Probleme über Probleme

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Die erste Nacht mit Marvin war unglaublich. Er hatte auf jeden Fall Ahnung, was er machen musste, um die Nacht unglaublich werden zu lassen. Der Sex mit ihm war der beste, den Lola seit langem erlebt hatte. Sie lagen die ganze Nacht wach, redeten, vögelten, aßen oder schauten Videos. Lola schaute Marvin an und sie war glücklich.

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Alles drehte sich vor Glorys Augen. Ihr war speiübel, aber sie konnte nicht vor John kotzen, wo er sie extra nach Hause brachte. Also kauerte sie sich in ihre Ecke des Taxis und sagte einfach nichts. Sie fixierte einen Punkt auf der Straße und starrte darauf, ohne zu sehen, was passierte.
John schwieg, und das war ungewöhnlich für ihn. Normalerweise laberte er ohne Ende. Glory hatte das ungute Gefühl, dass er etwas zu sagen hatte, es aber nicht im Taxi machen wollte.
Sie erinnerte sich auch an Lolas wütenden Blick. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass ihre "beste Freundin" sie so runtermachte vor allen Leuten. Als würde sie ständig rumheulen? Und die Prügelei hätte sie auch locker gewonnen. Und dass Lola dann auch noch dieser Nutte geholfen hatte! Statt zu ihr zu halten! Das war einfach nur asozial gewesen.

Als sie endlich zuhause waren, stolperte Glory mehr aus dem Taxi als dass sie stieg. John rutschte zu ihr und half ihr, aufrecht zu bleiben. Schlussendlich warf er sie einfach über die Schulter und trug sie zu ihrer Wohnung im dritten Stock. Dort setzte er sie auf ihr Bett und brachte ihr ein Glas Wasser. Und dann starrte er sie ernst an.

"Glory", sagte er schließlich. "Ich hab vorhin mit Lola geredet. Ich hab Respekt vor Lola. Und ich glaube, sie weiß, was gut ist für dich. Ich denke, wir sollten das hier bleiben lassen. Sei mal ehrlich, dass mit uns beiden wird eh nix festes mehr. Und alles andere scheint dir ja nicht zu reichen, wie man heute Abend sehen konnte. Hör zu, ich hab echt nix dagegen, mit Weibern was lockeres zu haben. Aber wenn ich mitkrieg, wie dreckig es dir dabei geht, glaub ich nicht, dass das noch ne geile Idee ist." Er seufzte und stand auf. "Du brauchst jemanden, der sich anständig um dich kümmert. Und das bin ich safe nicht. Wenn du magst, ruf in paar Wochen mal an, dann können wir ja Döner essen gehen oder so. Ansonsten viel Erfolg."

Und damit verschwand er aus ihrem Zimmer. Und wahrscheinlich auch aus ihrem Leben. Glory bekam es kaum noch mit. Es drehte sich...alles...so sehr... scheiße, was war hier los? Würde das je wieder aufhören? Panisch zog sie ihr Handy heraus, mit zitternder Hand, und wählte Lolas Nummer.

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Als Lola am nächsten Morgen endlich ihr Handy checkte, erschrak sie erst mal. Drei verpasste Anrufe von Glory, dazu panische Nachrichten ala "Es geht mir nicht gut, bitte hilf mir! Es tut mir so leid!"

Marvin schlief noch. Lola warf ihm einen sehnsüchtigen Blick zu. Aber sie spürte, dass sie jetzt für ihre Freundin da sein musste. Sie zog ihr Handy heraus und rief Glory an. Niemand ging ran. Lola stöhnte. Dann begann sie, ihre Kleidung zusammenzusuchen.
Als sie ihr T-Shirt überstreifte, regte Marvin sich. "Lass es aus", murmelte er. Lola schenkte ihm ein Lächeln und lehnte sich über ihn, um ihm einen Kuss zu geben.
"Nackt gefällst du mir besser", murmelte Marvin und zog sie zu sich. "Warum ziehst du dich an?"

"Ich muss los", seufzte Lola. "Meine irre Mitbewohnerin hat die Drogen gestern noch weniger vertragen, als ich dachte. Und ich muss mich einfach um sie kümmern. Ich will nicht, dass sie sich was antut. Gestern war sie echt mies drauf."
Marvin seufzte. "Du musst dich aber auch um mich kümmern", murmelte er dann.
"Na toll, wieso sind eigentlich alle meine Freunde Pflegefälle?", stöhnte Lola auf. Sie gab ihm einen Kuss auf die Nase. Und noch einen auf den Mund. Dann sprang sie wieder auf.

"Tut mir leid, ich muss echt los", sagte sie bedauernd. "Aber wir sehen uns sicher bald."
"Darauf kannst du wetten", sagte Marvin und gab ihr einen Kuss zum Abschied. Lola sprintete aus der Tür.

Sie nahm einen Bus. Den Rest des Weges rannte sie nach Hause. Jetzt, wo sie allein war, machte sie sich entsetzliche Sorgen um Glory. Alles schlug jetzt wie eine Flutwelle über ihr zusammen. Was, wenn Glory sich was angetan hatte? Wenn sie zu viel genommen hatte? Wenn sie nicht nach Hause gekommen war, oh Gott, sicher hatte dieser Wixer sie sitzen lassen...

Mit zitternden Händen schloss Lola die Wohnungstür auf. Sie bahnte sich ihren Weg durch umgestürzte Schuhe zu Glorys Zimmer und - ja, da lag sie, in ihrem Bett. Wie leblos sah sie aus. Lola ging zum Bett und setzte sich neben dieses Häufchen, das Glory hieß. Dann überprüfte sie ihren Puls. Er ging. Lola atmete erleichtert auf. Also war es doch nicht so schlimm, wie sie gedacht hatte. Sie schrieb Marvin eine Nachricht, um ihm Bescheid zu sagen, und dann legte sie sich neben Glory und strich ihr sanft über den Rücken. Und dann schlief auch sie ein.

Ein paar Stunden später wachte Lola auf. Sie öffnete die Augen und sah, dass Glory schon wach war. Sie lag auf dem Rücken und starrte an die Decke.
"Alles okay?", flüsterte Lola. Sie sah, dass Glory lautlos weinte. Tränen strömten ihre Wangen hinunter, und zu seiten ihres Gesichts hatten sich schon große, nasse Flecken auf dem Bettlaken gebildet. Dann schüttelte sie den Kopf.

"Er ist weg, Lola. Er ist weg. Für immer. Er hat mich verlassen. Ich will nicht mehr leben, Lola."

Lola schloss die Augen. Sie hatte es doch gewusst. John brachte nur Unglück, und jetzt war der schlimmste Fall also eingetreten. Wortlos legte sie ihren Arm um Glory und zog sie an sich.

"Es tut mir so leid, Baby."

Glory weinte nur stumm weiter.

I ve got 187 problems...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt