Wohl haben Feinde, die tüchtig und redlich waren, schon ihre Gegner, nachdem sie derselben Herr geworden, zur Besonnenheit gebracht, sie veredelt und ihnen ihre weitere Lebensbahn geebnet.
-Xenophon (griechischer Schriftsteller, Schüler des Sokrates)
»Roscoe?«, ertönt die Stimme meiner Gefährtin hinter mir. Ihre Zierliche Figur ist in einem gelben Strickkleid gehüllt und schützt sie somit vor der kalten Luft. Die Frühlingstemperaturen lassen noch auf sich warten.
»Willst du gehen? Du kannst auch draußen warten oder wir holen uns anderswo einen Kaffee.«, erkundige ich mich während ich meinen Platz ist der Warteschlange verlasse. Sie schüttelt den Kopf und zeigt schüchtern auf zwei Männer, die nicht für diese Jahreszeit gekleidet sind. Vampire. Mit einem Lächeln gehe ich auf die fremden Vampire zu und sorge dafür, dass meine Gefährtin schräg hinter mir steht.
»Wie kann ich helfen?«
»Was wollt ihr hier? Unser Herr ist nicht sonderlich erfreut, dass ihr nicht nach Erlaubnis gebeten habt.«, erwidert einer der beiden, zeigt mir seine Fänge und nimmt einen Schritt auf mich zu. Seine Nähe beunruhigt mich nicht. Ich sollte es nur nicht zu einem Kampf kommen lassen. Obwohl unser König dabei ist, einen Friedensvertrag auszuhandeln und wir so zu sagen verbündete sind, bin ich immer noch ein Teil des Kriegsrudels. Es wäre unvorteilhaft, wenn wir uns jetzt mit den Vampiren anlegen.
»Wir müssen uns nirgendwo anmelden oder um Erlaubnis bitten. Nun entschuldigt uns.«, erwidere ich barsch, wende mich von ihnen ab und stelle mich zusammen mit meiner Gefährtin wieder in die Warteschlange.
»Soll ich immer noch eine Entscheidung für dich treffen? Du kannst auch selber etwas wählen. Ich werde es dir sagen, wenn der Kaffee einen bitteren Geschmack hat und wie wäre es mit einem Stück Kuchen oder Torte?«, frage ich Theresa. Sie liest fokussiert die Karte, die über dem Tresen hängt. Nach all den Gästen zu urteilen, ist dieses Café sehr beliebt. Das Innendesign ist modern und sehr kühl gehalten. Genau das richtige für uns. Die meisten holen sich hier Ihren Kaffee -Togo.
»Vielleicht einen Flavored Coffee mit Vanille, Honig und Haselnuss.«, zählt meine Gefährtin auf. »Kann ich Schlagsahne dazu bekommen? Und teilen wir uns ein Stück Tompouce? Auch mit Schlagsahne?« *
»Natürlich wenn du das gerne möchtest.«, stimme ich meiner Gefährtin zu. Die Vampire beobachten uns immer noch. Ich kann ihren Blick in meinen Rücken spüren. Aber ein Stückchen kann ich nicht ablehnen obwohl ich nicht oft Leckereien esse.
»Guten Tag, was kann ich ihnen bringen?«
»Einen Flavored Coffee mit Vanille, Honig, Haselnuss und Schlagsahne. Ein Stück Tompouce mit Schlagsahne und Karamellsauce. Und noch einen Kaffee schwarz.«
»Zum Mitnehmen oder nehmen sie hier Platz?«
»Wir nehmen Platz.«
»Dann werde ich es Ihnen zu ihrem Platz bringen.«
Meine Gefährtin hat sich einen Tisch an der Fensterfront ausgesucht. Das Lächeln trägt sie immer noch im Gesicht und ihr Blick huscht von hier nach dort. Wir sollten öfters in andere Städte fahren, wenn es solch eine Lebhaftigkeit bei Ihr auslöst. Nicht das es schwer ist meine Gefährtin zu begeistern. Sie will alles sehen und am liebsten möchte sie jedes Geschäft betreten. Ihre Vorliebe sind aber Antiquitäten und Second Hand Geschäfte.
Es setzt sie zurück in die Zeit, in die Zeit aus der sie kommt und die sie verpasst hat. Vielleicht sollte ich ein paar Biographien anschaffen.
»Roscoe? Möchtest du die andere Hälfte noch?«, erkundigt Theresa sich. Ihre Wangen sind gerötet, ihr Lächeln eher eine Grimasse. Sie hat mehr als die Hälfte gegessen und von der Schlagsahne ist nichts mehr übrig. Da hat also jemand eine Vorliebe für süßes.
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Rudelblut
LobisomemSie ist eine Vampirin und wird von einem Rudel befreit. Er ist ein reisender Krieger, zieht von Rudel zu Rudel. Sie ist seit Jahren eine Vampirin, aber hat keine Kontrolle über ihren Durst. Er und das Rudel müssen sich an das Leben mit einer Vampiri...