Kapitel 7

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Sams POV:

Verschlafen schlug ich meine Augen auf. Ein neuer Tag war angebrochen und der hellblaue Himmel, der sich über der Stadt ausbreitete, strahlte mit der Sonne um die Wette. Ich setzte mich langsam auf, ließ meinen Blick durch den Raum wandern und versuchte, mich zu orientieren. Plötzlich fiel mir alles wieder ein: Ich war gestern Julian im Park begegnet, er hatte mich zu sich nach Hause mitgenommen und getröstet, was letztlich darin endete, dass wir miteinander im Bett gelandet sind. Bei dem Gedanken an Julians warmen, zarten Hände auf meiner Haut huschte mir unweigerlich ein Lächeln über die Lippen. Wie auch immer er es schaffte, aber: Ich war schon seit langer Zeit nicht mehr so wahnsinnig glücklich!

Schnell zog ich mir meine Klamotten vom Vortag, die vom Regen total durchnässt waren und die Julian fein säuberlich auf einen Stuhl neben dem Bett gelegt hatte, an, band mir meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und ging die Treppe runter. Aus dem Bad vernahm ich das Geräusch von fließendem Wasser – Julian war also offenbar gerade am Duschen. Leise klopfte ich an und wünschte ihm durch die geschlossene Türe einen guten Morgen.
„Moin Sam!", hörte ich Julian gedämpft antworten. „Nimm dir einfach schon mal aus der Küche alles, was du so zum Frühstück brauchst. Ich mache mich hier im Bad grad mal noch schnell fertig und dann bin ich sofort bei dir!" Also tapste in die Küche, machte mir ein Marmeladebrötchen und einen Milchkaffee und setzte mich ins Wohnzimmer. Während ich auf meinem Brötchen kaute, sah ich mich in dem Raum um. Sehr schön hatte er es sich hier eingerichtet – das musste man ihm lassen. Mein Blick blieb schließlich an einer Vitrine hängen, in der sich etliche Medaillen und andere Auszeichnungen befanden. Langsam stand ich vom Sofa auf und warf einen genaueren Blick in den Schrank.
„A-Junioren Bundesliga – Deutscher Meister 2013", las ich leise die Inschrift von einer der Medaillen vor mich hin. Wow – wenn Julian in der Bundesliga spielte, dann musste er echt richtig gut sein! Ich fragte mich nur, in welcher Sportart?

Gerade wollte ich mich wieder setzen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Ich lauschte nach draußen auf den Flur und hörte, wie im Bad immer noch Wasser lief. Zugleich rief Julian: „Kannst du bitte kurz an die Türe gehen? Ich bin noch nicht ganz fertig!"
„Ok, mach ich!", entgegnete ich und machte mich auf den Weg zur Haustür. Als ich diese öffnete, blickte mir eine etwas jüngere Ausgabe von Julian entgegen, die mit zum Gruß erhobener Hand vor mir stand und der ihr Satz, der mit den Worten „Hey Skipper, was ge..." begonnen hatte, offenbar im Hals steckengeblieben war. Stattdessen erntete ich einen teils irritierten und teils entsetzten Blick, ehe er sich kurz räusperte und meinte: „T-tut mir leid – ich... äh... hätte mit j-jemand Anderem an der Tür gerechnet."
„Das dachte ich mir anhand deiner Reaktion schon fast.", erwiderte ich und konnte mir ein leises Kichern nicht verkneifen, während mein blondhaariges Gegenüber puterrot anlief. „Komm doch rein."
„Äh, ja – d-danke.", antwortete er immer noch sichtlich perplex und folgte mir in die Wohnung, wo wir auf halbem Wege Julian in die Arme liefen, der beim Anblick seines Besuchers über das ganze Gesicht zu strahlen anfing.
„Jannis! Mensch, was machst du denn hier?", rief Julian freudig und zog den Angesprochenen in seine Arme. Als sich die Beiden wieder aus ihrer Umarmung gelöst hatten, ergriff er erneut das Wort: „Darf ich vorstellen: Sam, das ist mein Bruder Jannis und Jannis, das ist Sam:"
„Wir haben uns ja gerade eben schon an der Tür so ein bisschen kennengelernt.", entgegnete ich lächelnd, was Jannis mit einem Nicken und einem verlegenen Grinsen quittierte.
„Ich lasse euch beiden dann mal eben alleine – ihr habt euch bestimmt sehr viel zu erzählen.", fügte ich hinzu und ging ins Bad, um nun meinerseits eine Dusche zu nehmen.

Julians POV:

Nachdem wir uns jeder noch einen Kaffee aus der Küche geholt hatten, gingen Jannis und ich ins Wohnzimmer und ließen uns auf dem Sofa nieder. Auweia – diesen Blick von ihm kannte ich nur zu gut: Gleich würde ein brandtsches Kreuzverhör der feinsten Sorte über mich hereinbrechen!
„Du hast mir ja gar noch gar nicht erzählt, dass du eine neue Freundin hast.", legte er da auch schon los. „Ist es schon lange aus zwischen Emily und dir? Ich habe es ja schon immer gesagt – dieses Mädel ist einfach nur komisch drauf!"
„Jannis!", unterbrach ich seinen Redeschwall. „Sam ist nicht meine Freundin. Um ehrlich zu sein, kennen wir uns auch erst seit gestern Abend." Jannis sah mich mit einem Ausdruck von Verwirrung an, ehe sich seine Augen mit einem Schlag weiteten und er ausrief: „Du hast dir einen Groupie abgeschleppt? Mensch Juli, das hätte ich dir im Leben nicht zugetraut, dass du so etwas bringst!"
„Mensch, nicht so laut!" ermahnte ich meinen Bruder und fügte hinzu: „Sam ist auch kein Groupie. Das mit ihr ist eine etwas längere und komplizierte Geschichte." Und so erzählte ich ihm die Kurzfassung von allem, was am vergangenen Abend passiert war.

Jannis saß nur schweigend da und nickte gelegentlich. Dann stützte er sein Kinn auf seine Hand, als würde er intensiv über etwas nachgrübeln und meinte schließlich: „Also, nur nochmal kurz zum Verständnis: Du bist also Sam gestern im Park begegnet, hast sie mit zu dir genommen, weil es ihr nicht gut ging, warst für sie da, hast sie getröstet und alles und dann seid ihr euch nähergekommen und habt letzten Endes miteinander geschlafen?" Ich nickte zustimmend und antwortete: „Ja, so kann man es durchaus ausdrücken."
„Und was ist mit Emily? Seid ihr jetzt eigentlich noch zusammen oder nicht?", fuhr mein Bruder mit seiner Fragestunde fort. Meine Güte – im Vergleich zu Jannis war Miss Marple echt harmlos.

„Naja, sagen wir mal so: Würde ich jetzt behaupten, dass ich mit ihr Schluss gemacht habe oder umgekehrt, dann wäre das definitiv gelogen.", erwiderte ich mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck. Jannis zog eine Augenbraue nach oben und schüttelte leicht den Kopf. Dann holte er tief Luft und entgegnete seufzend: „Um ehrlich zu sein, verstehe ich dich einfach nicht, Julian. Seit etlichen Monaten behandelt dich Emily wie den allergrößten Dreck und du hältst trotzdem ein ums andere Mal an ihr und eurer quasi nicht mehr vorhandenen Beziehung fest. Ich frage mich manchmal wirklich, welchen einigermaßen plausiblen Grund es für dich überhaupt noch gibt, dich so derart daran festzuklammern."
„Was meinst du, wie viele Tage und Nächte ich mir darüber schon den Kopf zerbrochen habe?", platzte es aus mir heraus. „Gerade gestern Abend wieder, als sie mir per WhatsApp an den Kopf geworfen hat, sie nur kontrollieren zu wollen und für sie nichts weiter als eine riesige Nervensäge zu sein. Das hat mir unheimlich wehgetan und mich, wie schon so oft vorher, an ihren Gefühlen zu mir zweifeln lassen. Ich muss dir recht geben, Jannis: Es gibt eigentlich – rein aus rationaler Sicht gesehen – nichts mehr, was uns aneinander hält. Andererseits sind da aber auch diese Gedanken von wegen, dass wir in der Vergangenheit auch unendlich viele schöne Momente miteinander hatten und das sind nun mal Dinge, die sich nicht einfach so ausblenden lassen."
„Aber Julian!", protestierte Jannis. „Findest du nicht, dass du dich da so ein bisschen in etwas verrennst? Auch wenn du es vielleicht nicht sehen und auch nicht hören willst, aber: Emily spielt doch nur noch mit dir! Sie hat absolut gar kein ernsthaftes Interesse mehr an eurer Beziehung!" Leise fügte er hinzu: „Und wenn wir ehrlich sind: Wärst du mit ihr wirklich so glücklich, dann wäre es gestern mit Sam doch erst gar nicht so weit gekommen."

Ich schluckte. Insgeheim wusste ich natürlich, wie es um Emilys und meine Beziehung stand, aber die Realität so schonungslos ins Gesicht geschmettert zu bekommen, brach mir das Herz. Ich holte tief Luft, ehe ich antwortete: „Weißt du, es ist schwer zu beschreiben: Von der ersten Minute an fühlte ich mich wahnsinnig vertraut mit Sam. Sie ist schlichtweg all das, was Emily eben nicht bzw. nicht mehr ist – also quasi genau das, was ich die letzten Monate vermisst habe. In ihrer Gegenwart hatte ich seit langem mal wieder das Gefühl, dass es doch noch jemanden gibt, für den ich nicht ständig das Arschloch oder irgendein Spielzeug bin, das man mal hervorkramt, wenn man es gerade gebrauchen kann, nur um es kurze Zeit später wieder abzuservieren. Ich habe mich das erste Mal wieder wie ein liebenswerter Mensch gefühlt und ich wollte in dem Moment nichts mehr, als für Sam da zu sein und sie aufzubauen und dabei Emily auch nur für einen Augenblick vergessen zu können. Ja, wir sind uns dabei nähergekommen und daraus ist eins zum anderen gekommen. Einerseits bereue ich es auch nicht, andererseits hängt mir aber das Thema mit Emily total nach und... ach, keine Ahnung!" Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen.

„Juli, hey!", flüsterte mein Bruder und zog mich in seine Arme. „Jetzt die Nerven zu verlieren, bringt rein gar nichts. Im Gegenteil: Du musst auf jeden Fall einen kühlen Kopf bewahren und dir erst einmal darüber bewusst werden, was du möchtest und vor allem, mit wem. Leider kommst du da nicht umhin, mein Lieber – auf kurz oder lang wirst du eine Entscheidung treffen müssen." Wie recht Jannis doch hatte! Welche Entscheidung war nun aber die Richtige?

Hey ihr Lieben,

hiermit begrüße ich euch zum mittlerweile siebten (und extra langen) Kapitel in dieser Story. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr lasst fleißig Bewertungen in Form von Kommentaren o.ä. da.

Ebenso möchte ich mich von ganzem Herzen bei euch für die vielen Reads bedanken, die Fix you bereits für sich verbuchen konnte. Das bedeutet mir echt sehr, sehr viel und auch, wenn ich es nicht sofort schaffe, alle Kommentare zu beantworten: Lasst euch gesagt sein, dass ich jeden Einzelnen lese und mich jedes Mal riesig darüber freue, wie super die Story bei euch ankommt :)

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