Kapitel 11

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"Dass ich Levi jemals so erleben durfte...!" meint plötzlich eine Stimme hinter uns und abrupt drehen wir uns um. Erwin steht mit einer überglücklichen Anna da und hat amüsiert seine Arme verschränkt. Der schwarzhaarige hat sofort sein normales Gesicht wieder drauf und zieht eine Augenbraue hoch. "Wie willst du mich gesehen haben?" brummt er und verschränkt ebenfalls die Arme. Mein Bruder grinst. "Es sah so aus, als wärst du mit meiner Schwester verheiratet, ihr hättet ein Kind und wärt das glücklichste Paar überhaupt auf dieser Welt!" Levi und ich sehen uns aus dem Augenwinkel an. Irgendwie sehen wir JETZT so aus, als wären wir bei irgendwas erwischt worden.

Doch dann seufze ich. "Bruderherz. Schonmal daran gedacht, dass ich so etwas wie Muttergefühle haben könnte und ich den Corporal damit gedroht habe, dass ich ihn wegen irgendwas bei dir anschwärze, wenn er nicht hier bleibt und sich alles gefallen lässt?" frage ich und lege dabei ernst den Kopf schief. Doch Erwin zieht eine Augenbraue hoch. "Du und Muttergefühle?" Ich verdrehe die Augen. "Was denn? Ich bin in einem Alter, in dem man schonmal über sowas nachdenkt!" brumme ich und sehe dann auf Chloe hinunter. "Der kleine Fratz hats mir angetan. Ich fürchte, ich bin dir verfallen, kleine!"

Levi hat sich nicht einmal gerührt und doch habe ich das Gefühl, dass er irgendwie gerade erleichtert und dankbar ist, dass ich ihn da rausgeholt habe. "Du hättest ihn wegen irgendwas angeschwärzt?!" fragt Erwin nun und ich übergebe Chloe ihrer äußerst dankbaren Mutter. "Du weißt, dass ich das getan hätte." antworte ich und trete wieder zurück, neben Levi. Anna verabschiedet sich schnell und Erwin schüttelt einfach nur den Kopf. "Ich weiß... Und es gibt so vieles anderes, was ich dir zutraue!" grummelt er und ich grinse zufrieden. "Und wenn ihr zwei mich entschuldigen würdet? Ich muss noch mit Mika spazieren gehen und dann nach meiner Patientin sehen!" Ohne eine Antwort abzuwarten, drehe ich mich um und gehe neben meinem Hengst her, der schnaubend mit seinen Ohren spielt.

Nach ungefähr einer halben Stunde, bringe ich Mika zurück in die Box und strecke mich, ehe ich wieder zurück in das Gebäude gehe. Meine Gedanken kreisen um das Verhalten des Corporal's. Es war wirklich niedlich, wie er sich auch den Finger hat halten lassen und dann auch noch, wie er mich Mama genannt hat. Als wären wir wirklich eine kleine Familie! Erschrocken über diesen Gedanken, schüttle ich den Kopf. Wieso denke ich so etwas? Ich mag ihn doch nicht! Er ist ein Arsch! Und doch... Ich raufe mir die Haare und trete dann in meine Krankenstation ein. 

"Ah! Endlich mal jemand da!" ruft eine schwache Stimme und überrascht sehe ich dorthin! Hanji ist aufgewacht und ich gehe schnell zu ihr. "Wie geht es Ihnen? Wo haben Sie schmerzen?" frage ich und sie fängt an zu lachen. "Hey... Wir sind fast Kollegen! Da ist ein 'Du' angebracht. Findest du nicht?" fragt sie und ich überlege kurz, bevor ich lächelnd nicke. "In ordnung. Aber trotzdem! Schmerzen?" frage ich wieder und sie grinst. "Gilt der gesamte Körper als ein Punkt oder soll ich untergliedern?"

Ich erkläre ihr, was ich alles gemacht habe und dass sie mit verdammt viel Glück überlebt hat. Verständnissvoll nickt sie und legt sich wieder entspannt hin. "Da habe ich verdammtes Glück gehabt!" meint sie und ich nicke ernst. "Mehr Glück als Verstand, würde ich behaupten!" erwiedere ich und richte mich wieder auf. Durch das Kinderaufpassen und das Gespräch mit Hanji ist es schon Abend geworden. "Also gut. Ich werde den anderen bescheid geben, dass du aufgwacht bist und hole dir dann noch was zum Abend essen!" Ihre Augen glitzern, als ich das Wort 'Essen' in den Mund nehme. "Bin gleich wieder da!" Mit diesen Worten gehe ich aus der Krankenstation und laufe in die Richtung des Büro's meines Bruders, um ihm die nachricht über das erwachen von Hanji Zoe zu überbringen.

Auch diesmal klopfe ich und bin froh, ihn nicht schon wieder bei irgendwas erwischt zu haben. "Hanji ist aufgewacht! Ich bringe ihr noch etwas zu essen und werde dann sehen, wie lange sie noch auf der Krankenstation bleiben muss!" erkläre ich und er nickt erleichtert. "Ab wann kann man sie besuchen?" fragt er und ich denke kurz nach. "Also heute noch nicht. Morgen vormittag vielleicht!" Wieder nickt er. "In Ordnung. Ich werde morgen vormittag vorbei kommen. Und danke für das bescheid geben!" Ich strecke mich kurz, wobei man kurz meinen Bauch sieht. "Hehe!" mein Bruder steht grinsend auf und piekt mir in den Bauch. "Na? Wie fändest du es, wenn du schwanger wärst?"

Erst bin ich verdutzt, bis ich meine Arme um meinen Bauch lege. "He!" rufe ich und merke nicht, dass jemand reinkommt. "Lass meinen Bauch! Und ich weiß nicht ob du das weißt, Bruderherz. Aber um Schwanger zu werden braucht man so weit ich weiß einen Mann!" Doch er piekt immer weiter. Ich ducke mich unter ihm hinweg und verstecke mich hinter der Person, die gerade reingekommen ist. "Und so dick bin ich jetzt auch nicht, als dass man meinen könnte, dass ich schwanger wäre!" brumme ich und sehe meinen Bruder genervt an. Doch dieser ist still und sieht stattdessen denjenigen an, hinter den ich mich versteckt habe.

Auch ich sehe ihn nun an und erstarre kurz. Levi hat sich das ganze stumm angehört und sich nicht einmal bewegt. Ich stelle mich seitlich zu ihm hin und lege eine Hand auf seine Schulter. "Fragen Sie erst gar nicht Corporal... Das ist besser für mich, für meinen Bruder und für Sie. Aber hauptsächlich für mich, da es mir ein wenig peinlich ist." sage ich ernst und bekomme nur einen Blick, den ich nicht ganz deuten kann. "Achja!" rufe ich plötzlich und ändere somit das Thema abrupt. "Hanji ist aufgewacht und ihr geht es soweit gut! Besuch ist erst ab morgen Vormittag möglich!" sage ich und lächle. "Und wenn ihr mich jetzt entschuldigt... Ich werde meiner Patientin etwas zu essen holen!" Dann seufze ich, als ich zur Tür gehe. "Und ich werde wohl auf mein essen verzichten..." brumme ich, gehe aus dem Zimmer und hole aus dem Speiseraum ein Tablett mit essen, dass ich Hanji bringe.

Der Doktor der verrücktenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt