>>Jetzt mach ihn endlich auf.<< sagte er zum hundertsten Mal und zeigte auf den Brief, der mir gestern gegeben wurde. Ungewollt.
>>Ich habe Angst, ich möchte nicht.<< quengle ich schon wieder.
Unbehaglich rutsche ich auf dem Stuhl, der zu meinem lieblings Cafe gehört, hin und her.
>>Dann lass mich es tun.<< bat Trace, der so langsam die Gedult an mir zu verlieren scheint.
Doch, dass er ihn öffnet, möchte ich auf keinen Fall. Wahrscheinlich hält er mich schon so für einen übergroßen Angsthasen und das stört mich extrem, jetzt wo ich so darüber nachdenke. Oh man, umso mehr ich mir Gedanken darüber mache, desto stärker ärgere ich mich über mich selbst!
>>Nein! Ist schon gut ich tue es.<< bricht es aus mir herraus und fische das Papier wieder aus seinen Händen.
Das ich nicht merke, wie meine Finger seine streichen, wäre gelogen. Es fällt mir so schon schwer nicht, jedes mal Rot anzulaufen, sobald Trace mich auch nur anschaut. Unser Sonnenaufgangs- Strandabenteur hat sichtlich Spuren hinterlassen, zu mindest bei mir.
>>Dein Ernst?<< sagte er belustigt und verzog seine Lippen zu einem schiefen Lächeln.
>>Ja, jetzt halt die Klappe. Ach und falls ich wegen dem Geschriebenen, Atemprobleme bekomme, musst du einen Krankenwagen rufen.<< warne ich ihn und wedele mit dem Finger vor seinem Geschicht rum.
>>Abgemacht<<
Um ihn nicht mehr anschauen zu müssen, reiße ich schnell den Brief auf, um mich gleich darauf zu versteifen.
Ohne wirklich den Sinn hinter den Worten zu verstehen, überfliege ich die wenigen Zeilen. Noch einmal lese ich ihn. Und noch ein weiteres Mal. Es wiederholt sich erneut. Immer wieder folgt mein Blick, jedem einzelnen Buchstaben auf dem Papier.
Ich weiß gar nicht wie viel Zeit vergeht, in der ich einfach das Schriftstück anstarre.
Die Wörter verschwimmen mit der Zeit mehr und mehr, deswegen fällt mir erst auf, wie stark ich mittlerweile zittere. Benommen merke ich, wie ein paar Tropfen, wegen der Feuchtigkeit den Brief wellen lassen.
Weine ich?
Endlich blicke ich auf und meine Augen fixieren das Taschentuch vor mir. Trace streckt es mir entgegen, weicht aber meinem Blick aus. Worüber ich sehr froh bin, es wäre mir peinlich wenn ich ihn verweint in die Augen schauen müsste. Ob er mich deswegen wohl nicht mustert, wie es jeder andere getan hätte? Ich schiebe meine Gadanken beiseite und lasse das Tuch meine Tränen aufsaugen. Als ich fertg bin, falte ich den Zettel wieder und schiebe ihn von mir weg.
Ich will ihn nie wieder sehen, den Zettel selbstverständlich. Trace hingegen hat nur geschwiegen und gewartet bis ich bereit bin zu sprechen. Ein paar mal haben seine Augen, meine gekreutzt und strahlten etwas Tröstliches aus, glaube ich zumindest. Ich habe nie lange genug hingeschaut, um zu entscheiden welche Emotion genau in seinem Blick lag.
Das muss ich ändern, jetzt wo ich mir sicher bin, dass ich nicht als zu verheult aussehe. Es vergehet eine Sekunde, dann die Nächste, in der er mir in die Augen schaut. Es ist mir zu still und nur deswahlb spreche ich das aus, was ich ihm sehnlich sagen möchte.
>>Tut mir Leid<< entfährtes uns gleichzeitig was mich zum erschaunten fast Lächeln bringt, auch Trace schmunzelt etwas, bis er die Brauen zusammen zieht.
>>Warum in aller Welt entschuldigst du dich?<< fragt er mich skeptisch.
>>Das ich so ein Drama geschoben habe, an einem öffentlich Platz angefangen zu weinen, dich mindestens zehn Minuten angeschwiegen habe, du den Brief immernoch nicht lesen konntest und somit nicht mal kapierst, warum ich zu so einem seelischen Warck geworden bin,<< gebe ich mit einem schüchternen Schulterzucken von mir. >>Warte und warum entschuldigst du dich?<< Nervös, spiele ich an einem Faden, der an meinem T-shirt absteht rum.
>>Es tut mir Leid, weil es meine Schuld ist. Ich hätte dich nicht dazu drängen sollen, diesen Brief zu lesen und schon gar nicht hier. Ohne mich wäre es nicht so-<<
Ich höre ihm schon gar nicht mehr zu. Das Einzige woran ich denke ist, wie er es geschafft hat die Situation so um zu bauen, dass er sagen kann, das es seine Schuld sei. Er kann, nein ich korigiere mich, er darf nicht denken, dass das Ganze auf seinen Mist gewachsen ist. Diese Person steckt dahinter. Sie hat diesen Brif an mich weiter geleitet, diese Männer auf mich angesetzt und gibt in diesem Schreiben das Schrecklichste preis, was ich mir vorstellen kann. Nur wieder an diese Zeilen zu denken, schenkt mir ein Übelkeitsgefühl der schlimmsten Sorte.
>>Trace, ließ den Brief. Und danach möchte ich nicht, dass du noch einmal die Worte 'Meine Schuld' in den Mund nimmst.<< sage ich ernst.
Mit zitternden Fingern greife ich mir einen Löffel und schiebe mit ihm, den Zettel langsam nach vorne.
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Emotional Machine
Roman pour AdolescentsMelice hat die schlimme Befürchtung, auch an Schizophrenie zu erkranken so wie ihr Vater. Für sie weißt Alles darauf hin, sie fühlt sich beobachtet und sieht oft eine Silhouette, die sie zu beobachten scheint. Doch was sie nicht weiß ist, dass es ke...