Kapitel 7

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"Sera! Jetzt halt die Klappe!" ruft Erwin und ich bleibe stehen. "Meintest du nicht auch, dass ich nicht logisch denken könnte oder so was ähnliches?" frage ich einfach nur und er legt sich eine Hand auf das Gesicht. "Du weißt wie ich es hasse, wenn ich mit dir diskutieren muss!" brummt er und ich nicke. "Was meinst du, wieso ich dass dann immer mache?" erwiedere ich und verschränke die arme. "Es ist... AH!" Erwin rauft sich die Haare und ich sehe mit einem zufriedenem Grinsen zu, wie er mich wütend ansieht. "Wieso muss ich mich eigentlich immer noch um dich kümmern... Du bist erwachsen!" knurrt er und ich zucke mit den schultern.

"Weil du deine geliebte kleine schwester nicht traurig und alleine sehen kannst?" frage ich und verstecke mich lachend hinter dem emotionslosen Corporal, als Erwin mich schnappen will. Levi bewegt sich nicht einen Millimeter und ich lege ihm von hinten meine Arme um den Hals und meinen Kopf auf seine Schulter. "Gibs zu! Du könntest das einfach nicht!" grinse ich und strecke ihm meine Zunge raus. "Levi...? Bitte lass ihr nicht zu viel durchgehen. Am besten gar nichts!" grummelt er und ich verziehe mein Gesicht. "Und was hast du mir bisher durchgelassen?" frage ich und Erwin sieht mich mit einem Blick an, der besagt, dass ich doch jetzt besser die Klappe halten solle.

Mit einem nervösen schlucken fange ich an zu lächeln. "Corporal...? Ich glaube, dass es jetzt Zeit für einen taktischen Rückzug wäre!" flüstere ich, löse mich von dem schwarzhaarigen und gehe langsam rückwärts zur Türe. Dann mache ich diese auf und gehe raus. Levi dreht sich normal um und folgt mir aus dem Zimmer. Auch, macht er die Tür wieder zu und ich atme erleichtert auf. "Wenn du diese Stimmung nicht willst, dann provoziere es einfach nicht." meint er und ich sehe zu ihm. "Wir sind Geschwister! Da ist das normal!" entgegne ich und gehe dann wieder zu meinem Zimmer.

Levi folgt mir stumm und ich seufze. "Also gut. Der Plan sieht folgendermaßen aus. Ich werde vorher noch kurz zu Hanji Zoe gucken und mir alles ansehen. Dann werde ich mich umziehen und in mein Bett gehen. Ich werde Ihnen ein Bett herrichten, sodass Sie nicht auf dem Boden schlafen müssen!" sage ich und er nickt einfach nur, bevor ich die Tür zur Krankenstation aufmache und zu Hanji gehe. Ihr Atem ist ruhig und gleichmäßig. Mit wissenden Händen und geübten Blick sehe ich mir alles an und bin zufrieden. Dann drehe ich mich um und blicke den schwarzhaarigen an.

"Ich hoffe, Sie haben nichts gegen Krankenbetten..." brumme ich und rolle eines der Rollbetten in das angrenzende Zimmer. Er folgt mir und ich bin etwas genervt. Zum ersten mal betritt jemand anderes ausser Erwin mein Zimmer. Und das auch noch verdammt unfreiwillig! Mein Bett steht rechts in der Ecke. Daneben ein kleines Nachttischchen mit einer Öllampe, darüber kommt ein Fenster. An der linken Wand steht ein keiner Kleiderschrank. Über dem Bett und an allen freien Wänden stehen Bücherregale oder hängen, an die wand geschraubte Bretter, auf denen ich meine Bücher habe stehen. Das Bett stelle ich hinter die Tür. Sie geht noch auf und er ist weit genug von mir entfernt.

Dann schnappe ich mir Kleidung und gehe aus dem Zimmer. Er will mir schon folgen, doch ich mache die Tür zu. "Ich ziehe mich um! Da sieht mir niemand zu!" grummele ich und schlüpfe in mein Schlafzeug. Es ist eine kurze schwarze Hose und ein graues, etwas weites Oberteil. "Müssen Sie auch noch ihr Schlafzeug holen, oder wollen Sie in ihren normalen Sachen schlafen?" rufe ich durch die Tür und sie geht auf. "Ich bin gleich da. Wenn du abhaust, werde ich es Erwin sagen." meint er nur und ich verdrehe die Augen, ehe ich in mein Zimmer gehe und mich auf das Bett setze.

Ich habe die Öllampe schon angezündet, da es dunkel geworden ist und ich generell noch etwas lese, bevor ich schlafen gehe. Nachdenklich sehe ich mich um und entscheide mich für ein Buch, in dem es um das Versorgen von Wunden ohne richtige Medizinische Instrumente geht. Schließlich muss ich auch einiges über Notfallmedizin wissen. Und das geht eben entweder nur durch Bücher, praktische Erfahrungen oder einen Lehrmeister. Da ich die letzten beiden nicht habe, muss Option eins herhalten. Als die Tür aufgeht, sehe ich nicht hoch. Ich weiß, dass es eigentlich nur der Corporal sein kann und lese einfach weiter.

"Wie kann man nur so in Bücher verliebt sein." brummt er und ich blättere um. "Wenn es eines der wenigen Dinge ist, die man liebt, dann ist das nunmal so." erwiedere ich und sehe, wie er mich mustert. Seufzend sehe ich auf. "Gibt es etwas?" frage ich und merke, dass er ebenfalls die gleiche Kleidung anhat, wie ich. Nun gut. Es sind die normalen Schlafklamotten, die man nunmal so hat und die einen zur verfügung gestellt werden. "Wie steht dieser Mika zu dir?"

Ich runzle die Stirn und klappe das Buch zusammen. "Wieso ist das so wichtig?" frage ich und er sieht mich weiter an. "Weil ich wissen muss, wen ich von dir fernhalten muss. Ausserdem will ich es wissen, weil ich dich überwachen muss." meint er und ich lege den Kopf schief. "Mika ist der einzigste ausser Erwin, dem ich vertraue. Ich kenne ihn, seitdem er klein war und ich habe ihn groß gezogen. Und jetzt?" Ich lasse es absichtlich so klingen, als ob Mika ein Mensch und kein Pferd wäre. Denn irgendwie ist das amüsant!

"Also wird er nicht in deine nähe kommen. Das steht fest." meint er und geht zu seinem Bett. Ich verkneife mir ein grinsen und widme mich wieder meinem Buch. "Du kannst mich von Mika nicht fernhalten." sage ich und vertiefe mich. Ich bin gedanklich gerade wo anders und merke deswegen auch nicht, wie Levi mich die gesamte Zeit lang anstarrt. Seine Augen weichen nicht von mir ab, während ich etwas über die Kräuter ausserhalb der Mauer lerne und wie man diese denn am besten anwenden könnte. Und irgendwann fallen mir einfach meine Augen zu.

Der Doktor der verrücktenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt