Kapitel 8

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Ich werde von leisem gemurmel geweckt und mache verwirrt die Augen auf. Stirnrunzelnd sehe ich mich um und bemerke gleich, dass das Buch weg ist und ich zugedeckt bin. Obwohl ich gestern beim schlafen eingepennt bin! Ich setze mich auf und reibe mir meine Augen. Es ist früher morgen und die Sonne scheint schon ein bischen über die Mauer hinweg. Und als ich mich in richtung Tür drehe, sehe ich den Grund für das murmeln und beisse mir auf die innenseite meiner Backe. Leise und langsam stehe ich auf und gehe zu dem schlafenden Corporal hinüber. Dann knie ich mich vor sein Bett und höre mir an, was er zu sagen hat. Schlafenderweise.

Nach ein paar Minuten habe ich mich auf den Boden gesetzt und höre ihm weiter zu, wie er über die verschiedensten Tötungsmethoden eines Titanen spricht und wie wichtig es doch sei, eine Ordnung in seinem Büro zu halten. Ich sehe breit grinsend an die Decke hoch und verkneife mir ein lachen. Es ist einfach nur herrlich! Und kochen scheint er auch zu können, denn er plaudert nun über irgendein Rezept mit Hafer und ich schreibe das alles auf, weil ich das noch nie gehört habe. Es ist komisch, aber auch irgendwie verdammt amüsant!

Auf einmal macht er seine Augen auf und hört mit dem Reden auf. Ich sehe höchst amüsiert zu ihm hoch, da er relativ am Rand geschlafen habe. "Guten morgen Corporal!" sage ich und er runzelt die Stirn, bevor er sich umdreht und anscheinden weiterschlafen will. Ich hingegen stehe auf und strecke mich. "Ich bedanke mich für das Rezept! Ich habe zwar keine was das ist, aber ich werde es einmal ausprobieren!" sage ich und habe im nächsten moment einen hellwachen und äußerst gereizten Levi hinter mir stehen. "Wie bitte...?"

Ich halte das Blatt hoch, auf dem das Rezept steht, von dem er gemurmelt hat und sehe über meine Schulter zu ihm. "Sie reden im Schlaf. Nicht nur, dass Sie mir einige sachen über Titanen erklärt haben, sondern auch noch, wie wichtig es sei, sein Büro sauber zu halten und dann haben Sie angefangen mit dem Rezept! Ich werde es übrigens wirklich mal ausprobieren! Es klingt lecker!"  grinsend sehe ich auf das Blatt und werde im nächsten Augenblick festgehalten und umgedreht. "Du hast mich ausgequetscht?!" knurrt Levi bedrohlich und er sieht aus, als würde er mich töten wollen.

Doch ich sehe ihn entspannt an. "Jetzt beruhigen Sie sich mal wieder. Ich bin wegen Ihrem gemurmel wach geworden und habe mich dann neben Sie gesetzt. Geredet haben Sie von ganz alleine! Ich habe nicht ein Wort gesagt, sondern nur zugehört!" Mein Gesicht wird etwas wütend. "Als ob ich Sie ausquetschen würde! Über was denn überhaupt? Ihre schrecklichsten Geheimnisse?! Meine Güte! Das interessiert mich nicht! Das sind Ihre und damit basta!" Ich reisse mich los, nehme meine Kleidung und schubse den schwarzhaarigen aus meinem Zimmer. Aus meiner guten Laune ist eine miese geworden und ich fluche leise vor mich hin, während ich mich umziehe.

Und auch aus dem Zimmer gehe ich mit einer finsteren Miene und ignoriere den Corporal komplett. Mir ist auch egal, dass er für eine kurze Zeit verschwindet, um dann mit einem stapel klamotten und umgezogenerweise wieder zurück zu kommen. Ich behandele Hanji nocheinmal, wechsele die Verbände und besehe mir die wunden, die aber gut aussehen und die Wundheilung schon beginnt, einzusetzen. Dann decke ich sie wieder zu und gebe ihr wieder etwas zu trinken, ehe ich zur Zimmertüre gehe. "Wo willst du hin?" fragt Levi und ich mache einfach weiter, ohne ihn anzusehen. "Ich werde Frühstücken und dann zu Mika gehen." Irgendwie habe ich gerade lust, sein Gesicht zu sehen wenn er herausfindet, dass Mika ein Pferd ist.

"Frühstücken in Ordnung. Aber zu Mika gehst du nicht!" sagt er bestimmt und geht neben mir her. "Ich kann und ich werde. Ich kann natürlich auch vorher die Erlaubniss von Erwin holen, wenn Sie das unbedingt wollen!" entgegne ich genervt und der schwarzhaarige verschränkt nur die Arme. "Tch... Dann eben so." erwiedert er und sieht auf die seite. Es herrscht eine unangenehme stille, die weder ich, noch er unterbrechen und die auch andere verstummen lässt, wenn sie an uns vorbei gehen.

Das Frühstück verlief ebenfalls schweigend und wir sind jetzt auf dem Weg zu meinem Bruder. "Bedeutet dir dieser Mika so viel?" brummt der schwarzhaarige und klingt nicht wirklich begeistert. Fast könnte man meinen, dass er eifersüchtig ist. "Er bedeutet mir alles." erwiedere ich und Levi verkampft sich, als wir vor der Tür zum Büro stehen. "Ist er dein Freund?" fragt er und ich antworte nicht. Denn ich klopfe an die Tür und gehe nach einer bitte hinein. Levi folgt mir wenig begeistert.

"Der Corporal will mich nicht zu Mika lassen. Ich wollte jetzt nocheinmal die offizielle Bestätigung von dir, dass ich zu ihm darf!" sage ich und verschränke meine Arme. Erwin sieht noch ein wenig müde aus, nickt aber und wendet sich Levi zu. "Sie darf zu Mika. Er ist ausser mir der einzige, der ihr emotional einen Ausgleich gibt." gibt er ihm zu verstehen und Levi nickt, bevor er mich kurz ansieht und mich dann an der Schulter nimmt. "Komm. Du wolltest so unbedingt zu ihm." meint er und ich werde aus dem Zimmer gezogen. Verdutzt und irgendwie hilfe ersuchend, sehe ich zu meinem Bruder, der nur zufrieden grinst und sich dann wieder seinem Papierzeug widmet.

Ich seufze und reisse mich aus Levi's Griff. "Sie müssen mir nicht meine Schulter zerquetschen!" grummele ich und gehe dann ruhig neben ihm her. Ich kann sehen, dass es ihm nicht passt und dass ich am liebsten wieder in der Krankenstation sein sollte. Aber irgendwie fängt es gerade an, Spaß zu machen und ich möchte das ausnutzen! Wortlos folgt er mir aus dem Gebäude hinaus und ich strecke mich genüßlich. Zu sehen, wie er einen immer düsteren Gesichtsausdruck bekommt, ist amüsant und ich ziehe den Weg zum Stall in die länge. Das kleine gespräch mit Eren ist dabei umso hilfreicher! "Wieso gehen wir zum Stall." brummt er und ich sehe ihn breit grinsend an. "Weil Mika dort immer auf mich wartet!" erwiedere ich und aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich seine Hände zu Fäuste ballen. Und endlich betreten wir den Stall.

Der Doktor der verrücktenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt