Kapitel 5 - was Frauen wollen

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Heute war ein absolut beschissener Tag! Ich war noch nicht mal richtig wach, da rief mich auch schon Law an. Es gäbe irgendeinen Notfall, bei dem er mich unbedingt bräuchte, meinte er. Dass es sich bei dem 'Notfall' um den kleinen Adrien handelte, erfuhr ich erst, als ich, völlig außer Atem, im Krankenhaus ankam. Als ich dann im dritten Stock aus dem Fahrstuhl stieg, kam mir Peng auch schon entgegen gerannt und versuchte mir, wild gestikulierend, mitzuteilen, dass Law schon mit Adrien im OP-Saal sei und ich so schnell wie möglich hinterherkommen sollte. Also machte ich mich in Rekordzeit für den OP fertig und stürmte dann in den Saal um Law zu helfen.

Fünf Stunden später kamen Law und ich vollkommen erschöpft, und in meinem Fall total verzweifelt, aus dem OP. Wir konnten den kleinen Kerl nicht retten. Selbst nach all den Versuchen ihn zu reanimieren, konnten wir sein kleines Herz nicht wieder zum schlagen bringen. Ich war komplett am Ende. Tränen liefen unaufhörlich meine Wangen hinab. Mir kam es vor, als wäre ich in Watte gepackt. Nur schwer drangen Law's Worte zu mir durch. „Mel, hör auf zu weinen. Wir haben alles Menschenmögliche getan, um Adrien zu retten, aber du weißt selbst, dass sein Herz einfach zu schwach war und der Belastung nicht mehr standhalten konnte. Du musst dich zusammen reißen und weiter machen. Wir müssen mit Mrs. Taylor reden!". Ich...WAS!? Ich sollte mit ihm zusammen mit Maris reden? Ihr mitteilen, dass wir ihren geliebten Sohn nicht retten konnten? Das...NEIN! Das konnte Law unmöglich von mir verlangen! Ich wusste ja, dass das ebenfalls zu meinem Job gehörte, aber ich konnte dieser Frau jetzt einfach nicht unter die Augen treten. Verzweifelt sah ich Law an. „Law, ich kann das einfach nicht. Ich komme ja selbst nicht damit klar und dann willst du ernsthaft, dass ich mit Maris darüber rede!? Es tut mir leid, aber ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen. Ich bin völlig am Ende mit meinen Nerven!". Traurig lächelte Law mich an. „Ist gut, Kleine, ich versteh schon. Bei meinem ersten Patienten, den ich nicht retten konnte, ging es mir genauso schlecht. Am besten wäre, wenn Du nach Hause gehst und versuchst, dich zu beruhigen. Ich entschuldige dich für den Rest des Tages und am Wochenende hast du ja eh frei. Ruh dich aus. Wenn etwas ist, melde dich bei mir!". Dankbar lächelte ich ihn an und nickte. „Danke, Law. Ich weiß das wirklich zu schätzen. Wir sehen uns dann Montag." Zum Abschied gab ich ihm noch einen Kuss auf die Wange und ging dann ins Büro um meine Sachen zu holen.

Völlig am Boden zerstört ging ich also nach Hause. Mein Kopf war gesenkt und der Blick war von den ganzen Tränen verschwommen, sodass ich kaum sah, wo ich eigentlich lang lief. Als ich dann auch noch gegen jemanden lief und ins Taumeln geriet, bereitete ich mich innerlich schon auf den Schmerz des Aufpralls vor. Doch dieser blieb aus. Verblüfft sah ich nach oben. Und was bzw. wen ich da sah, verschlug mir den Atem. Vor mir stand Killer, eine Hand an meinen Oberarm gekrallt um mir irgendwie Halt zu geben und sah mich mit großen Augen an. „Menolly! Ist alles in Ordnung? Müsstest Du jetzt nicht eigentlich auf Arbeit sein?, fragte er verwundert. Ich sah ihn einfach nur an, konnte nicht sprechen, war vollkommen versunken in meinen Schuldgefühlen. „Menolly? Hey, Kleines, hörst Du mich? MENOLLY!!!". Seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter und er schüttelte mich leicht, versuchte meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Nach und nach drangen seine Worte, seine Stimme, zu mir durch. Ich sah ihm in die Augen, fing an zu schluchzen und versuchte ihm, händeringend, irgendwie zu erklären, was mit mir los war. Doch ich schaffte es einfach nicht, das alles in Worte zu fassen. „Okay, pass auf, Kleines. Ich nehm dich jetzt mit zu mir und dann versuchst Du ganz in Ruhe zu erklären, was los ist, in Ordnung!?".
Behutsam strich er mir über die Oberarme, wartete mein Kopfnicken ab und nahm mich dann an die Hand und führte mich zu sich nach Hause. Ich nahm das alles kaum wahr, war wie in Watte gepackt. Unterbewusst merkte ich, wie wir einige Zeit später die Stufen zu seiner Wohnung hinauf gingen. Wie in Trance ging ich durch die Wohnungstür, zog mir meine Schuhe aus und folgte ihm ins Wohnzimmer. Vorsichtig dirigierte er mich zu seiner Couch, lies mich langsam darauf sinken.
„Mel, möchtest Du etwas trinken? Oder vielleicht etwas zu essen?", sprach er mich zaghaft an. Ich schüttelte verneinend den Kopf, sah ihn einfach nur mit großen Augen an. Plötzlich fing ich wieder an zu schluchzen, die Tränen liefen in Sturzbächen meine Wangen herunter. Killer nahm mich zärtlich in den Arm, drückte mich behutsam an sich und strich beruhigend über meinen Rücken. Mit einem Mal brach der Damm und ich erzählte ihm, was in der Klinik vorgefallen war. Nachdem ich mir alles von der Seele geredet hatte, hob er vorsichtig mit einem Finger mein Kinn an und sah mir mit seinen strahlend blauen Augen in meine Tränen verschleierten, grünen Seelenspiegel. „Kleines, das war doch nicht eure Schuld. Rede Dir das bitte nicht ein. Ihr habt getan, was ihr konntet. Niemand hat Schuld daran.", flüsterte er mir immer wieder zaghaft zu. Es tat gut, diese Worte aus seinem Mund zu hören. Seine sanfte Stimme beruhigte mich zusehends. Seine Nähe gab mir ein wohliges, warmes Gefühl.
Einem plötzlichen Impuls folgend, beugte ich mich zu ihm, schloss meine Augen und versiegelte unsere Lippen miteinander. Sein Körper durchfuhr ein leichter Ruck, überrascht verspannte er sich. Ich jedoch fühlte mich mit einem Mal pudelwohl.
Kurz darauf drückte er mich jedoch sanft von sich und sah mir zweifelnd in die Augen. „Mel, bist Du dir wirklich sicher, dass Du das möchtest? Ich möchte deinen momentanen Zustand nicht ausnutzen...!". Lächelnd sah ich ihn an und nickte. Dann wurde mein Blick wieder trauriger. „Killer, bitte! Ich brauche dich gerade so sehr. Kannst Du mich nicht einfach in den Arm nehmen und später über irgendwelche Konsequenzen nachdenken!?"
Schmunzelnd zog er mich daraufhin auf seinen Schoß, umschlang mich mit einem seiner muskulösen Arme und legte die andere Hand sanft an meine Wange, um mich dann wieder zärtlich zu küssen. Sanft bewegten sich unsere Lippen gegeneinander. Ich schlang meine Arme um seinen starken Nacken und drückte mich noch enger an ihn. Ich ließ mich komplett fallen, entspannte mich immer mehr, während Killer einfach nur für mich da war, mir Nähe gab und mich auffing.

Ich wusste nicht, wie lange wir so dasaßen, jedoch merkte ich schon bald, wie mir immer wärmer wurde und ich immer mehr seine Nähe suchte, mich noch enger an ihn schmiegte. Dabei konnte ich genau spüren, dass auch ihn das alles ganz und gar nicht kalt ließ, obwohl es tatsächlich keine leidenschaftlichen Zungenküsse, sondern einfach nur kleine, zarte Küsse waren die wir austauschten.
Sanft löste er sich dann von mir, sah mich entschuldigend an und grinste dann verschmitzt, als er sah, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. „Geht es dir jetzt etwas besser?", fragt er lachend und hob mich dabei vorsichtig von seinem Schoß. Lächelnd sah ich ihn an und nickte. „Ja, mir geht es besser, danke!". Dann umarmte ich ihn liebevoll und flüsterte ihm sanft ins Ohr: „Danke! Danke, dass Du für mich da bist! Du ahnst gar nicht, wie viel mir das bedeutet!".
Dann löste ich mich von ihm und stand auf. „Ich sollte jetzt gehen. Ich denke ich habe mich soweit beruhigt, dass man mich durchaus alleine lassen kann.", entgegnete ich lächelnd.
„Bist Du dir sicher?", fragte er vorsichtig. "Es macht mir nichts aus, wenn Du noch länger hier bleiben möchtest!", fügte er lächeln hinzu.
„Ja, ich bin mir sicher, danke!". Seine Fürsorge rührte mich wirklich sehr, jedoch brauchte ich jetzt etwas Zeit für mich, um mit diesem Gefühlssturm in mir klarzukommen. Also zog ich mir meine Schuhe und die Jacke an, verabschiedete mich, mit einem Kuss auf seine Wange, von ihm und ging nach Hause.




Once more...with feelingWhere stories live. Discover now