren. Da meine Eltern sehr müde von langen Tag waren, räumte ich den Tisch nach dem Abendessen ab und spülte alles sorgfältig.

Es war schon kurz vor 23 Uhr als ich mich umzog und ins Bett fiel. Da wir sehr kurzfristig umgezogen waren, hatte ich schon morgen Schule. Ich wusste nicht, mit wem ich in der Klasse sein würde und ob ich Freunde finden würde. Hoffentlich würde alles gut gehen und ich könnte mich ihnen anpassen. Mit diesen letzten Gedanken schlief ich erschöpft ein.

Am nächsten Morgen wachte ich noch vor dem Wecker auf. Da meine Schule nur 4 km von uns entfernt lag, wollte ich mit dem Fahrrad hinfahren.

L O S E R | BTS JK ✓*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt