Kapitel 5

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Sams POV:

Mit seiner Stirn gegen meine gelehnt saß Julian mir gegenüber und sah mir tief in die Augen. In diesem Moment fiel mir erst einmal auf, wie wunderschön seine Augen leuchteten und wie viel Wärme und Liebe sie ausstrahlten. Ein wohliges Kribbeln fuhr durch meinen Körper. So verrückt es sich angesichts der Tatsache, dass wir uns erst seit ein paar Stunden kannten, anhörte, aber: Ich fühlte mich sicher, ja, sogar regelrecht geborgen bei ihm. Er gab mir das Gefühl, dass nichts und niemand mir etwas anhaben konnte – nicht einmal mein Mann. All meine Sorgen rückten mit einem Mal in ganz weite Ferne. Es war einfach so wahnsinnig rührend, wie liebevoll sich Julian um mich kümmerte. Die Art, wie er mit mir sprach. Wie er mir zuhörte. Wie er mich in seinen Armen hielt – als ob ich der kostbarste Schatz wäre, den es auf der Welt gab.

Unsere Gesichter näherten sich einander immer mehr, bis sie schließlich nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Das Kribbeln in meiner Magengegend wurde immer stärker und mein Herz klopfte so sehr, dass ich das Gefühl hatte, dass Julian es hören konnte. Doch nicht nur mit mir stellte dieser Moment offenbar so einiges an: Unter meinen Händen, die von unserer Umarmung von gerade eben immer noch auf Julians Rücken ruhten, spürte ich, dass er ganz leicht zitterte. War es denn möglich, dass ich, trotz dass wir uns eigentlich so gut wie gar nicht kannten, derartige Gefühle für ihn empfand? Unweigerlich glitt mein Blick von seinen Augen runter zu seinen Lippen, die leicht geöffnet waren. Nach kurzem Zögern überwand ich schließlich die letzten paar Zentimeter, die zwischen uns lagen und legte sanft meine Lippen auf seine. Zaghaft, fast schon schüchtern, erwiderte er den Kuss, ehe wir uns wieder voneinander lösten. Ich versuchte, aus seinem Blick irgendetwas herauslesen zu können, aber scheiterte kläglich.

„Es tut mir leid, Julian – ich wollte dich nicht...", setzte ich an, wurde jedoch davon unterbrochen, dass sich Julians Zeigefinger auf meine Lippen legte.
„Shh – du musst dich für nichts entschuldigen. Du hast nichts falsch gemacht, ok?", entgegnete er mit leiser Stimme, woraufhin ich nur ein Nicken zustande brachte. Langsam nahm er seinen Finger wieder von meinem Mund, nur um mich nun seinerseits zu küssen – diesmal jedoch deutlich leidenschaftlicher als beim ersten Kuss. Zärtlich stupste er mit seiner Zungenspitze gegen meine Unterlippe und bat um Einlass, den ich ihm nur zu gerne gewährte. Unsere Zungen trugen einen regelrechten Ringkampf aus, aus dem kein eindeutiger Sieger hervorging. Mit einem Ruck zog mich Julian auf seinen Schoß und seine Hand, die vorher noch in meinem Nacken lag, rutschte ein ganzes Stück nach unten, bis sie schließlich an meinem unteren Rücken zum Stehen kam. Ich vergrub meine Finger in seinem blonden Haar und vertiefte den Kuss noch mehr. Plötzlich machte sich neben dem Kribbeln in meinem Bauch noch ein anderes Gefühl in mir breit. Ein Gefühl, mit dem ich, allein schon aufgrund der Umstände, niemals gerechnet hätte: Ich begehrte ihn. Ja, ich wollte ihn und das am besten sofort. Nein – das konnte einfach nicht wahr sein! Das war doch völlig verrückt!

Doch mein Körper schien mit einem Mal ein völliges Eigenleben entwickelt zu haben. Ich schlang meine Beine fest um Julians Hüfte, drückte sanft mein Becken gegen das Seinige und begann, es langsam zu bewegen, was ihm ein überraschtes Keuchen entlockte. Schließlich lösten sich seine Lippen von meinen und er sah mich mit einem Blick an, den ich nicht wirklich deuten konnte: Etwas in seinen Augen hatte sich verändert. Dieses anfänglich unschuldige, helle Leuchten war einem dunklen und lüsternen Glitzern gewichen, das er jedoch versuchte, so gut wie möglich zu kaschieren. In seinem Blick schlummerten jedoch nach wie vor unendlich viel Liebe und Zuneigung. „Sam.", sprach Julian mich schließlich an. Seine Stimme klang rau und heiser. „Hör zu – ich will dir nicht wehtun!"
„Das wirst du nicht, Julian.", hauchte ich. „Ich vertraue dir voll und ganz." Kaum dass ich diesen Satz ausgesprochen hatte, hob mich Julian hoch, lief mit mir auf dem Arm eine lange Treppe hinauf und stieß eine Türe auf, hinter der unter anderem ein großes Bett zum Vorschein kam. Vorsichtig ließ er uns beide darauf fallen und fing abermals an, mich zu küssen. Dieses Mal beschränkte er sich jedoch nicht ausschließlich auf meinen Mund, sondern küsste sich langsam und Stück für Stück an meinem Hals entlang, während seine Hand unter meinen Pullover wanderte und meinen Bauch streichelte. Anschließend hob er meinen Oberkörper ein Stück hoch und schob mir den Pullover über den Kopf, wodurch das volle Ausmaß an Spuren, die mein Mann die letzte Zeit an meinem Körper hinterlassen hatte, unmittelbar zum Vorschein kam.

Schockiert betrachtete Julian meinen Oberkörper und formte tonlos „Ach du Scheiße!" mit seinen Lippen. Zärtlich strich er mit seinen Fingerspitzen über jeden noch so kleinen Bluterguss und jeden noch so unscheinbar anmutenden Kratzer.
„Oh mein Gott – wie konnte dieser Mistkerl dich wundervolles, hübsches Mädchen nur so derart zurichten?" sprach er mehr zu sich selbst als zu mir und fuhr fort: „Ich werde aber mit allem, was in meiner Macht steht, dafür sorgen, dass du nie wieder in diese Hölle zurück musst – das verspreche ich dir!" Julian beugte sich zu mir herunter und begann, meinen gesamten Oberkörper mit sanften Küssen zu bedecken. Angetan von seinen liebevollen Berührungen seufzte ich leise auf. Ich wusste zwar nicht, wie genau er das machte, aber ihm gelang es, dass ich in diesem Moment sämtliche körperliche und seelische Strapazen, die ich die vergangenen Wochen und Monate durchlebt hatte, vergessen konnte. Für mich zählte nur noch Julian und nichts anderes mehr.

Meine Hände fuhren unter sein Oberteil und gingen quer über seinen Rücken auf Wanderschaft. Seine Haut fühlte sich so unfassbar weich an!
„Hmm – ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich finde, du hast entschieden zu viel an.", raunte ich. Julian sah zu mir auf und zog überrascht eine Augenbraue nach oben. Dann stahl sich plötzlich ein Lächeln auf seine Lippen.
„So so, meinst du das?", entgegnete er mit einem Augenzwinkern. „Dann sollten wir daran aber eindeutig etwas ändern, findest du nicht?" Mit diesen Worten streckte er seine Arme nach oben, so dass ich ihm sein Oberteil ausziehen konnte und nach und nach fand auch der Rest unserer Klamotten den Weg auf den Boden. Julian sah mich mit einem letzten fragenden Blick an. Seine Lippen glänzten feucht.
„Bereit?", hörte ich ihn mit gedämpfter Stimme fragen.
„Ja, Julian – ich bin bereit.", entgegnete ich, woraufhin er mir ein liebevolles Lächeln schenkte und mich innig küsste, während er behutsam Stück für Stück in mich eindrang. Dieser Moment war einfach nur überwältigend! Auch wenn es im Grunde genommen eigentlich total falsch war, was wir hier taten, aber es fühlte sich trotz alledem so wahnsinnig richtig an. Und so warf ich auch die allerletzten aufkeimenden Bedenken über Bord und gab mich voll und ganz meinen Gefühlen hin.

Atemlos ließ sich Julian neben mich fallen, streichelte meine Wange und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.
„Alles ok?", fragte er, was ich mit einem Nicken quittierte. Momentan war ich einfach nicht in der Lage, auch nur einen vernünftigen Satz zu formen. Ich fühlte mich wie der glücklichste Mensch auf dieser Welt! Nicht nur, dass ich durch Julian das erste Mal seit langem wieder so etwas wie echte Zuneigung erleben durfte: Ebenso hatte ich auch das Gefühl, dass ganz tief in meinem Inneren ein kleines Stückchen von der alten, lebenslustigen Sam wieder zum Leben erwacht ist. Mit diesem Gedanken und einem zufriedenen Lächeln im Gesicht kuschelte ich mich an Julian und schlief ein.

Hey ihr Lieben,

zunächst einmal nachträglich ein gutes neues Jahr – ich hoffe, ihr seid gut angekommen :)

Außerdem muss ich mich dafür entschuldigen, dass dieses Kapitel erst jetzt online gekommen ist, aber ich war bis zuletzt nicht zu 100 % zufrieden damit, weswegen ich es gefühlte 100 Mal überarbeitet habe. Dennoch hoffe ich, dass euch dieses kleine, wenn auch verspätete „Feuerwerk" zwischen Sam und Julian gefallen hat und freue mich schon sehr auf eure Kommentare :)

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