Die Woche vergeht schnell. Joe, ein Freund, und Drummer, von Richard aus den USA ist Mitte der Woche zu Besuch gekommen, um die Drums einiger Tracks einzuspielen. Fancy und Paul hängen viel bei einander. Und was Richard und Kim angeht, ja da ist es etwas abgekühlt, da er wieder viel zu tun hat, mit der Arbeit und der Band. Auch weil er spontan einen neuen Song noch fertigstellen will. Den, wozu er die Riffs am Sonntag zuvor aufgenommen hat. Doch viel mehr hat er nicht erzählt. Auch Kim ist ja nun wieder voll eingespannt auf der Arbeit, da ihr Knie sich wieder vollständig erholt hat. In ihrer Freizeit spielt sie wieder viel auf seiner Akustikgitarre, die er, neben einer E-Gitarre, noch zu Hause stehen hat.
Es ist Freitagabend und Scholle, Paul und Joe sind, nach getaner Arbeit, in der Bar zu Besuch. Es ist ein lustiger Abend und der Drummer und Kim verstehen sich sehr gut. Er kommt aus Amerika und sie auch, da passt die Chemie halt. Er spricht hauptsächlich englisch, doch versteht er auch deutsch. Er ist relativ groß und schlank. Die meiste Zeit trägt er ein Cap, wo aber auch einige seiner schwarzen Haare hervorgucken. Tätowiert ist er auch. An manchen stellen bis zum Hals hinauf. Die Männer unterhalten sich viel und wenn es die Zeit mal zulässt, klinken sich Fancy und Kim mit ein. Mal wieder geht ein Bier nach dem anderen weg. Logisch, haben sie die Fahrer schon auserkoren. Die Frauen sind die Glücklichen, worüber sie sich natürlich sehr freuen, was auf jeden Fall ironisch gemeint ist.
Es ist kurz nach 0:00 Uhr und die Bar nicht mehr wirklich voll, weswegen Martha, Franziska und die schwarzhaarige nach Hause schickt. Das kommt den Mädels ganz recht, denn noch sind die Männer nur etwas angeduselt.
Sie ziehen sich ihre dünnen Jacken über und gehen zur anderen Seite von dem Tresen. Wartend stellen sie sich zu den Musikern.
„Was'n nu los?", fragt Paul irritiert, hat keiner von ihnen das Gespräch mit der Tresenmutti mitbekommen.
„Wir haben Feierabend, Großer.", klärt sie ihn auf und verpasst ihm erstmal einen ordentlichen, innigen Kuss.
„You're want to drive Home?", möchte Joe wissen und guckt dabei auch fragend.
„Öhm yes... why not?", antwortet Kim ihm Schulter zuckend.
„But it's so funny right now.", schmollt der Amerikaner. Verstehen tun die Frauen seine Aufregung ja, aber sie würden jetzt hier weiterhin bei Wasser und Cola sitzen müssen, während die Männer ein Bier nach dem anderen trinken würden. Da könnten sie auch weiter im Einsatz bleiben.
„Aber Joey, wir können kein Bier mittrinken, da wir euch chauffieren müssen.", klärt Fancy sie ihn auf und klimpert schon ungeduldig mit dem Schlüssel ihres kleinen, azurblauen Twingo.
„Wir können auch zu mir... Ähm uns, meinte ich.", schlägt Richard vor und guckt, nach seiner Korrektur, entschuldigend zu Kim.
„Nichts für ungut, Reesh.", beruhigt sie ihn und legt ihre Hand auf seine Rechte Schulter. Auch wenn sie schon gut zwei Wochen bei ihm haust, ist es für ihn immer noch ungewohnt.
„Reesh, wie niedlich.", kichert Paul, hat sie ihn bisher immer nur so genannt, wenn sie alleine sind. Fancy schaut etwas dumm drein.
„Reesh? Wieso Reesh?", versteht sie nicht ganz, wie ihre Kollegin auf so einen Spitznamen kommt bei ihm. Zumal er doch schon einen hat. Kennt sie nach all der Zeit seinen richtigen Namen nicht. Noch nicht. Die schwarzhaarige winkt die Frage nur ab, wird sie seinen Namen ja schon bald erfahren.
„Haste denn überhaupt was da?", will sein Kumpel wissen. Nicht das sie dort auf den trockenen sitzen.
„Nicht viel, aber wir können was beim Späti holen.", wirft Kim ein, die das Inventar der Küche mittlerweile schon besser kennt, als der Hausherr selber.
„Dit is' ne jute Idee.", „Alright. Let's go!", springt Joe vom Hocker auf und zückt seine Geldbörse, um zu bezahlen. Die anderen tun es ihm gleich und dann geht es auch schon los.
An einem Spätkauf halten alle und kaufen ordentlich ein. Eine Kiste Bier und noch ein paar andere alkoholische Getränke. Als alles im Twingo verstaut ist, da der Kofferraum des Roadsters ja mehr als klein ist, fahren sie weiter zu Kim und Richard. Paul und Joe tragen die Kiste und die Frauen die anderen Getränke. Scholle vorweg, um aufzuschließen. Beim Betreten muss Franziska natürlich auf das Klingelschild gucken. Das natürlich so unauffällig wie nur möglich. Sie hat ja mit jedem Namen gerechnet, aber nicht mit diesem. Mitten im Wohnzimmer stehend, stellen die Männer die Kiste hin und die schwarzhaarige geht mit der Whisky- und Tequilaflasche in Richtung Küche. Fancy hingegen bleibt mitten im Weg stehen.
„Richard.", spricht sie nur verwundert aus und der schwarzhaarige dreht sich zu ihr um. „Dein Name ist Richard?", fragt sie weiter, während ihr Freund und der Amerikaner abwechselnd fragend zu den beiden gucken.
„Ja, das ist mein Name.", lacht dieser leicht. Auch Kim steht dort noch. Das Schauspiel möchte sie einfach nicht verpassen.
„Jetz' sach nich', dass de das nit wusstest?", entfährt dem Berliner fassungslos.
„Nee, ich wusste das wirklich nicht... er...", „Ich hab mich damals nicht richtig vorgestellt. Wir sind einfach bei ‚Scholle' geblieben.", unterbricht er sie und erklärt es seinem Kumpel selbst. Dann geht er wortlos auf sie zu und reicht ihr seine Hand. Auch sie gibt ihm ihre Hand, guckt dabei doch etwas perplex.
„Mein Name ist Richard Zven Kruspe, liebe Fancy.", stellt er sich, ihr gegenüber, dass erste mal richtig vor. Es ist nur fair. Ist sie ja nun jetzt die Freundin seines Kumpels und jeder andere in der Wohnung kennt seinen eigentlichen Namen. Sie lassen einander los. Sie dreht sich zu ihrer Arbeitskollegin um und läuft schnurr stracks auf sie zu, nimmt sie an den Arm und zerrt sie in die Küche.
„Kimmy, Tequila trinken! Jetzt!", befielt sie ihr dabei und das Trinkopfer seufzt dabei laut und verdreht die Augen. Schon wieder Tequila pur. Ob sie die heutige Nacht heile überlebt, glaubt sie kaum. Während die Frau verzweifelt mit in die Küche verschwindet, müssen die Männer wieder laut lachen. Dann rücken Joe und Richard den Ledersessel von der einen Ecke, ins Wohnzimmer rüber, damit auch alle gemütlich Platz finden können. Paul hingegen pflanzt sich schon mal auf den anderen, der rechts von der Couch steht. Doch so ganz untätig ist er nicht, stehen schon für jeden jeweils eine Flasche Bier auf dem Tisch bereit. Der Drummer nimmt auf dem, bereit gestellten, Sessel platz und der Hausherr auf dem Sofa. Die Mädels kommen, nach einem Shot Tequila, auch wieder zurück. Fancy mit einem Whisky und Kim mit einem Tequila Sunrise in der Hand, welcher mit einem Neonleuchtenden Strohhalm geschmückt ist. Kimmy nimmt direkt neben ihren Mitbewohner platzt, denkt sie, dass sich ihre Kollegin neben sie gesellt. Platz genug wäre vorhanden. Doch diese läuft an ihnen vorbei und setzt sich bei Paul auf den Schoß. Das frische Paar gibt ein tolles Bild ab, was die schwarzhaarige zum Lächeln bringt. Obwohl rechts neben ihr jetzt alles frei ist, weicht sie Scholle nicht von der Seite.
„Are you serious?", erklingt es verspottend von Joe, der fraglich auf den Neonstick blickt. Die Besitzerin des Longdrinks guckt zu ihm, dann zu ihrem Glas und dann wieder zu ihm.
„What?! I like that! It looks amazing!", verteidigt sie sich lachend, worauf dann alle mit einstimmen. Der Abend, beziehungsweise die Nacht verspricht lustig zu werden. Sie reden und fragen sich gegenseitig aus. Der Alkoholpegel lässt die Hemmschwelle dazu noch sinken, da einige Tequilashots geleert wurden.
„Ok, euer erstes Mal?", wirft Fancy die Frage in den Raum. Als erstes antwortet Joe.
„I was 16 years old. It was good.".
„Meins war schön.", gibt Paul lapidar als Antwort, worauf er einen leichten Box von seiner Freundin bekommt und dementsprechend lachen muss.
„Ja was?! Na jetz' sach du mal was.", fordert er sie auf.
„Ok, ok. Ich war 18.", „No way!", ist der Drummer verblüfft, hat er das nicht erwartet.
„Doch, ich war 18.", bestätigt sie ihre Aussage lachend.
„But you are such a beautiful girl.", kann er es immer noch nicht glauben.
„Aber der Richtige war halt vorher nicht dabei.", verrät sie ihm und bekommt ein nickendes, respektvolles Grinsen als Reaktion. Sie hat sich halt für den Richtigen aufgespart, so wie es auch sein sollte.
„Und Sie, Señor Kruspe?", will dann auch Kim wissen und guckt neugierig drein.
„Ich war 13 1/2.", sagt er so plump, als ob es ganz normal sei, in diesem Alter sein erstes Mal zu verrichten. Die Männer verblüfft es nicht. Die wissen das von ihm schon, doch die Frauen nicht. In der Zeit, in der seine Sitznachbarin ihn wortlos und schockierend anguckt, verschluckt Franziska sich fast an ihrem Bier, welches sie mittlerweile trinkt.
„Du verarscht uns?!", hustet die Brünette leicht und bekommt deswegen leichte Klappser von dem Berliner auf den Rücken.
„Nein, tu ich nicht.", amüsiert Scholle die Reaktion der Frauen.
„Kann das sein das du ein ganz schlimmer Finger bist?", vermutet Kim und guckt ihn prüfend an. Schlimmer Finger. Den Ausdruck hat sie schon ewig nicht mehr benutzt, doch was anderes fällt ihr in diesem Moment dazu nicht ein. Innerlich haut sie sich ihre flache an ihre Stirn.
„Manchmal.", grinst der Mann neben ihr sie kess an und nimmt einen Schluck aus der Flasche. Er ist nicht ohne, dass weiß sie ja schon. Normalerweise schreckt sie sowas auch eher ab, als das es sie weiter neugierig macht, aber bei ihm ist es komischerweise komplett andersrum. Warum das so ist, kann sie sich selbst nicht erklären.
„Jetzt würde mich mal interessieren wann es bei dir soweit war.", guckt er sie neugierig an.
„Ich war 17 Jahre. War ganz schön romantisch.", gibt sie Preis und an dem Gedanken daran muss sie etwas lachen. Hat ihr damaliger Freund wirklich auf die Kacke gehauen.
„Eine kleine Romantikerin also.", grinst Paul, bekommt aber ein wortloses Kopfschütteln, da sie gerade etwas von ihrem Bier trinkt.
„Nein, nein, bin ich eigentlich nicht so. Ein bisschen ist ok, aber er hat sich echt nicht Lumpen lassen.", „Der wollte dich nur ins Bett kriegen, meine Liebe.", grient Scholle und gibt ihr einen leichten Klaps auf ihre linke Schulter.
„Ja das weiß ich jetzt auch. Trotzdem war es schön.", lacht sie nur und fühlt sich mit seiner Aussage keineswegs angegriffen, hat er damit einfach recht. Doch bis heute empfindet sie ihr erstes Mal als schönes Erlebnis, dass kann ihr auch kein Kruspe madig reden. Auch Paul muss plötzlich lachen.
„Frach ma' den Richard nach seenen ersten Kuss. Unser Herr is nämlich een richtiger Romantiker.", scherzt er und erinnert sich an die Story die nun folgt. Gespannt gucken sie alle den schwarzhaarigen mit der stacheligen Frisur an.
„Ach das.", lacht er auf, an den Gedanken daran. „Naja, das war auf einer Weide, zwischen Kühen.", offenbart er und hat die Lacher aller auf seiner Seite.
„Dude, this is really really romantic. First kiss between cows.", bekommt sich Joe fast nicht mehr ein.
„War's denn wenigstens schön?", will Fancy wissen und schnappt dabei nach Luft.
„Martina, so hieß sie, wollte nicht. Ich hab sie trotzdem geküsst.", verrät er dann selbstbewusst und wieder grölen alle.
„Ick sach's ja, totaler Romantiker unser Scholle.", wischt sich der Berliner die Tränen, die ihm vor lachen gekommen sind, aus dem Gesicht.
„Ey, ich war in der ersten Klasse. Glaubt mir, heute habe ich das besser drauf.", erklärt er und zwinkert ausgerechnet Kim zu, die ihren Blick nicht von ihm löst. Normalerweise würde sie total erröten, doch der Alkohol hält dies zurück. Ganz im Gegenteil, sie bleibt ziemlich cool dabei.
„Junge, junge, du hast auch nichts anbrennen lassen.", äußert sie im stumpfen Ton und in dem passenden Gesichtsausdruck dabei.
„Selten.", lacht ihr Sitznachbar und schämt sich dabei auch keine Sekunde. Warum sollte er auch. Er muss niemanden Rechenschaft ablegen und wenn jemand mit seinem Lebensstil nicht klarkommt, dann soll er es lassen.
Nachdem alle sich beruhigt haben, beugt sich die Brünette nach vorne, um noch eine Runde Tequila einzuschütten. Es wurde mal wieder Zeit, wie sie findet. Dabei dreht sie sich kurz zu ihrem Freund um.
„Du auch, Großer?", fragt sie ihn und hält dabei die Flasche direkt über sein Pinchen. Er nickt grinsend und sie schenkt ein. Alle, bis auf Paul der sein Glas gereicht bekommt, beugen sich zum Tisch und nehmen die Kurzen. Mit einem Schluck sind die Gläser leer und alle lehnen sich wieder gemütlich zurück. Plötzlich legt Richard Kim seinen Arm um die Schulter und rückt sie näher an sich heran, sodass sie sich bei ihm anlehnen kann, was sie dann auch tut. Die zwei sehen nun nicht mehr nach einfachen Mitbewohnern aus. Doch bevor jemand überhaupt etwas dazu sagen kann, ergreift Kimmy das Wort, da ihr schon die ganze Zeit eine Frage unter den Fingernägeln brennt.
„Sag mal, warum eigentlich ‚Großer'? Nichts für ungut, aber wir wissen alle, dass Paul nicht hoch gewachsen ist.". Als Reaktion auf ihre Frage, guckt Paul an sich herab und guckt auf seinen Schritt. Anschließend breit grinsend zu der Fragestellerin und zwinkert.
„Oooh bitte!", kneift die schwarzhaarige ihre Augen zusammen, lacht auf und winkt ab. Auch für die anderen im Raum ist es ein guter Brüller.
„Glaubst mir nich', wa?", feixt Paul weiter und guckt dann zu seiner Freundin, die immer noch auf seinen Schoß sitz. „Die globt mir nich'.", sagt er empört. Daraufhin lehnt sie ihren Kopf an seinen und streicht ihn, schon fast tröstend, über seine Haare.
„Alles gut, Honey. Davon mal ab kommt es nicht auf die Größe an, sondern auf den Umgang damit und du kannst damit ziemlich gut umgehen.", quasselt sie einfach vor sich hin.
„Too much information. Please stop.", kneift dann auch Joe seine Augen zusammen und so wie es aussieht, stellt er sich so manche Stellungen gerade vor.
„Nee jetz' mal in ernst. Sie nannte mich an dem Abend immer scherzhaft ‚Großer', naja weil ick nich' jerade groß bin. Dit is' dann irjendwie dabei jeblieben.", klärt er dann doch noch die Barkeeperin auf.
![](https://img.wattpad.com/cover/172348288-288-k993315.jpg)
DU LIEST GERADE
Tiefe Wasser sind nicht still
Fiksi PenggemarJeder steht auf Scholle und nein, wir reden hier nicht von Meerestierliebhaber und auch handelt es sich nicht um den Fisch. Nein, es handelt sich um Frauen und um einen Mann. Nie hat Kim, die neu in der Bar arbeitet, nachgefragt, was so toll an dies...