Kapitel 5. Das Treffen auf der Lichtung

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Camilé versuchte verzweifelt ihre Atmung zu kontrollieren, während sie mit weichen Knien durch das Dorf tigerte. Ihre rechte Hand war tief in ihrer Manteltasche vergraben und umschloss ein Stück Papier, auf dem sie einen Treffpunkt mit entsprechender Uhrzeit für Marco drauf gekritzelt hatte.

Sie wollte ihm endlich gegenüber stehen und sich mit ihm an der Lichtung treffen, an der er sie damals hoch in die Lüfte befördert und ihr eine Aussicht präsentiert hatte, die sowohl ihre Weltanschauung, als auch ihren Verstand und ihre Gefühle erweiterte.

Vorher musste Camilé jedoch noch ihr Leben endlich in den Griff kriegen und dazu zählte, endlich mit Ken Schluss zu machen und ihre Eltern davon zu überzeugen, dass sie inzwischen schon ein großes Mädchen war, dass gut auf sich selbst aufpassen konnte.

Während den Briefabtäuschen zwischen Marco und ihr, hatte sie vor ihren Eltern immer Mal wieder kleine Andeutungen fallen lassen, dass sie auf das Meer hinaus wollte. Es fing mit harmlosen Dingen an wie: ‚Findet ihr das Meer in seiner Größe nicht auch so beeindruckend?' bis sie es schließlich schaffte zu sagen: ‚Ich will selbst mal in See stechen und ihr könnt mich nicht daran hindern!'

Camilés Mutter hatte deshalb natürlich einen großen Aufstand angezettelt und darüber getobt wie schwachsinnig allein die Vorstellung war, sie würde ihre einzige Tochter in den sicheren Tod schicken. Vorher würde sie eher sich selbst in Brand stecken, als zuzulassen, dass ihr eigen Fleisch und Blut, dass Leben, welches ihr geschenkt wurde, einfach wegzuwerfen.

Camilé hatte all diese Worte schweigend ertragen. Egal was ihre Mutter auch noch für Argumente aufbringen würde, sie könnte nichts an Camilés Entscheidung ändern. Zu der Überraschung beider Frauen, hatte sich Camilés Vater für ihr Leben eingesetzt und ihr dazu geraten ihre Träume zu erfüllen, egal wie lange sie weg sein und was für ein Risiko sie damit eingehen würde. Solange sie mit ihrer Entscheidung glücklich war, würde er es auch sein und für ihre sichere Reise beten.

Danach herrschte eisiges Schweigen zwischen ihrer Mutter und Camilé und ein hitziger Streit zwischen ihren Eltern brach aus. Doch heute, knapp eine Woche nachdem Camilé die Bombe hatte platzen lassen, war alles wieder in bester Ordnung und selbst ihre Mutter hatte eingesehen, dass es keinen Sinn machte sich gegen die Wünsche ihrer Tochter zu stellen und damit einen Keil zwischen sie zu treiben. Endlich sah sie ein, wie selbstsüchtig ihre Beweggründe gewesen waren Camilé in ihrer Nähe zu behalten.

Natürlich hatte Camilé Nela bei dieser spannenden Geschichte am laufenden gehalten. Die 18-Jährige verfiel regelrecht in Jubelstimmung, als sie erfuhr, dass ihre Eltern sich nicht mehr gegen ihre Entscheidungen stellten und Camilé ihr Leben ab sofort in die eigene Hand nahm.

„Jetzt fehlt nur noch, dass du dir Ken vom Hals schaffst, dann bist du endlich frei wie ein Vogel!", hatte Nela begeistert ausgerufen.

Einen Kommentar wegen Marco hatte sie nicht von sich gegeben, aber dass lag vermutlich nur daran, dass Camilé ihr nicht von dem kleinen Briefaustausch zwischen dem Phönix und ihr offenbarte und stattdessen den Eindruck erschuf, vollkommen desinteressiert an einer Beziehung zu dem ehemaligen Pirat zu sein. Camilé konnte und wollte nicht riskieren, dass Nela aus versehen etwas ausplauderte. Gerüchte sprachen sich in einem kleinen Dorf wie diesem wie ein Lauffeuer herum und Nela war meist der Anreger für solch brisanten Klatsch. Auf keinen Fall wollte Camilé durch ein dummes Hörensagen in die Arme von Marco getrieben werden oder gar aus ihnen hinaus. Die Dorfbewohner sollten sich schön aus ihren Beziehungsproblemen raus halten!

Schlimm genug, dass Ken sie so oft in den Mittelpunkt zerrte mit irgendwelchen bescheuerten Ankündigungen. Vor zwei Wochen erst hatte der Idiot angefangen herum zu erzählen sie würden endlich planen zusammen zu ziehen, dabei war das eine glatte Lüge von ihm gewesen. Er wollte sie damit nur unter Druck setzen, um sie endlich in seine Arme zu treiben. Blöd für ihn, dass seine eigene Verlobte diese Geschichte im Keim erstickte. Wie konnte der Kerl ernsthaft noch an der Beziehung zu ihr festhalten? Wann hatten die beiden überhaupt das letzte Mal Sex? Das muss vor Wochen gewesen sein. Sogar noch bevor Camilé angefangen hatte mit Marco Briefe auszutauschen. Wenn es sie sogar nicht täuschte, war ihr letztes Mal ein paar Tage nach Marcos Ankunft auf dieser Insel gewesen. Selbst davor hatten die beiden nur wenig Sex, da sie meist nicht die Liebe in die Arme des jeweils anderen trieb, sondern viel eher die Lust. Und trotz alle dem und all den Versuchen ihm aus dem Weg zu gehen, ließ Ken einfach nicht locker und klammerte sich an ihr fest wie ein Koala.

Marco & Camilé ( One Piece ) [ Abgeschlossen ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt