Dreiundfünfzig - Silas

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Fey hatte ihn irgendwie kommen sehen, noch bevor ich ihn gesehen hatte. Noch während ich ihr eine Warnung zu gerufen hatte, war sie schon mit ihren beiden Klingen wie eine Rachegöttin zu ihm herum gewirbelt. Jetzt kämpfen sie. Oli mit dem Schwert, Fey mit ihren Messern. Oder tanzten sie? Trotz der scharfen Klingen in ihren Händen sahen die Beiden anmutig aus, so, als folgten sie einer bestimmten Choreografie. Immer wieder huschte Fey um Oli herum und versuchte mit Ihren Messen durch seine Abwehr zu kommen, aber er hielt sie mit dem Schwert auf Abstand. So, als hätten sie das schon tausende Male gemacht. Vielleicht, weil sie es schon tausende Male gemacht hatten? Ihre Körper erinnerten sich an die Bewegungen. An die Bewegungen des jeweils Anderen. Sie folgten Schritten, die sie in und auswendig kannten. Oli wie ein gefallener Ritter und Fey wie eine kleine Dämonin. Schnell. Präzise. Tödlich. Nur, dass es hierbei nicht ums töten ging.
Die Informationen, dass es sich hierbei um einen echten Kampf handelte, hatte es nicht von den Köpfen zu den Bewegungen geschafft. Die Routine aus unendlich vielen Trainingskämpfen hatte die Kontrolle übernommen. Erst wenn einer von beiden geschlagen war, würde es wieder ans töten gehen. Ich sollte etwas tun. Fey helfen. Aber beide Kämpfer bewegten sich viel zu schnell, als dass ich hätte etwas ausrichten können. Ich hätte wahrscheinlich eher Fey verletzt als Oli. Die beiden wirbelten immer noch umeinander herum wie ein tanzendes Paar. Immer wieder klirrte der Stahl. Fey parierte mit ihren gekreuzten Messerklingen einen Schwerthieb gegen ihre Schulter. Sie lachte. Aber sie lachte ihren Gegner nicht aus. Sie lachte, weil ihr das hier Spaß machte. Oli schien das genauso zu irritieren wie mich, denn für einen winzigen Moment wurde er langsamer.
Fey nutze das, um durch seine Deckung zu tauchen. Sie stand jetzt zwischen ihm und seinem Schwert. Nasenspitze an Nasenspitze. Das eine Messer an seiner Kehle, das Andere an der Seite des Halses. Hätte Oli ebenfalls mit Messern gekämpft, hätte er seine Waffe jetzt einfach drehen und ihr in den Rücken stoßen können, aber das Schwert war dafür nicht wendig genug. Er versuchte ihr den Knauf auf den Hinterkopf zu schlagen, aber Fey war schneller. Sie trat ihm mit Schmackes in die Eier. Oli krümmte sich und sie donnerte ihren Dickschädel gegen seinen. Dann riss sie die Arme auseinander und zwang ihn endgültig, das Schwert loszulassen. Die Waffe fiel klirrend zu Boden. Mit einem vergnügten Lachen warf sie ihren Gegner zu Boden und fixierte ihn, indem sie sich auf ihn drauf setzte. "Du bist tot", verkündete sie fröhlich und setzte ihm das Messer an die Kehle. Aber sie machte keine Anstalten, den Geschlagenen tatsächlich umzubringen. "Silas, reicht du mir mal das Panzertape ?", rief sie stattdessen mir zu. Ich hastete los und warf die Rolle in ihre Richtung. Fey klemmte sich ihr verbliebenes Messer zwischen die Zähne und angelte das Klebeband aus der Luft. Das andere Messer hatte sie anscheinend schon weggepackt, um die Hände frei zu haben. Allerdings verlagerte sie dabei ihr Gewicht, wodurch Oli eine Hand frei bekam und an ihren Haaren zog. Sie ließ das Tape fallen und verpasste ihm eine Backpfeife, während sie ihn mit der anderen Hand am Handgelenk packte, um seine Finger aus ihren Haaren zu bekommen.
Das gab ihrem Angreifer allerdings die Möglichkeit, auch die andere Hand frei zu bekommen und ihr mit der Faust zweimal ins Gesicht zu schlagen. Ein Schlag ins Auge und einen gegen den Kiefer, auf Grund seiner schlechten Position aber nicht mit genug Kraft, um ihr etwas zu brechen. Ich kreischte auf. Fey spuckte ihrem alten Freund Blut ins Gesicht. Wo war eigentlich ihr Messer hin? Dann sah ich das Metall aufblitzen. In Olis Hand. Dann knackte ein Knochen und das Messer war wieder bei Fey. Sie rammte es ihm in die Schulter und er jaulte vor Schmerz auf. "Keine Bewegung", drohte sie und griff sich das Panzertape. "Silas, hilf mir, diesen Arsch zu verschnüren", bat sie mich. Ich sprang ihr so schnell bei wie ich konnte. Zusammen umwickelten wir Oli fest mit Panzertape.
Aus der Nähe betrachtet, machte Fey einen ziemlich mitgenommenen Eindruck. Ihre dunklen Haare waren hoffnungslos verwuschelt. Ihr sonst so blasses Gesicht war von der Anstrengung gerötet und ihr hing Blut im Mundwinkel. Außerdem sah es so aus, als würde sie ein blaues Auge bekommen. Oli sah sogar noch schlimmer aus. Seine einstmals ordentliche Kleidung und Frisur befanden sich in einem desolaten Zustand. Mitten im Gesicht leuchtete Feys roter Handabdruck auf, außerdem hing ihm ihr Blut im Gesicht. Sein Handgelenk war offensichtlich gebrochen und das Messer steckte immer noch strategisch günstig in seiner Schulter. Er musste höllische Schmerzen haben, denn als ich ihn auf die Füße zog, konnte er eine Abfolge von Schmerzlauten nicht zurückhalten. Mir war klar, dass Fey hier noch auf Sparflamme gelaufen war. Das war kein unkontrollierter Anschlag gewesen, sondern ein Kampf. Sie hatte nicht vorgehabt, Oli zu töten. Sie hatte ihn lediglich außer Gefecht setzen wollen. Die beiden Gangster in São Paulo hatte sie schnell und ohne zu zögern getötet. Die beiden hatten nicht mal mitbekommen, was mit ihnen passierte.
Wozu war Fey in der Lage, wenn sie mit dieser Hemmungslosigkeit oder der Absicht zu töten kämpfte ? Was konnte sie dann mit einem Gegner anstellen? "Bist du schockiert, wozu die süße, kleine Fey in der Lage ist, Blondi? Wenn du wüsstest, was ich alles für Geschichten erzählen kann...", flüsterte Oli mir zu, als ich ihn am Oberarm ins Haus schob. Dann bemerkte er meine verschiedenfarbigen Augen. "Ah, diesmal haben sie ihr einen Lycaner gegeben... Und so ein Prachtexemplar... Trotzdem fraglich, ob du sie besser in den Griff bekommst als ich...", sinnierte er. Ich schob ihn ohne einen Kommentar in die Hütte. Im fensterlosen Hinterzimmer stand ein einzelner Stuhl. "Tapen wir ihn da fest. Wenn er nicht mehr weglaufen kann, heile ich ihn", erklärte Fey und deutete auf den Stuhl. "Du willst ihn heilen?", stutze ich. Ich war irgendwie davon ausgegangen, dass sie ihn leiden lassen würde. Andererseits verlor er durch die Schulterwunde ordentlich Blut. "Du willst mich heilen?", fragte auch Oli überrascht. "Ich habe nichts davon, wenn du mir hier stirbst oder die Schmerzen dein Hirn vernebeln. Wenn du mir nochmal Scherereien bescherst, brech ich dir einfach das Bein", erwiderte sie und beugte sich über ihn.

--- fast hätte ich das Kapitel vergessen... Aber nur fast... Das war übrigens das letzte Korrektur gelesene Kapitel. Eventuell muss ich das nächste also selbst korrigieren. Dann werdet ihr Warscheinlich noch mal mehr Rechtschreibfehler finden. Wenn dem so sein sollte, gebt die Dinger einfach in den Kommis ab. Villeicht schafft es meine Beta aber auch noch das Kapitel nächste Kapitel zu korrigieren. Wie hat euch eigentlich dieses Gefallen? War so ziemlich mein erster Versuch einen Kampf zu beschrieben. ---

FearlessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt