Kapitel 5.

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Hermines Sicht:

"Er hat was?!"

Ginny starrte mich entgeistert an.

Ich hatte mich entschlossen, dass ich die Entscheidung, ob ich mit Malfoy zum Abschlussball gehen sollte oder nicht, unmöglich alleine treffen konnte. Also hatte ich mich entschieden meine beste Freundin einzuweihen. Jedoch bereute ich es bald.

"Das hat er dich gestern gefragt? Und du hast nicht sofort gedacht :'Das muss ich unbedingt Ginny sagen?' Nein, natürlich musstest du bis zum nächsten Tag warten! Außerdem..."

Sie machte eine kurze Pause und ich sah wie es in ihrem Kopf ratterte.

"Du musst ihm gleich deine Antwort geben!", rief Ginny etwas zu laut und Hagrid drehte sich zu uns um.

Er warf Ginny einen fragenden Blick zu, woraufhin diese verlegen: 'Tschuldigung, murmelte. Zum Glück stellte er keine weiteren Fragen, sondern wandte sich von uns ab und fuhr mit seinem Vortrag über Occamys fort, wobei er noch einmal betonte, dass man diese Tierwesen nicht als Haustiere halten sollte, da sie eine immense Größe erreichten.

Mein Blick glitt über die anderen Schüler und blieb länger als beabsichtigt an einem Platinblonden hängen. Dieser schien mein Starren zu bemerken, denn er hob den Kopf und schenkte mir ein kleines Lächeln, bevor er sich wieder auf den Block in seiner Hand konzentrierte und seine ganze Aufmerksamkeit auf unseren Lehrer richtete.

Ich hatte gar nicht gewusst, dass sich Malfoy tatsächlich für den Unterricht in Hogwarts interessierte, denn ich hatte ihn nie in der Bibliothek oder in irgendeinem Leistungskurs angetroffen. So leicht konnte man Vorurteile die Oberhand gewinnen lassen. Ich kicherte, als ich mir den Slytherin mit einer Brille und einem Stapel Bücher vor ihm vorstellte. Das war einfach zu schräg.

Die Stunde zog sich endlos lang und ich war dankbar, als Hagrid diese endlich für beendet erklärte. Er mahnte uns nochmal ausdrücklich, niemals einen Occamy als Haustier zu halten, packte seine Sachen in eine kleine Ledertasche und verließ als erster die Lichtung. Ich vermutete, dass seine Tasche mit einem Zauber belegt war, denn er konnte in so ein kleines Ding unmöglich das hineinlegen, was er im Unterricht manchmal rausholte. Schmunzelnd erinnerte ich mich an das Drachen Ei, welches er letzte Stunde aus seiner Tasche gezaubert hatte, aus welchem überraschender Weise ein Drachenbaby geschlüpft war. Das Bild von Hagrids kohlenden Bart war tief in meinen Erinnerungen verankert.

Ein stechender Schmerz im Bereich meiner Rippen holte mich zurück in das Hier und Jetzt.

"Aua, was sollte das?", fragte ich und rieb mir mit schmerzverzehrtem Gesicht die Seite.

Ginny nickte mit ihrem Kopf in Richtung Wald. Malfoys sturmgraue Augen fanden meine.

"Da wartet jemand auf dich."

Sie warf mir einen wissenden Blick zu, bevor sie hinzusetzte:

"Und wehe, du erzählst mir im Gemeinschaftsraum nicht sofort, wie es gelaufen ist. Dann muss Draco leider alleine zum Ball gehen."

"Du weißt doch nicht mal wie ich mich entscheiden werde."

"Aber es wär schon lustig", meinte sie und lachte kurz auf, bevor ihr Gesicht ernst wurde.

"Spaß beiseite. Ich möchte dich zu nichts zwingen. Hör immer auf dich selbst. Und vor allem: Hör auf dein Herz, egal was es sagt. Und jetzt los!"

Sie nickte aufmunternd und schloss mich in eine kurze, aber feste Umarmung.

Ich lächelte nervös, löste mich aus ihren Armen und ging zu Draco, um ihm meine endgültige Entscheidung mitzuteilen. 

One kiss is all it takesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt