Kapitel 9. Verwirrung

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Immernoch sturzbetrunken richtete ich meinen Blick auf Sebastian, der völlig erschöpft neben mir lag. Ich wartete noch einen kurzen Moment ab, bis ich merkte da er nun eingeschlafen war, als ich mich wieder rüber in mein Zimmer schlich. So zog ich so leise wie möglich meine Sachen an und trat aus der Tür heraus in den Flur. "Jay? Was hast du den bei Sep gemach?", ertönte eine bekannte Stimme hinter mir, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Mein Herz blieb vor Schreck fast stehen und mein Kopf rauchte vor Anstrengung, als ich schnell nach einer Ausrede suchte. "Ich, ähm.. Hab Sep ins Bett gebracht, da er auf dem Flur fast zusammengebrochen ist. War anscheinend einfach zu viel für den Buben.", versuchte ich so souverän wie möglich von mir zugeben, in der Hoffnung Dennis und Christian damit zufrieden stellen zu können. "Mensch hättest ja etwas sagen können, du scheinst ja auch nicht gerade besser dran zu sein. Warte ich helf dir.", sprach Christian zu mir, während er schon auf mich zu ging und mir einen stützenden Arm bot. Als ich dann endlich ins Bett gefallen bin, und die Alkoholfahrt nun erst richtig anfing, so das ich mich fast übergeben musste, versuchte ich so schnell wie möglich einzuschlafen, was mir mehr oder weniger gelang.

"Oh gott....", murmelte ich zu mir selbst, während ich mir schmerzerfüllt mein Kopf hielt und versuchte damit die eindringenden Sonnenstrahlen in meinem Zimmer auszuschließen. Solche Kopfschmerzen wie heute hatte ich schon lange nicht mehr, was die Sache nicht unbedingt besser machte. Vorsichtig und nicht zu schnell drehte ich mich zu meinen Nachtisch um, um nachzusehen wie spät es war und erschrak dabei fast, es war immerhin schon fast 12 Uhr. Toll, das Frühstück hatte ich nun verpasst, was eigentlich auch gar nicht so schlimm war umso mehr ich darüber nachdachte, ich würde wahrscheinlich eh keinen bissen herunter bekommen. Ich erblickte, neben der Uhrzeit auf meinem Handy, einige Nachrichten aus unser Gruppe auf WhatsApp, die nachfragten ob wir nun endlich wach sein und wie es uns gehen würde. Noch wollte ich nicht antworten, erstmal musste ich mit mir selbst klar kommen, bevor ich mich zu den anderen begebe. *Moment mal..*, nun dämmerte es mir, als ich in der Gruppe auch Sep's Namen las, der noch nicht aufgestanden sei. Ich vergaß total was gestern abend passiert war und hoffte irgendwo das es nur ein schlechter Traum gewesen wäre. Ich mein wir sind beste Freunde/Feine und Hetero, ausserdem war Sebastian in einer Beziehung. Mir war bewusst das ich dem nicht aus dem Weg gehen könnte, gerade nicht auf einer Reise mit ihm, also musste ich mit ihm reden und das am besten so schnell wie möglich.

Jay: Sep? Bist du wach? Ich muss mir dir reden... denk ich..

Ungeduldig wartete ich auf eine Antwort seinerseits, bis es plötzlich kurze Zeit später an der Tür klopfte. Shit, ich wollte doch vorher mit Sep reden bevor ich jemand anderen treffe. "Komm rein", rief ich zögerlich, in der Hoffnung schnell wieder alleine zu sein. Mein Magen drehte sich um als die Person durch die Tür schritt, der ich gerade noch eine Nachricht schrieb. Eine leise und eher unsichere Begrüßung schlich sich aus seinem Mund heraus, während er mir nicht einmal in die Augen sehen konnte. Ich bewegte mich langsam auf ihn zu, als ich aber jedoch merkte das er zurückwich, blieb ich auf der Stelle stehen. "Lass uns dort hinsetzten. Stehen ist noch nicht so gut drinne.", versuchte ich etwas die Situation zu lockern, während ich auf den Tisch hinter mir zeigte. Doch Sebastian entlockte das nicht einmal ein müdes Lächeln, seine Gesichtszüge waren wie eingefroren. Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte und was ich überhaupt sagen möchte, wie ich mich überhaupt fühle nach dem. Ich war so verwirrt wie Dori in 'Findet Nemo', ich wusste nicht vor und nicht zurück. "Das ist gestern wirklich passiert oder?", kam es urplötzlich von meinen Gegenüber und nahm mir die qual, wie ich das Gespräch nun am besten anfangen sollte. "Ich schätze schon. Sep, ich.. Es tut mir furchtbar leid. Das hätte nicht passieren dürfen.", gab ich nur kleinlaut von mir. Ich hatte einfach eine solche Angst was das nun aus uns und unserer Freundschaft machen würde. "Es gehören immer zwei dazu Jay. Es ist nunmal passiert, ändern können wir es nicht aber wir sollten es für uns behalten, egal was passiert.", war seine Antwort darauf und nun erkannte ich, am Anfang des Satzes, ein kleines lächeln auf seinem Gesicht, was einen Felsen von meinem Herzen fielen ließ. *Aber warum lächelte er?*, schleichte sich kurz in meinem Kopf, was ich aber schnell wieder heraus drängte da es in diesem Moment irrelevant war. Meine Augen waren immer noch Stur auf den braunhaarigen gerichtet, ich versuchte in seinen Augen nach irgendwelchen Antworten zu suchen als mir plötzlich wieder einfiel was nach unserem kleinen Ausrutscher passiert war. "Sep, Dennis und Christian sahen mich aus deinem Zimmer kommen.", plötzlich hatte ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit und er starrte mich nun förmlich an. "Ich sagte ihnen das du im Flur fast zusammen gebrochen wärst und ich dir auf dein Zimmer geholfen habe.", erleichterte ich ihn sichtlich. "Was passiert nun? Und du bist.. Ich meine, sind wir Bi- oder sogar Homosexuell?", es waren Fragen auf die ich bislang keine Antwort wusste und antwortete ihm so auch dementsprechend. "Wir sollten erstmal so weiter machen wie bisher, als wenn nichts passiert wäre. Wir sollten uns einfach keinen Kopf machen, ich mein das sagt nichts aus. Sowas kann nun mal passieren.", ging ich langsamen Schrittes auf Sep zu und legte meine Hand auf seine Schulter. Es flogen soviel Fragen in meinem Kopf umher und auf keine wusste ich eine Antwort, ich wusste nur das ich jetzt reichlich verwirrt war. Warum schlief ich überhaupt mit einem Mann? Warum ausgerechnet Sep? Und warum, verdammt nochmal, fühlte es sich gestern so gut an?

Die Route des grünen Herzens. 💚 (Pietsmiet FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt