Kapitel 7 - das große Schweigen oder Nur redenden Menschen kann geholfen werden

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Killer POV


Es gab doch nichts Schöneres, als an einem Samstagvormittag, nachdem man eh schon wenig und vor allem schlecht geschlafen hatte, zu seinen Eltern zitiert zu werden. Ichfuhr gerade die Auffahrt zum Grundstück meiner Eltern hoch, als ich auch schon das Auto meiner Tante samt Anhang sah. Na super...die sind also auch da...aber das war ja eigentlich klar gewesen, dass die demnächst hier auftauchen, schließlich ist nächstes Wochenende die Feier zum 90. Geburtstag meiner Großmutter. Also parkte ich ein und ging dann, mit einem aufgesetzten Lächeln, zu der ach so geliebten Verwandtschaft. Mit einem Kuss auf die Wange begrüßte ich meine Mom. Sie lächelte mich liebevoll an und sagte: „Kira, mein Schatz, wie schön, dass Du heute Zeit für uns hast. Ich freue mich wirklich, dich zu sehen. Durch die Arbeit sehen wir uns viel zu selten. Und wenn du mal frei hast gehst du lieber mit Kid ....!". Zum Glück unterbrach mein Vater ihr Gequassel. „Claire, Liebling, nun hör doch mal auf darüber zu schimpfen. Der Junge ist 27 Jahre alt, da geht man nun mal lieber zu seinen Kumpels als am Wochenende zum Mittagessen bei den Eltern zu sitzen. Wir waren auch nicht anders.", lächelte er sie herzlich anund drückte mich kurz zur Begrüßung an sich. „Ja, mag sein, aber bei Kid lernt er auch keine Frauen kennen.", sagte sie verzweifelt. „Mag sein, aber bei uns auch nicht!", lachte mein Dad. Kurz nahm er sie beiseite um sie zu beruhigen.
Ich liebte meine Eltern wirklich sehr, aber manchmal trieben sie mich wirklich in den Wahnsinn. Mein Vater sah das alles ja nicht so eng, aber meine Mom lag mir des Öfteren mit dem Thema 'Frau & Kinder' in den Ohren. Sie war der Meinung, ich sollte doch so langsam mal sesshaftwerden.
Plötzlich ertönte ein schadenfrohes Lachen. „Na,Kira, haste etwa immer noch keine Frau gefunden? Vielleicht schwimmste ja doch am ander'n Ufer!", sprach meine Cousine, Caroline, mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen. Ich verabscheute diese blöde Ziege. Sie war zickig, verwöhnt und einfach nur unausstehlich. Naja, bei der Mutter war das kein Wunder. Die war nämlich genauso schlimm. „Ach,Prinzessin, nun ärgere ihn doch damit nicht. Für einen einfachen Mechaniker ist es eben nicht so einfach eine Frau zu finden. Jedenfalls nicht, wenn die Frau ordentlich was geboten bekommen will."
Man, wie mir die Beiden auf den Sack gingen. Hielten sich immer für wasBesseres. Hochnäsige Schlampen, mehr waren sie nicht. Vom Beruf Ehefrau bzw. Tochter.
Mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen sah ich sie an. „Ich weiß ja nicht, was ihr für ein Problem habt, aber ich bin mit meinem Job mehr als zufrieden. Danke für eure Sorge, aber das ist vollkommen unbegründet."
„Also,ihr Lieben, wollen wir uns dann an die Kaffeetafel setzen?", sprach Mom uns lächelnd an. Schweigend setzten wir uns an den Tisch. Entschuldigend lächelte mich Ma an und drückte mir mein Knie.
Die meiste Zeit sprachen wir über die Feier am Wochenende. Ich hielt mich weitestgehend raus und sah des Öfteren auf mein Handy, um zu sehen, ob Mel mir vielleicht geschrieben hatte. Fehlanzeige! „Kira, das ist unhöflich!", sagte Mom tadelnd und nahm mir doch tatsächlich mein Handy ab, um es neben sich auf den Tisch zu legen. Wie alt war ich denn? 6? Auf einmal legte mir Dad die Hand auf die Schulter und bat mich, mit ihm in die Garage zu gehen, da sein Wagen wohl Probleme machte. Also sah ich mir das Problem an und konnte es auch nach einiger Zeit beheben. Währenddessen sprach er mich auf die Handysache an. „Sag mal, warum schaust Du heute eigentlich ständig auf's Handy, Junge? Erwartest du einen wichtigen Anruf?" „Ja, nein, nicht direkt ein Anruf. Ich warte auf ein Lebenszeichen von ...einer Freundin." „Eine Freundin, so so.", grinste er. „Kenn ich diese 'Freundin' denn?" „Nein, Dad, die kennst du nicht. Sie ist die Arzthelferin von Law. Es ging ihr gestern nicht so gut und deshalb warte ich auf eine Rückmeldung." „Aha, na dann hoffe ich mal, dass das was wird mit euch!". „Hä?", war meine geistreiche Antwort.„Kira, ich bin weder blind noch blöd, mein Sohn. Und ich war auch mal in deinem Alter und unsterblich verliebt. Ich hab mich angestellt wie der letzte Mensch", lachte er. „Und wie ist es mit dieser Frau ausgegangen?" „Ich habe sie geheiratet und einen wundervollen Sohn bekommen!", zwinkerte er mir zu.
Daraufhin beließen wir es dabei und gingen zurück zu den Anderen. Dort erwartetemich schon eine fies grinsende Caroline, die mein Handy in den Händen hielt. „Was zum Teufel hast Du an meinem Handy verloren?",sprach ich sie zornig an und nahm ihr das Gerät aus den Händen. „Naja, es hat geklingelt, also bin ichrangegangen. Hätte ja wichtig sein können." „Wer war dran?" „Keine Ahnung, sie hat sich mir nicht vorgestellt. Es war irgendeine Olle, die mit 'Killer'sprechen wollte. Als ich meinte, der sei nicht zu sprechen, legte die einfach auf."
Schnell sah ich im Verlauf nach, wer mich angerufen hatte und sah, dass es tatsächlich Mel war. Sie hatte also mit meiner Cousine gesprochen? Irgendwie bekam ich bei dem Gedanken kein gutes Gefühl. Ich versuchte, Mel zurück zu rufen, jedoch drückte sie den Anruf einfach weg. 'Gut, vielleicht ist sie auf die falsche Taste gekommen', dachte ich und probierte es gleich nochmal. Doch auch dieses Mal drückte sie mich weg. Also schrieb ich ihr einfach eine SMS und sagte ihr, dass wenn sie Zeit hätte, sie mich ja anrufen könne.
Als ich dann abends nach Hause fuhr, war immer noch keine Nachricht oder ein Anruf eingegangen. So langsam machte ich mir schon Sorgen. Aber vielleicht ginges ihr auch nicht sonderlich gut und sie schlief.
Auch am Sonntag kam keine Nachricht. Nicht das kleinste Lebenszeichen kam von ihr. Aber um sie nicht zu bedrängen, ließ ich sie einfach in Ruhe.
Am Montag erfuhr ich dann von Law, dass Menolly sich bei ihmkrankgemeldethatte. Aber was genau sie hatte, wusste auch er nicht. Also schrieb ich ihr am Abend noch eine Nachricht, doch auch da wartete ich vergebens auf eine Antwort. Die nächsten zwei Tage hörte Niemand was von ihr, sodass Law sich am Mittwoch einHerz fasste und ihr schrieb. Komischerweise antwortete sie ihm. Die Nachricht bestand zwar aus einem knappen 'es ist alles ok, mach dir keine Sorgen', aber immerhin war es eine Antwort. Also versuchte auch ich nochmal mein Glück. Doch bekam ich einfach keine Antworten von ihr. Nur eisiges Schweigen. Also rief ich bei Kid an, um mich bei ihm auszukotzen. Am Ende unseres Telefonats sagte er mir, ich solle mir den nächsten Tag frei nehmen und mal bei ihr nach dem Rechten sehen.
Also tat ich das am Donnerstagvormittag auch.


Ich hatte Glück. Als ich vor dem Haus stand, war die Haustür offen, sodass ich gleich zu ihrhochkonnte. Gefühlte 3 Stunden stand ich dann vor ihrer Wohnungstür und klingelte, aber geöffnet wurde mir nicht. Von ihrer Nachbarin wusste ich aber, dass sie definitiv zu Hause sein musste. Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter und überrascht drehte ich mich um. Dort stand ein Mann in Polizeiuniform, mir äußerlich nicht ganz unähnlich (blond, muskulös, usw.), und sah mich grinsend an. „Hey,kann ich dir behilflich sein?", fragte er freundlich. „Weiß nicht.", antwortete ich abwehrend. „Ich wollte zu Menolly, aber sie scheint nicht dazu sein". „Na sowas, aber sie hat mich doch erst vor einer halben Stunde angerufen und fragte, ob ich in derMittagspause zu ihr kommen würde." Er zückte sein Handy und wählte ihre Nummer. Nach kurzen Wählzeichen ging sie auch schon dran. „Hallo? Rafe? Was gibt's? Bist Du gleich da?" „Genau genommen steh ich vor deiner Tür...!" „Ok, warte, ich mach dir gleich dieTür auf", sagte sie und legte auf. Schulterzuckend sah er mich an. Plötzlich wurde ihre Wohnungstür geöffnet und sie sah den Kerl mit strahlendem Blick an. Als sie jedoch realisierte, dass ich neben ihm stand, verdunkelte sich ihr Blick sogleich und mit kalter Stimme fragte sie: „Was willst Du denn hier, Killer? Du weißt wohl auch nicht, was das Wort „unerwünscht" bedeutet, oder? Meinst Du nicht, dass es einen Grund hat, warum ich nicht auf deine Nachrichten antworte?" Gerade als ich antworten wollte, gingder Typ dazwischen. „Hey, hey, zieh die Krallen ein, Kätzchen!" „Misch dich nicht ein,Rafael!", fauchte sie ihn an. „Menolly, meinst du nicht, dass er ein Recht darauf hat, zu erfahren, weshalb du ihn ignorierst? Komm, lass unsreingehenund vernünftig darüber reden. Du meintest doch, du magst ihn! Weshalb zickst du ihn denn jetzt aufeinmalan? Was ist denn zwischen euch vorgefallen?" „Das wüsste ich auch gern! Mel, was hab ich denn bitte getan, um so eine Reaktion zu verdienen?", fragte ich verwirrt.


Once more...with feelingWhere stories live. Discover now