Kapitel 9. Die Liebe obsiegt der Angst

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Marco

Ausgestreckt lag Marco auf der Wiese vor seiner Hüte. Ein Buch lag auf seinem Gesicht, sodass er seine Augen vor der grellen Sonne schützen konnte. Wie lange er inzwischen schon so dalag, konnte der Pirat nicht deuten. Aber da ihn heute noch keiner aufgesucht hatte, nutzte er diese Gelegenheit, um die vergangenen Tage noch einmal zu überdenken und ließ sich durch den Kopf gehen, was ihn in Zukunft noch so alles erwarten könnte. Er genoss die Ruhe und vergaß für einen kurzen Moment die ernste Lage in der er sich befand. Die Tatsache, dass er einen Menschen von der Heimatinsel seines Vaters auf dem Gewissen hatte, ruhte schwer auf seinen Schultern. Marco redete sich ein, dass er es für Camilé getan hatte, was auch nicht gelogen war. Leider fühlte er sich seit jenem Vorfall nicht mehr so willkommen in dem heimeligen Dorf wie vorher. Die Chancen standen nicht schlecht, dass die Bewohner beschlossen ihn zu vertreiben. Immerhin hatte er einen von ihnen auf dem Gewissen und solange Camilé sich nicht zu dem Ereignis äußerte, um den ehemaligen Pirat ins Reine zu waschen, würde es auch weiterhin eher wackelig um seine Zukunft auf dieser Insel stehen.

Erst gestern Abend war er wieder bei Camilé vorbei geschneit, doch egal wie sehr er auch versuchte an ihrer Vernunft zu appellieren, sie wollte ihre Tür für ihn einfach nicht öffnen. Weder die Tür in ihr Zimmer, noch die Tür zu ihrem Herzen. Auf keinen Fall wollte Marco sie zu etwas drängen, dass ihr zu viel sein könnte. Sie zu etwas zu zwingen, dass sie nicht wollte, lag nicht in seiner Absicht, also geduldete er sich mit ihr. Leider stand es von Tag zu Tag schlimmer mit seinen Nerven und es kribbelte ihn in den Fingern, Camilés Tür einzutreten, sie in seine Arme zu schließen und zu küssen, bis sie endlich begriff, dass alles wieder gut werden und dass er für sie da sein würde. Denn verdammt nochmal, er hatte diese wunderschöne und schüchterne Frau in sein Herz geschlossen, noch bevor es ihm richtig klar geworden war.

Marco stieß einen schweren Seufzer aus. Sowohl dieses Dorf, als auch Camilé hatten ihn verändert und seine Gefühle durcheinander gewirbelt. War er im Herzen immer noch ein Pirat oder entschwand ihm seine Vergangenheit Stück für Stück immer mehr, bis er vollkommen zurückgezogen in seinem Schneckenhaus vergammelte?

Der Blonde beschloss, dass es an der Zeit war, einmal mehr Camilé einen Besuch abzustatten und nahm das Buch von seinem Gesicht. Seltsamerweise lag immer noch ein tiefer Schatten über seinen Augen. Er sah auf und blickte direkt in die Augen von Nela.

„Dir scheint es ja ganz gut zu gehen." Nela schüttelte abfällig ihren Kopf. Hohn schwang in ihrer Stimme.

Marco stand auf und klopfte sich die Grasflecken von der Hose. „Was willst du, Nela?" Die 18-Jährige lieferte ihm die Antwort, indem sie ihm einen Zettel ins Gesicht schlug. Wütend riss sich Marco den Wisch von der Stirn und funkelte die Göre zornig an. „Was soll der Scheiß, yoi?!"

Mit verschränkten Armen und trotzigem Blick nickte Nela zu dem zerknüllten Papier in seiner Hand. „Das wird dir einige ungelöste Fragen beantworten."

Misstrauisch warf Marco einen Blick auf die zerknitterte Notiz. Seine Augen weiteten sich ungläubig.

Ich warte bei Whitebeards und Ace' Grab auf dich

Bunny

Nela grinste zufrieden, wandte sich ab und wollte schon davon marschieren, doch Marco packte sie an der Schulter und wirbelte sie zu sich herum, bevor sie einfach wieder verschwinden konnte.

„D-du bist doch nicht-", stammelte er.

„Scheiße, nein. Ich hab eingesehen, dass du zu alt für mich bist und habe die Jagd nach dir an den Nagel gehängt. Ich bin nur die Übermittlerin der Nachricht", winkte Nela ab. Marco seufzte erleichtert auf. „Bunny erwartet dich bereits sehnsüchtig", säuselte die Schwarzhaarige. „Du solltest sie nicht zu lange warten lassen. Womöglich überlegt sie es sich noch einmal anders und zieht doch den Schwanz ein."

Marco & Camilé ( One Piece ) [ Abgeschlossen ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt