Impulsive Entscheidungen

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Lola war so zornig wie noch nie in ihrem Leben. Die ganze Fahrt nach Hause schimpfte sie vor sich hin. Glory lenkte geduldig durch die Straßen und ließ Lola sich die Wur von der Seele reden.

"Ich fasse das mal zusammen", sagte sie irgendwann. "Du bist sauer, weil du nicht weißt, was zwischen euch beiden eigentlich ist und was ihr so tun dürft. Aber hast du ihn jemals danach gefragt?" Diese Frage brachte Lola dazu, den Mund für einen Moment zuzuklappen und zu überlegen.

"Nein", meinte Lola schließlich. Hatte sie tatsächlich nie. "Aber er hat immer SO toxisch reagiert, wenn ich nur mit einem Kerl geredet habe, weißt du? Und selbst meint er, dass er mit anderen vögeln kann?"

"Das war allerdings auch eine Ausnahmesituation. Ich meine, er konnte ja nicht bei dir sein."
"Verteidigst du ihn eigentlich oder was?", fragte Lola fassungslos. "Solltest du nicht auf meiner Seite sein?"
"Wärst du eine gute Freundin gewesen, wenn du bei mir und John immer auf meiner Seite gewesen wärst und gesagt hättest, hey, gib dich noch ein bisschen mehr auf, dann wird er dich irgendwann mögen?", fragte Glory trocken. "Du warst eine gute Freundin, weil du mir kontra gegeben hast, und das versuche ich jetzt auch. Natürlich ist er ein Spast, mit ihr geschlafen zu haben. Aber, Lola, ganz ehrlich, du kennst Jonas und weißt, wie er besoffen drauf ist. Du weißt aber auch, dass er dich sehr, sehr gernhat. Das tut er wirklich, das sieht man ihm an. Ich weiß nicht, ich... ich verstehe deine Reaktion wirklich, aber vielleicht hättest du ihm auch mal eine Chance geben müssen, seine Meinung zu sagen. Ich mein halt, Jonas hat echt viel getan, dass das mit euch beiden was wird. Er hat sich bis jetzt nicht so schlecht verhalten. Die letzten Wochen war er ja quasi NUR bei dir und hat andere nicht mal angeschaut. Davon hätte ich bei John nur träumen können."

Lola stöhnte und warf sich die Hände vors Gesicht. "Ich will darüber jetzt nicht nachdenken", sagte sie dann verzweifelt. "Lass mich doch einfach wütend sein."
"Und was kommt nach der Wut?", Glory parkte den Wagen schwungvoll in ihrer Einfahrt und wandte sich mit ernstem Gesicht zu Lola. "Dann bist du traurig, obwohl das alles gar nicht nötig gewesen wäre. Ich würde Jonas nicht so verteidigen, wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass er dir wirklich gut tut. Allein wie glücklich du immer bist, wenn er da ist, sagt doch schon alles. Kannst du dir denn ernsthaft vorstellen, das jetzt alles hinzuschmeißen?"

"Nein", gestand Lola kleinlaut.
Seufzfend löste Glory ihren Gurt. "Dann solltest du dich vielleicht bei ihm melden. Bald. Und vielleicht generell darüber nachdenken, etwas weniger impulsiv zu reagieren, wenn er MIst baut. Das tun wir alle. Schau dir mal Lisa und Alex an. Lisa war wirklich dumm, ihm nicht einfach in Ruhe die Wahrheit zu sagen. Aber schau, wie Alex trotzdem reagiert hat. Wie ruhig er geblieben ist. Ich denke, so sollte man Probleme angehen." Damit stieg sie aus dem Wagen.

Lola zog ihr Handy heraus. Jonas hatte ihr nichts geschrieben. Wahrscheinlich war er selbst jetzt sauer. Mann, welchen Grund hatte er eigentlich dazu? Lola schob das Handy wieder in die Tasche und folgte Glory in die Wohnung.

Spät am Abend, gegen zehn Uhr, klingelte Lolas Handy. Lisa war dran. Lola stellte sie auf laut und setzte sich mit Glory vor ihr Handy.
"Hey, ihr Lieben", Lisa klang müde, aber erleichtert.
"Hey! Wie gehts dir?", fragte Glory. "Wie war der...Termin?", sie zögerte.

"Naja", sagte Lisa leise. "Frau Hänsel ist wirklich toll. Sie hat sich als Margarete vorgestellt. Alex war mit mir im Zimmer, er meinte, er wolle dabei sein. Es war gut, dass er dabei war. Er hat mich beruhigt. Jedenfalls, wir saßen dann erst mal da und haben alles durchgesprochen, wie es denn jetzt abläuft mit den Tabletten und so, und dann hat sie gemerkt, dass Alex und ich uns noch gar nicht so ausgesprochen hatten. Deswegen meinte sie, wir sollen uns jetzt dieses Wochenende mal noch Zeit nehmen und das alles ausdiskutieren. Wir haben jetzt Montag nochmal einen Termin und schauen dann... Alex hat uns ein Hotelzimmer gebucht. Ich hoffe, wir können uns hier irgendwie... einigen." Lisa seufzte.

I ve got 187 problems...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt