*12* Komm zu mir

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Der Jüngling begutachtete mich noch einmal von oben bis unten. Dann lächelte er mir zu, stand von seinem Sessel auf und streckte mir seine Hand entgegen.

"Na dann, Lucy. Ich freue mich auf deine Mitarbeit."

...

Lächelnd bediente ich den nächsten Gast.

Der Chef hatte mich gefragt, ob ich vielleicht sofort anfangen könnte. Erst hatte ich ihn verwundert angesehen, doch als ich dann die vielen Gäste erblickt hatte, die sich wegen dem immer heftiger werdenden Regen im Caffee versteckten, konnte ich seiner Bitte verständnisvoll und voller Vorfreude nachgehen.

Seit einer Stunde bediente ich schon die Gäste, aber es wurden trotzdem immer mehr. Leah hatte anscheinend doch Recht gehabt. Ich hatte nur gestern ein ehe mageren Tag erwischt.

Fröhlich bediente ich gerade den nächsten Gast, als mich Mary unsicher ansprach. Lucy? Ich weiß, du bist gerade voll in deinem Element, aber der Regen hat aufgehört. Außerdem wird es immer später und wir müssen noch heim gehen."

Ich sah auf meine Armbanduhr, die ich von meiner Mum zu meinem sechsten Geburtstag als Geschenk bekommen hatte und seitdem immer trug. Es war eines der wenigen Dinge, die mir wirklich am Herzen lagen und die ich um keinen Preis der Welt hergeben würde. Der kleine Zeiger steuerte schon auf die 8 Uhr zu.

Ich sah mich ein wenig im Caffee um. Ich konnte doch Leah nicht allein alle Gäste bedienen lassen. Aber ich konnte auch Mary nicht allein nach Hause gehen lassen, wieder zu ihrem Vater. War das überhaupt für sie ihr Vater? Nein, ich war mir absolut sicher, dass man diesen Menschen auf keinen Fall einen Vater nennen konnte. Das war ein Untier. Ein Säufer. Ein Schläger. Aber auf keinen Fall ein Vater.

Dieser Mann meinte doch, dass ich gerne Mary mitnehmen dürfte. Warum nicht?

Ich teilte mit ihr meinen Gedanken, sie könne doch bei mir bleiben.

Das Mädchen stimmte mir nach einigem Überlegen zögernd zu. Ich spürte, dass sie Angst vor ihrem biologischen Vater hatte und schmerzhafte Folgen von ihrem Wegbleiben befürchtete. Trotzdem setzte sie sich wieder auf ihren Stuhl direkt am Fenster und legte ihren Kopf müde auf den Tisch.

Der Regen lockte die verschiedensten Menschen ins Caffee. Trotzdem wunderte ich mich, als ich die beiden Mädels sah. Die beiden, die in der Mädchentoilette schlecht über mich geredet hatten. Ich erkannte sie sofort an ihren künstlich quietschenden Stimmen, die einem nur beim Zuhören die Gänsehaut über die Körper huschen ließ.

Ich deutete Leah, sie möge doch die beiden bedienen, jedoch erfolglos. Sie war selbst bei einem Gast beschäftigt, der einfach nicht zufrieden mit seiner Bestellung war, egal was man ihm brachte.

Ich seufzte auf eher ich meinen Rücken gerade durchstreckte und mit hoch erhobenem Haupte auf die beiden zumarschierte.

Geradezu übertrieben freundlich fragte ich sie nach ihrer Bestellung. Angewidert sahen mich die beiden an. Eine Unbekannte war ich auf der Schule nach nur einer Woche schon nicht mehr.

Die eine verdrehte die Augen. Wie kommt es, dass Cinderella nun hier arbeitet? Ist dir der Stoff zum Röcke nähen etwa ausgegangen?" Sie kicherte hinter hervorgehaltener Hand während ihrer Freundin noch einen draufsetzte: Ja, ich hab gehört, das dein Traumprinz dich heute sitzengelassen hat. Bist ihm wohl nicht so wichtig wie du dachtest. Ihm sind sein Konzert und seine Karriere wichtiger als du. Was will er überhaupt von dir? Du bist doch nicht mal schön." Sie verdrehte ihre Augen.

Hoffentlich bleiben sie dir in deinem dämlichen Hirn stecken, dachte ich mir grimmig.

Dort waren also die Jungs heute abgeblieben. Ich hatte mich schon gewundert. Irgendwie war ich erleichtert. Jeon war also nicht sauer auf mich und Yoongi hatte nicht Blödes über mich erzählt. Zumindest noch nicht. Bei dem bloßen Gedanken Yoongi morgen wiedersehen zu müssen rieselte mir ein kalter Schauer über den Rücken.

Ich bediente die Mädchen noch ihren Wünschen entsprechend. Nach einer weiteren Stunde begann es zu dämmern. Das Caffee lehrte sich langsam und Leah bediente noch den letzten Herrn. Als dieser glücklich und zufrieden war zogen Leah und ich uns hinter den Tresen zurück und zogen uns in der dafür vorhergesehenen Kammer um.

Als wir unsere Sachen gepackt hatten, war auch schon der letzte Gast zur Türe hinaus und nur noch Mary lag halb schlafend auf dem Tisch. Lächelnd und den Schlüssel des Ladens in der Hand marschierte ich auf die zu und weckte sie sanft.

Schnell begriff sie, das wir nun zu mir Heim gingen. Plötzlich war sie ganz munter und hüpfte aufgeregt neben mir her, nachdem ich die Tür schloss.

Den ganzen Weg schwiegen wir. Nicht, dass es für einen von uns unangenehm gewesen wäre irgendetwas zu sagen. Es war auch keine dieser unheimlich unangenehmen Stillen, bei der man nicht weiß, was man sagen soll. Wir genossen einfach die letzten Laternen und sahen in den Sternenhimmel, der immer besser zu sehen war, je weiter wir von der Stadt weggingen und je näher wir meinem Haus kamen.

Leise versuchten wir die knarrenden Treppenstufen hinaufzuschleichen. Die alte Tür quietschte, nachdem das Schloss mit einem lauten KLACK' aufsprang und ich sie öffnete.

Eigentlich hatte ich erwartet, das meine Eltern schliefen, jedoch saßen sie beide scherzend und lachend am Tisch. Sie hatten sich die Zeit bis zu meinem Eintreffen mit Kartenspielen verschlagen. Mit dem ersten Blick konnte ich feststellen, das mein Vater haushoch am Gewinnen war. Er war im Kartenspielen einfach unschlagbar.

Ihre Köpfe schnellten zu uns, als ich vor die offene Küchentür trat. Verwundert musterten sie das abgemagerte Mädchen neben mir. Meine Mutter erlangte als erstes wieder die Sprache. Willkommen zu Hause, Lucy. Wen hast du uns mitgebracht? Möchtest du uns deine Freundin nicht vorstellen?" Mein Vater begutachtete Mary immer noch, welche sich ängstlich umsah.

Das ist Mary. Ich habe sie heute kennen gelernt, aber wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Ich dachte es wäre okay, wenn sie heute Nacht vielleicht bei uns schlafen könnte." Ich konnte meinem Vater die tausend Fragen ablesen, die ihn beschäftigten, als er mich ansah. Ich schüttelte nur leicht den Kopf. Ich würde es ihnen erzählen, wenn Mary weg war. Das wäre besser für uns alle.

Mum nickte unsicher aber mit einem gütigen Lächeln. Natürlich darf sie bleiben. Willkommen in unserem bescheidenen Zuhause, Mary."

Auch auf Marys Gesicht schlich sich ein verunsichertes Lächeln. Danke Mr. und Mrs. Adams. Das weiß ich sehr zu schätzen."

Ich wünschte allen noch eine Gute Nacht ehe ich Mary in mein Zimmer zog. Ich ließ sie auf meinem Bett schlafen und ich begnügte mich mit einer Ersatzdecke und dem kleinen Teppich mitten im Zimmer. So schliefen wir schnell ein.

Hey meine Sternchen!
Sorry fürs wirklich ewig lange warten! Bei mir hat die Schule so viel Stress geraubt, sodass ich für meine Hobbys keine Zeit mehr hatte. Traurig aber wahr...

Ab jetzt werden die Updates sehr unregelmäßig kommen, sorry im Voraus...

Übrigends! Leute!!!!! Wir haben die 600 Reads geknackt!!!!! I luv you sooooo much!!! Danke euch!!! ❤❤❤❤❤

Einen wunderschönen Tag noch

Eure ~Kissenkoenigin~


L O S E R | BTS JK ✓*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt