Kapitel 6

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Das Blangonga hatte sein Augenlicht zurückerlangt und erspähte die Gruppe Jäger sofort.

Das Ungetüm richtete sich auf und stütze sich auf seine Hinterbeine, wobei es einen zornigen Schrei von sich gab.

Mit voller Kraft ließ es sich wieder auf alle Viere fallen und schmetterte dabei seine massiven Pranken zu Boden.

Tess und Brandon schafften es rechtzeitig beiseite zu rollen, während Donniel die Attacke frontal mit seinem Schild blockte. Die Wucht des Aufpralls war dabei so hart, dass er einige Schritte zurückgedrängt wurde.

Runa befand sich bereits außerhalb des Gefahrenbereichs und war somit die erste, die einen Gegenangriff startete.

Mit schnellen, geübten Bewegungen zog sie ihre Pfeile hervor, spannte sie im Bogen und begann das Monster unter Beschuss zu nehmen.


Das Blangonga zuckte zusammen, woraufhin Tess sofort das linke Hinterbein der Bestie anging. Die Hiebe und Stiche ihrer Doppelklingen verketteten sich zu einem tödlichen Tanz, der so schnell das Muster wechselte, dass man Probleme bekam, ihren Angriffen mit dem bloßen Auge zu folgen.

Nach einem schmerzerfüllten Jaulen machte das Monster einen Satz nach hinten, um den scharfen Klingen der Jägerin zu entkommen.

Dies führte dazu, dass Brandon den ausholenden Schlag seines Großschwertes verfehlte.

Die Chance war jedoch noch nicht verloren, denn das Blangonga stütze sich bei seiner Landung auf das Bein, das Tess zuvor mit blutigen Schnitten übersät hatte. Das Biest ging in die Knie und fiel auf die Seite.

Augenblicklich sprintete Brandon rüber zu dem um sich schlagenden Monster. Mit seiner ganzen Kraft riss er sein Schwert über seinen Kopf hinweg und vergrub die gewaltige Klinge in der rechten Schulter des Blangongas.

Eine Fontäne aus Blut ergoss sich aus der Wunde und färbte sowohl Brandons Gesicht, als auch den Schnee um ihn herum in einem dunklen Rot.

Brandon schnalzte mit der Zunge.
Auch wenn er einen soliden Treffer erzielt hatte, war es eigentlich sein Plan gewesen den Kopf des Monsters zu erwischen, was bei diesem Gezappel jedoch leichter gesagt war als getan.

Donniels Ansturm ließ nicht lange auf sich warten. Doch bevor seine Lanze in Reichweite war um den Job zu beenden, rollte sich das Blangonga auf die andere Seite und sorgte somit dafür, dass der Jäger an dem Monster vorbei rannte.

Donniel versuchte noch zu stoppen und seinen Schild der Bestie entgegenzustrecken, doch es war zu spät.

Schneller als es für ein Lebewesen mit einer solchen Verletzung möglich sein sollte, richtete sich das Blangonga in einer Bewegung auf und warf Donniel seine geballte Faust entgegen.

Der heftige Schlag des Monsters riss ihn von den Füßen und beförderte ihn ein ordentliches Stück in die Luft. Donniel landete einige Meter entfernt im Schnee und blieb dort regungslos liegen.

Den anderen dreien stockte der Atem, bis Brandon schließlich wieder die Führung übernahm.


„Bleibt ruhig! Er hat eine robuste Rüstung, ich bin mir sicher es hat ihn nur kurz ausgeknockt!"


Ganz so sicher war er sich dabei leider nicht, doch er wusste, dass er den Fokus der Gruppe auf dem Monster halten musste, wenn sie diese Jagd erfolgreich abschließen wollten.

Panik war das letzte was er jetzt gebrauchen konnte.


„Runa!" rief er seiner Partnerin zu, die völlig perplex Donniel hinterher starrte.


„Runa! Hör mir zu!"


Endlich drehte sie sich zu ihm um.


„Wir brauchen jetzt deine Beschichtungen, klar? Trag sie auf so viele Pfeile auf wie möglich und sorg dafür, dass sich dieses Scheißviech nicht von der Stelle rührt!"


Die Bogenschützin nickte ein wenig zögerlich.


„J-ja, okay... mach ich."


Mit leicht zittrigen Händen bemühte sie sich, ihre Pfeile mit dem Nervengift zu bestreichen.


In der Zwischenzeit hatte das Blangonga Donniel erneut ins Visier genommen und war drauf und dran sich auf ihn zu stürzen.

Brandon heftete sich an das Monster und sprintete ihm so schnell er konnte hinterher.

Das Vorankommen auf diesem eisigen Gipfel wurde von Minute zu Minute immer mühseliger.
Der anhaltende Schneesturm hatte sich mittlerweile zu einem regelrechten Blizzard entwickelt. Kombiniert mit dem unmittelbar bevorstehenden Eintreten der Nacht, war es beinahe unmöglich überhaupt noch etwas zu erkennen.

Als Brandon dem Monster näher kam, bemerkte er Tess, die das Biest ebenfalls von der anderen Flanke aus verfolgte.

Doch sie war noch ein ganzes Stück hinter ihm. In diesem Tempo würde er das Blangonga zuerst erreichen. Brandon kämpfte sich durch den Sturm so gut er konnte, doch er wusste es würde knapp werden, wenn er sich nicht beeilte.

Während er mit seinen Gamaschen tiefe Spuren durch die dicke Schneeschicht schlug, stieß sein Fuß gegen etwas Hartes.

Er blieb hängen, verlor das Gleichgewicht und landete stöhnend auf dem eisigen Boden.


„Verdammte Scheiße! Was zum-?", fluchte er, als er seinen Kopf aus dem Schnee zog.


Er blickte zurück und musste feststellen, dass nichts anderes als Donniels Schild ihn soeben zu Fall gebracht hatte.

Der brachiale Angriff des Blangongas musste ihn Donniel aus der Hand gerissen haben.

Wenige Sekunden später brauste Tess an ihm vorbei.


„Keine Sorge, ich schnapp mir das Drecksbiest!"

Red Snow [Monster Hunter Story]   /german ver.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt