Kapitel 1. Typisches Dorfleben

1.4K 58 14
                                    

Seit Marcos erscheinen waren bereits einige Wochen ins Land gezogen und er hatte sich schon richtig gut in das Dorfleben integriert. Jeder schätzte seine Arbeit und so wurde der ehemalige Pirat kurzerhand zum neuen Dorfliebling.

Camilé saß gerade mit Ken, ihrem Verlobten, zu einem kleinen Picknick draußen auf einer Weide und beobachtete gerade wie Marco einem der Kühe mit seinen blauen Flammen sein verletztes Bein heilte. Am angrenzenden Zaun standen ein paar kleine Mädchen, aber auch schon Größere und schwärmten über die Arbeit des Blonden. Selbst Camilé konnte sich einen verträumten Blick auf den Rücken des Piraten nicht verkneifen.

„Ist doch lächerlich.", meinte Ken neben ihr und zog einmal mehr über den Piraten schlecht her. „Findest du es nicht auch seltsam, dass der Kerl plötzlich aus heiterem Himmel auftaucht und ohne Gegenleistung alle verarztet?"

Empört warf Camilé ihm einen giftigen Seitenblick zu. „Ganz und gar nicht! Immerhin war er der erste Kommandant von Whitebeard und Whitebeard war immer gut zu uns. Er hat dieses Dorf versorgt und uns immer Geld geschickt. Wie kannst du da einen seiner Leute misstrauen?"

„Ich sage ja nichts gegen Whitebeard, aber er..." Mit zusammen geschobenen Augenbrauen besah sich der Schwarzhaarige den ehemaligen Piraten misstrauisch. „Ich hab einfach ein schlechtes Gefühl bei ihm."

Beleidigt blähte Camilé ihre Backen auf. Ken konnte nicht einmal jemanden ein Kompliment zugestehen. Es fiel diesem Mann generell schwer nett mit seinen Mitmenschen umzugehen und das spürte Camilé besonders stark am eigenen Leib. Womöglich lag es an seiner Kindheit. Seine Mutter verstarb bei seiner Geburt und seinen Vater hatte er nie kennengelernt. Er wuchs bei seinen Großeltern auf, die vor knapp zehn Jahren verstarben und Ken vollkommen allein zurückließen. Eine richtige Familie so wie Camilé oder andere Kinder sie im Dorf besaßen, hatte er nie und das frustrierte ihn schon seit Jahren und machte ihn zu dieser bitteren Person.

Als Camilé ihre Aufmerksamkeit wieder zu Marco schwenkte, wurde ihr Blick automatisch wieder weich und sie lächelte mild. Der Blonde nahm gerade dankend eine Blume von einem kleinen Mädchen entgegen und steckte sich die weiße Knospe hinter sein Ohr. Die umstehenden Frauen sahen allesamt entzückt drein und fingen aufgeregt an miteinander zu tuscheln.

„Du bist bloß eifersüchtig.", meinte Camilé schließlich. „Dir hat man bis jetzt keine so große Aufmerksamkeit geschenkt und das wurmt dich."

„Blödsinn!", schnappte Ken sofort ein. „Wenn ich es dir doch sage! Mit dem Kerl stimmt etwas nicht!"

Camilé erhob sich und klopfte sich den Dreck von ihrem geblümten Kleid. „Und ich glaube, mit dir stimmt etwas nicht. Wir sehen uns nachher."

„Wo willst du hin?"

„Zum Onkel Doktor."

Eigentlich wollte sie nicht direkt zu Marco. Mit ihm zu reden fiel ihr schwer, da er so eine außergewöhnliche Persönlichkeit war und sie sich vorkam wie eine graue Maus, der man sowieso nur wenig Beachtung schenkte. Zu gerne würde sie seinen Piratengeschichten lauschen und ihn über die Welt da draußen aushorchen. Die Angst, dass er jedoch in eine tiefe Trauer, wegen der Erinnerungen an seine ehemalige Crew und des Verlustes seines Vaters, in die Tiefe stürzten würde, hinderte sie jedoch daran ein vernünftiges Gespräch mit ihm zu führen. Jedes Mal wenn sie ihm so nah war, dass sie ihm direkt ins Gesicht starren konnte, war es, als hätten seine Augen keinen Grund mehr sich seinem Lachen anzuschließen.

„Ist er nicht toll?", schwärmte Nela, eine kleine 18-Jährige mit kurzem, schwarzem Haar und verträumten Blick. „Egal worum man ihn bittet, er hilft einem immer."

Mit einem Lächeln lehnte sich Camilé neben sie an den Zaun. „Wir haben wirklich Glück mit ihm."

„Das ist noch untertrieben! Es ist ein Segen! Endlich ist hier mal ein gutaussehender Kerl in diesem Dorf aufgetaucht. Nichts gegen Ken, aber bleiben wir doch mal realistisch. Keiner kann Marco das Wasser reichen." Seufzend stützte Nela ihre Ellbogen auf den Zaun und kapselte ihr Gesicht zwischen ihren Händen. „Manchmal frage ich mich, ob ich ihn mir nicht bloß einbilde."

Marco & Camilé ( One Piece ) [ Abgeschlossen ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt