Kapitel 1 - Übernachtung bei 'nem Fremden?

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''Hannah!'', riss mich Lena, meine beste Freundin, aus den Gedanken.

''Äh, ja?''

''Hast du fertig gepackt? Wir müssen jetzt endlich mal los.'', meckerte sie und wedelte dabei mit ihrer Jacke rum. Ich machte noch schnell den Koffer zu, schlüpfte in meine Schuhe und schmiss mir eine Jacke über. Wir luden unsere Koffer in das Taxi und ließen uns zum Bahnhof fahren. Endlich ging es los. Zwei Wochen Urlaub in Köln. Obwohl? Ob man das ganze Urlaub nennen konnte, wusste ich auch nicht so genau. Ich arbeitete bei Bekannten in einer populären Bar. Viel verdiente ich nicht, aber genug für mich. Zusammen mit meiner Freundin wohnte ich in einer kleinen Wohnung in einer Kleinstadt. Der Grund warum wir ausgerechnet nach Köln fahren? Party, Entspannung und es ist unsere Lieblingsstadt. Als wir damals noch zur Schule gingen, haben wir mal eine Klassenfahrt nach Köln gemacht. Wir beide haben uns immer weggeschlichen, Leute kennengelernt und teilweise die ganze Stadt erkundet. Ab da war uns dann klar: Hier fahren wir wieder hin!

Als wir endlich im Zug saßen, musste ich mir irgendwie die Sechs Stunden Fahrt vertreiben. Na super. Ich schaute einen Film auf meinem Laptop. Danach spielte ich mit meinem Handy und danach schaute ich wieder einen Film. Ungefähr so verlief die ganze Fahrt. Irgendwann aber, rollten wir endlich in den Kölner Hauptbahnhof ein. Mit Koffern fest in der Hand liefen wir von unserem Bahnsteig runter zum Taxi, dass in wenigen Minuten unser Hotel erreicht hatte. Lena und ich checkten ein, zogen uns um,  brezelten uns etwas auf und beschlossen zusammen feiern zu gehen. Immerhin hatten wir gerade etwa 22 Uhr und rumsitzen und Däumchen drehen ist bei uns nicht. Nie.

Angekommen bestellten wir uns gleich ein paar Drinks. Nach dem siebten oder achten Glas war Lena weg. In einer Ecke sah ich sie mit einem gut aussehenden Jungen rumknutschen. Nicht ungewöhnlich für sie, denn sie flirtet gerne und häufig. Auch wenn sie erst seit ein paar Tagen wieder Single ist, worüber ich sehr glücklich bin, muss man doch nicht seine beste Freundin stehen lassen, oder? Naja, ich kann es nicht nach vollziehen.


Auch ich war nach meinem neunten Glas nicht mehr bei Sinnen. Mir wurde schwindelig, müde und ich hatte Lena aus den Augen verloren. Langsam tastete ich mich an den dunklen Wänden nach draußen zum Ausgang. In einer kurzen Gasse setzte ich mich auf den Boden und vergrub mein Gesicht in meine Hände.

''Alles Gut bei dir?'', brummte eine tiefe Stimme. Vorsichtig hob ich den Kopf ein paar Zentimeter. Vor mir stand ein blonder, gutaussehender Junge. Ich habe ihn so um die 19, 20 geschätzt. Er trug eine schwarzes T-shirt mit einer auffälligen Goldkette mit einer Medusa darauf, wenn ich das richtig erkannt habe. Sein etwas schiefes Lächeln, ließ ihn symphatisch aussehen.

Langsam kippte ich meinen Kopf wieder nach unten. ''Alles in Ordnung.'', brummte ich und versuchte mir die Tränen zu verkneifen.

Er hockte sich vor mir und legte seine Hand auf meinem Knie ab. ''Und deswegen weinst du?'', fragte er ernsthaft besorgt.

''Nein. Ich weine, weil ich meine Freundin verloren hab, sie den Hotelzimmerschlüssel hat und mir gerade einfach alles zuviel wird.'', zischte ich ihm entgegen. Jetzt musste ich nochmehr weinen, nicht nur, weil mir alles zuviel wurde, nein, auch weil ich ihn so an gezickt habe und er sich jetzt bestimmt aus dem Staub machen würde. Dabei fühlte ich mich gerade sehr wohl in seiner Nähe.

''Brauchst du eine Unterkunft? Platz hab ich.'', bot er mir an.

''Ach quatsch. Ich will dir nicht zur Last fallen. Außerdem kenne ich dich nicht und...'', ich stoppte als er meine Hand nahm und mich hoch zog. Er lief ein paar Schritte vor und sagte dann: ''Willst du jetzt da stehen bleiben und erfrieren, oder mitkommen?'' Ich überlegte kurz. Mensch Hannah. Du kennst den Kerl nicht, lauf lieber zum Hotel und warte auf Lena. Ach scheiß drauf. Ich legte einen Gang zu um ihn einzuholen.  Er lächelte mich kurz an und lief dann weiter.

In seiner Wohnung angekommen, zeigte er mir sein Zimmer, das Wohnzimmer, Küche und Bad. Ich lieh mir T-shirt und Boxershorts von ihm und verschwand im Bad. Schnell knotete ich meine langen Haare zu einem Dutt und versuchte die schminke aus meinem Gesicht zu wischen.
Nachdem ich fertig war, tapste ich leise in das Zimmer von dem Typ bis mir auf einmal einfiel: ''Wie heißt du überhaupt?'' Erschrocken drehte der Junge sich um, antwortete dann aber: ''Taddl und du?''
Ich schmunzelte. ''Hannah'' und schon konnte ich es mir nicht mehr verkneifen. Ich fing ziemlich laut an zu lachen, währrend Taddl mich fragend anguckte. ''Entschuldige, aber Taddl. Ich hab den Namen noch nie gehört.'' Etwas peinlich berührt fing auch er an zu grinsen. ''Vielleicht liegt's daran, dass ich richtig Thaddeus heiße.''
Wieder lachte ich laut. ''Müsstest du dann nicht Tentakel haben und neben einer Ananas wohnen?'', scherzelte ich.
Er warf mir ein Kissen zu und lief in Richtung Tür. ''Wo willst du hin?'', fragte ich.
''Ins Wohnzimmer. Ich schlafe auf der Couch.'', sagte er, während er gähnte.

''Ach stell dich nicht so an. Ich beiße nicht.'', sagte ich und haute dabei mit meiner Hand auf das Bett. Es dauerte nicht lange und schon lag ich schön warm und eingekuschelt in seinem Arm.

Urlaub in Köln ( Taddl FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt