Es ist Punkt Sechs Uhr, also Zeit den Erfinder des Weckers zu verfluchen. Spätestens jetzt wenn ich völlig übermüdet im Bad stehe kommen mit Zweifel ob die zweite Kanne Kakao gestern wirklich sinnvoll gewesen ist. Ich habe diese Nacht kaum geschlafen, wachgehalten vom Zucker. Ich tue die Diskussion als sinnlos ab und frühstücke stattdessen. Es ist zu spät sich jetzt darüber Gedanken zu machen und um ehrlich zu sein, ich würde es sofort wieder tun.
Beim Frühstück schaue ich nach ob mir schon jemand geantwortet hat. Annähernd alle haben schon eine Antwort geschrieben, teils noch mitten in der Nacht. Diejenigen die sich geäußert haben befürworten einen Protest und sprechen sich mehrheitlich für den dritten Vorschlag aus. Konfrontation. Emmanuel schlägt außerdem vor offizielle Beschwerde bei der Unileitung einzureichen. Die Mühlen der Verwaltung mahlen zwar langsam, aber sie mahlen, so äußerte er sich.
Der Hausflur ist leer, Lina ist nirgendwo zu sehen. Wir warten einige Minuten, ich nehme an sie hat ein wenig verschlafen, schließlich ist es gestern spät geworden. Als nach mehreren Minuten niemand kommt klingeln wir. Es dauert eine ganze Weile bis Laura aufmacht.
"Guten Morgen ihr zwei."
"Guten Morgen Laura. Wir wollten Lina abholen."
"Lina ist krank. Ihr werdet wohl alleine fahren müssen."
Das ist ungewöhnlich, gestern Abend war Lina noch vollkommen gesund, es hatte zumindest den Anschein. Andererseits weiß auch ich wie schnell eine Krankheit zuschlagen kann. Mal eine Nacht das Fenster offen gelassen und schon hat man sich eine Erkältung eingefangen. Das geht schneller als man denkt.
"Dann wünschen wir Gute Besserung."
"Werde ich ausrichten."
Wir treten vor die Tür. Ein kalter Wind und eine ziemlich blasse Sonne vor einem wolkenverhangenen Himmel begrüßen uns. Es sieht nicht nach Regen aus, immerhin, aber toll ist das Wetter trotzdem nicht. Wir sehen uns an und entscheiden uns das Auto zu nehmen. Unsere Bequemlichkeit siegt vor unserem Sportsgeist. Während ich den Audi durch Münchens
Morgenverkehr lenke, erzähle ich Jonas von unserer Planungsrunde.
"Lina und ich haben gestern Abend einen Protest gegen Mehdorn organisiert."
"So schnell? Ihr hattet ihn doch bisher nur eine Vorlesung lang."
"Na und? Diese eine Vorlesung hat uns gereicht."
"Oha. Was ist denn rausgekommen?"
"Wir werden zum Beispiel ein schönes Banner basteln."
"Was soll draufstehen?"
"Wir haben noch keine Ahnung. So etwas wie Wir werden uns diesen Schwachsinn nicht länger anhören!! oder so. Das müssen wir uns noch überlegen. Wir haben auch noch keine überzeugenden Argumente gegen ihn. Wir wollen ja auch offizielle Beschwerde einreichen. Das hilft vielleicht noch ein wenig."
"Wie wäre es mit ein paar schönen 68er Sprüchen? So was wie Liberté Egalité Pfefferminztee!"
"Coole Idee, werd ich vorschlagen!"
"Braucht ihr bei eurer Demo noch ein wenig Unterstützung? Ihr seid ja nicht so viele. Ich könnte sicherlich ein paar Leute organisieren."
"Ich werds mit vorschlagen. Klingt nicht übel, je mehr es sind desto besser."
"Ich hätte mir nie träumen lassen mal eine Studentendemo zu unterstützen. Das ist echt cool!"
"Laura hat gestern erzählt sie hätten im Studium auch mal versucht einen Dozenten loszuwerden. Sie haben ihn mit Tischtennisbällen beworfen."
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Long Way
NonfiksiStudent sein. Das ist hart. Wenig Geld, viel zu lernen und natürlich viel zu wenig Zeit. Jan, Jonas und Lina kennen das nur zu Gut, doch dieser eine Tag wird ihr ganzes Leben umkrempeln. Alles steht plötzlich Kopf und die Drei haben im wahrsten Sinn...