Fünfundvierzig - Silas

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Ich war mir nicht so sicher, ob die Detektivarbeit Fey wirklich gut tun würde. Vorhin war sie wegen eines Angestellten vor der Zimmertür fast ausgeflippt und jetzt wollte sie mit mir gegen OKÜP vorgehen? Aber ich konnte auch verstehen, das 'nichts tun' für sie genauso schlimm war. Was musste das für ein Gefühl gewesen sein, plötzlich denjenigen zu sehen, mit dem man sein halbes Leben verbracht hatte? Denjenigen wiederzusehen, der einem so viel Leid zugefügt hatte? Er war klein gewesen. Für mich war Oliver Mendacis immer ein riesiges Monster in Feys Kopf. Ein Monster, vor dem ich sie nicht beschützen konnte, weil nur sie es angreifen sah. Aber der echte Oli war kein riesiges Monster. Er war ein völlig normaler Typ. Mensch durch und durch. Wie auf dem alten Foto. Und nicht sonderlich groß. Sein Vorgesetzter hatte ihn deutlich überragt. Er war ihm hinterher gelaufen, wie ein folgsamer Hund. So, als wäre er nicht zu der Grausamkeit fähig, die Fey nachts vom schlafen abhielt. "Er sah gar nicht wie ein Monster aus... Oder ein OKÜP Spinner...", stellte ich fest. Fey lachte trocken. "Tue ich doch auch nicht", murmelte sie. "Du bist kein Monster", widersprach ich. "Die Person, die mich am besten kannte, glaubt, das ich eins bin", erwiderte sie. "Tja, diese Person ist ein OKÜP-Spinner und demnach keine zuverlässige Quelle", stellte ich fest.

Wir erreichten unser Hotel und trugen unsere Einkäufe ins Zimmer. "Silas? Ich bin ein Monster und ich will, dass du weißt, warum. Ich will, dass du es von mir erfährst, bevor es dir Oli oder sonst irgendwer erzählt...", begann sie. Ich hob die Hand, um sie zu unterbrechen. "Du musst mir nichts erzählen. Ich weiß, dass du kein Monster bist", stellte ich klar. Sie wirkte, als wollte sie mich unterbrechen, als ihr Handy klingelte. Sie zog es heraus und stellte den Anruf auf laut. "Fey, meine Liebe, ich habe mich über eure toten Werwölfe schlau gemacht", schallte Lilliths Stimme aus der Leitung. "Was hast du rausgefunden?", erwiderte Fey. "Bis jetzt nicht viel. Den Wächtern ist aufgefallen, dass es zurzeit ziemlich viele sind und einer meiner Kollegen hat sich wohl darüber beschwert, ständig ins eisige Spitzbergen zu müssen, obwohl sterben dort ja eigentlich verboten ist. Die Unsterblichen sind stutzig geworden und wir sind jetzt auf dem Weg zu einem der Toten, um Infos direkt vom Opfer zu bekommen", antwortete die Unsterbliche. "Wir haben hier zwei OKÜP-Agenten getroffen. Ich schick dir ein Foto. Villeicht kennt euer toter Wolf den ja", Fey tippte eine halbe Ewigkeit auf ihr Smartphone ein. "Ist angekommen", meldete sich Adam aus dem Off.

"Fahr, du Affe! Es ist grün! Entscheid dich, man!!!", fluchte Lillith plötzlich lautstark. "Sie fährt", erklärte Adam. "Weniger aggressiv, Lillith. Du fährst einen rosa Porsche, du fällst auch schon auf, wenn du die Anderen nicht anbrüllst", richtete er das Wort an die Fahrerin. "Wenn dich meine Fahrweise stört, kannst du des Teufels Barbie-Kutsche gerne selbst fahren", maulte diese. "Sobald wir sie endlich unlackiert haben. Immerhin hat der Teufel uns das Auto geschenkt. Dann dürfen wir auch die Farbe ändern", erwiderte dieser. "Dürfen wir nicht. Thantatos sagt, dass wir den Teufel damit beleidigen würden... Ich denke nicht, dass du dich mit dem Teufel anlegen willst", widersprach Lillith. "Dich mochte er doch ganz gerne...", murmelte Adam. "Ja, aber du bist in seiner Welt nur ein nerviger Engel und ich habe nicht sonderlich Lust darauf, mit dem Teufel um deine Seele feilschen zu müssen", fauchte es aus dem Telefon. "Also ist dieses Auto wie der selbst gestrickte Pulli von Oma. Hässlich, aber man muss sich trotzdem freuen und das Teil dann und wann tragen, damit Omi einen nicht enterbt?", fragte er." Mir hat zwar noch niemand einen Pulli gestrickt und eine Oma habe ich auch nicht, aber ja. Das müsste hinkommen", stimmte sie ihm zu. "Dann strick ich dir einen Pulli. Einen kunterbunten, damit du auch mal was anderes trägst als schwarz", versprach Adam. "Du kannst stricken?", wunderte sich seine Freundin. "Handarbeitsklasse. War zu schlecht für Französich", antwortete er. "Vergiss nicht, dass ich rote Haare habe. Wenn du nur einen bunten Pulli strickst, musst du auch mit mir und dem Pulli in die Öffentlichkeit", erinnerte Lillith ihren Beifahrer und brüllte zwischendurch noch ein paar andere Verkehrsteilnehmer an. "Ich würde mir dir überall hingehen und wenn du dich als Einhorn verkleiden würdest", erwiderte dieser ohne zu zögern.

"Äh, Leute? Wie sind auch noch da", erinnerte Fey die Beiden, bevor die Situation noch unangenehmer werden konnte. "Sorry. Wir reden mit dem Toten und verstauen des Teufels rosa Barbie-Kutsche. Ich schätze, dass wir in spätestens drei Tagen bei euch sein werden", wechselte Lillith wieder das Thema. "Ihr kommt hierher?", wunderte ich mich. "Ja, Anubis sagt, wir sollen euch helfen. Auch, wenn das nur indirekt ein Fall für die unsterbliche Abteilung ist. Wahrscheinlich hat der verfrohrene Kollege Stress gemacht", erwiderte sie. "Sollen wir euch schon mal ein Zimmer besorgen?", bot ich an. "Ja, danke, das wäre nett", nahm Adam an, während Lillith einen weitern Schwall Beschimpfungen auf die Autofahrer um sie herum losließ. "Wir sehen uns", beendete Fey die Konversation und legte auf. "Sieht aus, als würde der Himmel uns Hilfe schicken", stellte ich fest. "Der Himmel und der Tod", ergänzte Fey. "Ja, aber die sind ein ziemlich gutes Team, wenn auch eins, das in einem rosa Porsche durch die Gegend gurkt", stimmte ich zu. Warum zur Hölle hatte der Teufel eigentlich überhaupt einen rosanen Porsche? Und warum verschenkte er das Ding an Leute, die es nicht mal haben wollten?

--- Sorry, ich habe es gestern vergessen weil ich auf dem Weg zur Leipziger Buchmesse war. Aber dann viel es mir doch noch ein und hier kommt das verspätete Freitags Kapitel. Ich werde heute hoffentlich viele Tolle Bücher shoppen und nächste Woche das Kapitel pünktlich posten ---

FearlessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt