Kapitel 1 - Überarbeitet

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Wir leiden nicht unter schockierenden Traumata, sondern wir machen aus ihnen, was am besten unseren Zielen dient.

- Alfred Alder (Begründer der Individuallpschologie)

Meine Verwandlung war scheiße. Durch meine Verwandlung bin ich hier gelandet. Hier bei den Ärzten wie ich sie gerne nenne, aber diese Gruppe folternder Psychopathen nennt sich glaube ich auch so. Ursprünglich stammt sie aus England wie ich, aber dort sind wir schon lange nicht mehr. Ich kann nicht sagen wo ich bin, aber es würde mir auch nichts nützen. Bald ziehen wir wieder um. Das Eisenkraut wurde erhöht, die Dosierungen sind normalerweise immer nur einmal am Tag, aber ich hatte gestern drei spritzen. Ein schlechtes Omen. Leider bringt mich das Eisenkraut nicht um. Ein Wunsch den ich aber habe.

Bastien sitzt mir gegenüber, aber er sieht eher Tod aus als Lebendig. Ich bin vielleicht schon länger hier als er, aber sein Immunsystem hat sich noch nicht an die Eisenkraut Dosierungen gewöhnt. Ich weiß noch wie ich gebettelt habe, dass ich keine spritze mehr kriege, wie ich versprochen habe alles zu tun. Wie ich mich erniedrigt habe.

»Wir werden verlegt«, murmel ich ganz leise. Die Wachen sollen mich nicht hören. John hält wache und er ist einer der wenigen, der nicht auf die Ärzte hört. Er foltert sogar ohne Erlaubnis. Deswegen sterben die Neulinge in letzter Zeit auch so schnell und deswegen ist es ruhiger als sonst.

Es heißt wir Vampire sind Monster, aber die Menschen sind es. Bastien ist anders, bisher hat er nicht geweint und auch nicht gefleht. Er lässt alles über sich ergehen. So als wäre es sein Schicksal. Ich kann ihn nicht hier lassen. Das Eisenkraut wirkt nicht mehr wie es das vor Jahren tat. Es schwächt mich nicht mehr. Es schmerzt nicht mehr so sehr.

»Na? Wie geht es uns heute? Schmerzen? Unbequem? Verblutet? Fehlen Körperteile?«, fragt Arzt K lachend. Er kann den Mund nicht halten. Er spricht immer und über alles und nichts. Die Kleidung hat sich in der Letzten Jahren wieder geändert. Ich muss mich immer noch daran gewöhnen, aber Bastien scheint diesen Kleidungstil zu kennen. Immerhin hat er mir etwas darüber und über die Veränderungen in der Welt erzählt. Keiner von uns antwortet, jeder weiß es besser. Schweigen ist Gold wert.

Arzt K kommt auf mich zu. Ich hänge leblos in meinen ketten. Jeder gefangene hier ist an den Stein Wänden gekettet. Die Ketten sind aus dickem Metall und mit nur mit einem Speziellen Schlüssel zu öffnen. Das schlimme ist, die Zellen sind immer gleich. Immer gibt es nur eine Tür, keine Fenster, wachen und Metall Ketten. Als Arzt K die Ketten löst lasse ich mich einfach auf den Boden fallen. Vielleicht kann einer von uns ja entkommen. Ich weiß, dass ich immer als letzte befreit werde. Früher habe ich den Ärzten nämlich die meisten Probleme bereitet. Bastien wird von einem anderen Arzt befreit.

Ich muss mir meinen ganzen Mut zusammen kratzten. Mit all meiner Kraft werfe ich mich auf Arzt K und beiße ihn in den Hals. Sein Blut schmeckt widerlich. Es ist voller Eisenkraut. Ich trinke so schnell, dass Arzt K Bewusstlos wird. Aber dafür sieht der andere Arzt mich an. Er hat sein Messer gezogen. Jeder der Ärzte trägt ein Messer am Hosenbund. So können, die sich gegen Vampire und Werwölfe verteidigen. Den anderen Arzt werfe ich gegen die Wand. Schnell helfe ich Bastien beim Aufstehen. Ich muss wenigstens Ihn hieraus schaffen. Ich bin verloren, aber er, Bastien ist es noch nicht. Er ist noch nicht lange genug hier um seine Hoffnung aufgegeben zu haben. Er kennt die jetzige Welt. Seine Familie, seine Freunde leben noch. Meine sind schon lange Tod. Deswegen habe ich Bastien gesagt, er soll mir nie das Jahr sagen. Ich will nicht wissen, wie lange ich schon eine Gefangene bin. Ich will nicht wissen, wie lange ich schon gepeinigt werde.

Zusammen schaffen wir es in den ersten Gang. Bastien geht langsam. Sein Bein blutet, aber das ist nicht mal schlimm. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich hier das erste Mal auf gewacht bin.

Ich wache angekettet auf, diesmal stehe ich an einer Wand. Die Kalten Steine sind ein Gegensatz zu der Stickigen Luft. Ich erinnere mich an Elizabeths schreien, an ihr Blut und wie es geschmeckt hat. Aber auch erinnere ich mich an den Angriff. Mein Entführer sah ängstlich in die ferne, er murmelte etwas. Jemand erschien und dann haben sie mich alleine gelassen. Aber jetzt fühle ich mich stark, mein Körper pulsiert vor Kraft. Und zudem habe ich keine schmerzen. Jemand sitzt vor mir auf einem Stuhl, aber er ist menschlich. Er riecht gut, sehr gut. Jedoch weiß ich nicht wie ich das erkenne. Vielleicht sein Geruch, sein Blut.

»Ah sie sind wach, gehen wir zum du über? Herzlich willkommen bei uns. Mein Name ist J, aber du kannst mir ruhig Arzt J nennen. Das tun alle Insassen hier. Zur Zeit bin ich für dich verantwortlich. Jedoch werden sich auch andere dich untersuchen. Leider für dich kann ich keinen Schmerzfreien Aufenthalt versprechen. Eigentlich wird es nur schmerzen geben. Ich wünsche dir ein langes Leben als Vampirin und eine wundervolle schmerzhafte Zeit bei uns. Lasst uns beginnen!«

Er macht mir Angst. Schmerzhafte Zeit? Vampirin? Arzt J? Also hatte mein Entführer wirklich Angst. In der einen Hand hält Arzt J jetzt ein Glas voller Wein. Langsam lässt er den Wein kreisen und sieht hinein, wie ein Wahrsager. Leise rüttel ich an meine Ketten, meine Füße berühren gerade mal den Boden. Ich hänge in meine Fesseln. Mit einem großen Schluck trinkt Arzt J den Wein aus und läuft auf einen Tisch zu.

»Wir beginnen einfach, wir wollen dich ja nicht überfordern an deinem ersten Tag bei uns.«, lacht Arzt J sadistisch. Seine Finger gleiten über die Holzplatte des Tisches. Auf dem Tisch liegen Messer und Zangen. Ich will hier weg. Ich habe Angst.

Mit einem kurzen Messer kommt Arzt J auf mich zu. Seine Augen machen mir Angst. Ich schreie Laut auf, vielleicht hilft mir ja jemand. Jemand der nicht zu dieser Gruppe gehört.

»Ich liebe das Geräusch«, murrt der Arzt und stickt mir mit dem Messer in den Bauch. Das Metall brennt, aber es ist eiskalt. Ich rieche wie mein Fleisch verbrennt. Tränen stehen mir in den Augen. Ich schreie und schreie. Sehe wie Arzt J mich auslacht und weine.

Ich helfe Bastien auf. Sein Körper hängt an meinem und fühlt sich schwer an. Mühsam schleppen wir uns weiter nach oben. Ich kann die frische Luft riechen, den Regen und die Bäume. Aber ich weiß, dass nur einer von uns entkommen wird. Wir sind nicht unbemerkt geblieben. Ich habe noch nie gehört, dass jemand lebend entkommen ist. Bastien wird der erste sein, dafür sorge ich. Auch wenn ich mit meinem Leben bezahle.

»Danke«, höre ich Bastien leise murmeln. Ich nicke ihm nur zu. Zusammen schaffen wir es nach draußen. Ich höre die anderen. Sie werden uns gleich sehen.

»Bastien lauf!« flüstere ich laut und lasse ihn los. Er nickt und steht endlich auf eigenen Beinen. Einer der Ärzte kommt aus dem Gebüsch, er riecht nach Eisenkraut. Seine Dolche sind damit getränkt. Er hat uns gehört. Er wird uns bestrafen. Er wird mich bestrafen. Bastien muss es schaffen.

»Lauf«, flüstere ich noch mal bevor ich mich auf den Arzt werfe. Ich kenne ihn nicht, aber Arzt ist Arzt. Einen seiner Dolche trifft mich am Bein. Ich spüre wie das Eisenkraut sich in meinem Körper verteilt. Ich habe mich an die Schmerzen gewöhnt. Trotzdem hasse ich Eisenkraut. Es tut weh und ich spüre wie mein Blut das T-Shirt tränkt. Es brennt. Ich rieche wie mein Fleisch verbrennt, wie es sich durch meine Adern wandert.

»K ich hab die Hure!«, schreit der Arzt während er mir noch einen Eisenkraut Getränkten Dolch in die Brust rammt. Ich spüre wie mein Körper aufgibt und meine Sicht langsam verschwindet. Ich kann so nicht sterben, aber ich kann wenigstens mit gutem Gewissen von dieser Welt gehen. Ich habe einen Vampir gerettet. Die Ärzte können einen Übernatürlichen weniger töten und vielleicht sorgt, dieser Übernatürliche dafür dass der Rest gerettet wird. Bastien wird leben. 

Eure Linkszanne

Sonntag, der 28 März 2021

(Sonntag, der 28 April 2019)


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