Zeit heilte alle Wunden, aber dazu brauchte es eben Zeit. Und Glory ging es miserabel die ersten Tage. Sie konnte ihre Bett nicht verlassen. Sie aß nichts. Lola konnte sie erst am dritten Tag dazu bewegen, doch etwas Suppe zu trinken. Sie rief auch für Glory bei der Arbeit an und meldete sie krank. Ihre Stimme war so sorgenerfüllt, dass Glorys Chefin erschrocken fragte, ob es denn was ernstes sei. Kurz war Lola versucht zu sagen, das schlimmste, denn ein gebrochenes Herz war so schwer kurierbar. Aber dann wiegelte sie ab. Eine sehr heftige Grippe, unglaublich hohes Fieber, erklärte sie. Zum Glück war Glorys Chefin eine nette Frau, die darauf bestand, dass Glory sich genug Zeit nahm, sich wirklich auszukurieren.
Aber Glory aß einfach nichts. Am vierten Tag zitterte sie so heftig, dass Lola Sorge bekam, dass sie bald wirklich ins Krankenhaus musste. Da wusste sie sich nicht mehr anders zu helfen. Sie nahm Glorys Handy, als diese schlief, und suchte Johns Nummer heraus. Und dann rief sie ihn von ihrem Handy aus an.
"Wer da?", meldete er sich.
"Hallo John, hier ist Lola", sagte sie. "Du weißt schon, die Freundin von-"
"Lola, Sweetie! Ich wusste gar nicht, dass ich dir meine Nummer gegeben habe. Haste Bock?"
Lola schloss kurz die Augen. Sein unbekümmerter Ton, die dummen Witze machten sie so wütend. Ihre Freundin hier litt wie eine Irre, und ihm war es natürlich komplett egal.
"Nein, hör zu, es geht um Glory-"
"Ich habe das beendet", unterbrach er sie. "Ich dachte, das wär das beste."
"Ja, das dachte ich auch, aber-"
"Hör zu, Süße, wenn du was zu sagen hast, sags mir persönlich. Ich bin eh in der Gegend. Ich hol dich ab."Lola stöhnte. Sie hatte eigentlich noch Marvin treffen wollen. Wegen der Sorgen um Glory hatte sie ihn gebeten, vor der Arbeit noch hier vorbeizuschauen. Aber das hier...das hier war wohl wichtiger. Sie gab sich geschlagen. "Meinentwegen."
"Bin in zehn Minuten da." John legte auf.
Lola schlich wieder in Glorys Zimmer. Sie schlief tief und fest. Lola konnte sie wohl allein lassen.
Trotzdem hatte sie das Gefühl, Glory zu hintergehen, wenn sie sich jetzt mit dem Menschen traf, den Glory am meisten vermisste. Nun, aber es musste sein.John kam im Mercedes vorgefahren. Lola trug ihren warmen Mantel, denn es war ein recht frischer Frühlingstag. Außerdem hatte sie darunter noch ein Kleid an von der Arbeit.
Als sie sah, wer dabei war, stöhnte sie erneut. Natürlich. Jonas. Er saß auf dem Beifahrersitz und würdigte sie keines Blickes.Zähneknirschend stieg Lola hinten ein. Auf dem Rücksitz neben ihr lächelte Vanessa ihr entgegen. Lola hatte nur ein müdes Lächeln für sie übrig. Sie hatte nicht das Gefühl, Vanessa noch zu ihren Freundinnen zählen zu können.
"Hi", sagte sie. Dann wandte sie sich direkt an John. "Wo fahrt ihr hin?"
"Zu mir", sagte John. Als er ihren entnervten Blick sah, fügte er hinzu: "Ich kann dich aber nachher wieder herbringen. Muss eh nochmal in die Gegend.""Okay." Lola lehnte sich zurück und schwieg. Vanessa warf ihr einen scheuen Blick zu. Lola ging auf ihre Gesprächsversuche nicht ein. Vorn redeten Jonas und John über irgendwelche Typen. Lola blickte müde aus dem Fenster. Dann erinnerte sie sich, Marvin noch zu schreiben. Wie erwartet, war er enttäuscht, und das merkte man seinem knappen "Ok" auch an.
Als sie endlich bei John waren, verpissten Jonas und Vanessa sich direkt ins Schlafzimmer. Lola schnaubte. Als John das mitbekam, begann er zu lachen. "Doch etwas eifersüchtig, unsere süße Lola?"
"Worauf? Ich hab schon gesehen, was er zu bieten hat", erwiderte Lola knapp. John lachte nur noch heftiger. "Hat dir nicht gefallen?"
"War nicht schlecht, aber ich weine nicht drum", sagte Lola ungeduldig. "Jetzt hör mir zu John, es geht um Glory."
"Was ist denn mit ihr?"
"Sie liebt dich."
John steckte sich einen Joint an und seufzte. Er wies auf seine Couch. Lola setzte sich neben ihn und musterte ihn ernst.
"Was soll das heißen, sie liebt mich?"
"Das heißt, es geht ihr dreckig. Bitte, John, du musst nochmal mit ihr reden."
"Lola." John lehnte sich zu ihr und schaute ihr ernst in die Augen. "Lola, sei mal ehrlich. Ich will nichts von Glory. Ich will keine Beziehung mit ihr, und das ist es doch, was sie will. Ich kann ihr da nicht helfen."
"Das verlange ich doch nicht. Ich denke nur, es würde ihr vielleicht helfen, wenn du wenigstens noch ein Mal mit ihr redest und ihr alles erklärst. Damit sie weitermachen kann. Bitte, John. Ich kann nichts mehr tun für sie. Und sie will einfach nicht essen! Bitte, John, du weißt doch, dass sie sensibel ist."John schüttelte den Kopf. "Niemals. Das ist nicht meine Sache."
"Du hast sie doch auch gefickt!", gegen Lolas Willen wurde ihre Stimme jetzt lauter. "Dann kannst du ihr doch jetzt auch helfen, das zu vergessen, Mann!"
John zuckte die Achseln. Er zog an seinem Joint und fixierte Lola. "Was springt für mich raus dabei?"
"Was?", fauchte Lola ungläubig. "Was willst du denn? Geld? Ein Lob, dass du endlich mal ein bisschen Menschlichkeit zeigst?" Sie stand auf. "Vergiss es, du bist einfach nur ein Wixer, ich-"
"Schieb kein Film", knurrte John. "Hör mal, wenn ich nicht wüsste, dass Jonas dich mag, hätte ich jetzt gesagt, ich will ficken.""Und dann wäre ich gegangen. Aber das tue ich jetzt sowieso", zischte Lola. "Schau dich mal an! Du bist so armselig. Deine Mutter ist auch eine Frau, hättest du gewollt, dass sie jemals so behandelt wird? Und hast du nicht auch eine Tochter? Willst du, dass sie eines Tages so behandelt wird?" Lola sprang auf. "Ich würde es dir gönnen, wenn du dann eines Tages dabei zusehen kannst, wie deiner Tochter so das Herz gebrochen wird, wie du es bei Glory getan hast. Viel Spaß dabei, sie leiden zu sehen. Ich fasse es nicht." Sie wandte sich zum Gehen.
"Lola! Jetzt warte doch", rief John. Er sprang auf und zog sie am Handgelenk zurück. Lola schüttelte sich von seinem Griff frei und funkelte ihn an. "Was denn noch?"
"Das war doch nicht ernst gemeint", sagte John etwas sanfter. "Schon klar, dass du das nicht machen würdest. Ich wollte ja nur sehen, wie du reagierst. Tut mir leid, es war nicht witzig. Okay, ich komme mit. Ich rede mit ihr." Seufzend griff er nach seiner Jacke. "Jetzt gleich. Komm."Lola folgte ihm widerwillig. Im Flur hörte man laute Stimmen von oben. "Halt jetzt einfach die Fresse und komm her", hörte sie Jonas mürrische Stimme. Vanessa erwiderte schnippisch, aber was genau, das konnte sie nicht verstehen.
"Das wird nicht mehr lang halten. Jonas meint, sie redet ihm einfach zu viel", erzählte John ihr ungefragt. "Dann ist wieder Platz für dich, Süße."
Lola ging nicht darauf ein.Auf dem Rückweg erzählte John ihr, dass Alex und Lisa Gefallen aneinander gefunden hatten. Anscheinend hatten sie sich gestern wieder getroffen. "Seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört. Das heißt bei Alex wahrscheinlich, dass sie immer noch ficken", grinste er. Lola konnte nicht begreifen, wie jemand so sexbezogen sein konnte. Es war eine Qual, mit ihm im Auto zu sitzen. Endlich kamen sie bei ihr zuhause an.
"Bitte, tu mir den Gefallen, und schlaf nicht wieder mit ihr. Sonst kommt sie nie weiter. Sei einfach ein neutraler Freund, okay?" John grinste nur als Antwort.
Lola würde nie den Ausdruck in Glorys Augen vergessen, als sie John in ihrem Zimmer stehen sah. "Was...", flüsterte sie heiser.
"Ich hab gehört, du willst nicht mehr essen", sagte John ruhig. Er ging zum Bett und setzte sich auf die Kante. Dann überlegte er es sich offensichtlich anders und legte sich neben Glory. Er deutete Lola, die Tür zuzuziehen. Lola warf ihm einen wütenden Blick zu.
"Denk daran, was wir besprochen haben", sagte sie noch, bevor sie die Tür ins Schloss zog. Und heftig durchatmete. Hatte sie einen Fehler gemacht?
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I ve got 187 problems...
FanfictionLola hat es so satt, diese Typen, die sich immer aufspielen und Frauen wie ihre Freundin Glory fertig machen. Deswegen hat sie auch für Jonas anfangs nur Verachtung übrig. Doch irgendetwas an seiner Art macht es schwer, ihn zu vergessen. Und nun mus...