Die Wache

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Sie zogen los. Er vorne weg, zu seiner Rechten Ned, allerzeit angriffsbereit, zu seiner Linken wuselte Bobby, welcher in Unterlagen blätterte und Kate hinter ihnen neben Clark Vans. Godwins Mine war wie immer starr und kalt, doch sie musterte ab und zu Clark verächtlich und abschätzend aus dem Augenwinkel. Sie ließ sich davon nicht beirren. Ihr Blick war aufmerksam und wachsam, ihre Hand auf dem Degenknauf und man sah ihr an, wie sie alle Sinne geöffnet hatte und auch nur auf das kleinste Anzeichen von etwas Übernatürlichem lauerte. In einer Seitengasse hielt Kipps an. "Wir bauen hier einen Schutzkreis auf." Sofort griffen seine Angestellten nach einer der Ketten und begannen sie auszulegen. Er wandte sich mit einem Zähnefletschen Clark zu. "Wir haben nicht genug Ketten für einen zweiten Bannkreis, da wir noch weiter an anderen Orten aufbauen müssen. Und in diesen passen maximal vier!" wie würde sie darauf jetzt reagieren?

Wie immer: ganz trocken. Sie griff ohne ein Kommentar an ihren Gürtel, nahm eine Dose ab, welche recht schmal war (hatte ungefähr die Form und Größe einer Buntstiftdose) und öffnete sie. Dann drehte sie sich im Kreis und kippte die Dose aus. Eine Eisenkette rasselte raus und legte sich als Kreis zu Boden. Dann ließ sie die Dose fallen, welche wie der Deckel mit der Kette verbunden war, und sie schnippte (offenbar mit einem Magnetverschluss) mit dem Deckel zusammen, wodurch der Kreis geschlossen wurde. Das ging so schnell, dass sie ihren Kreis schneller gelegt hatte, als der von Ned, Kate und Bobby.

Sie schaute ihn kurz stumm an, wie er etwas verblüfft dar stand und begann dann wieder stumm die Umgebung zu beobachten. Ihr Blick lag scharf in der Luft. So scharf, dass man ihn fast spüren konnte. Plötzlich leuchtete etwas unter ihrem linken Ärmel hervor. Sie schob ihn hoch. Dort, neben ihrem Handgelenk, am unteren Teil des Unterarmes, war ein kleiner Bildschirm angebracht. Wie ein Navi zeigte es die Straßen der Umgebung. Und dort leuchtete nun ein Punkt auf. Sie drückte kurz auf ein paar Knöpfen herum, wählte den Punkt an und ein kleines Fenster öffnete sich. Sie las sich den Text darin durch. Nickte leicht in Gedanken und schaltete den Bildschirm wieder aus. Kipps setzte sofort wieder an sie zu kritisieren: "Lassen sie sich nicht von etwas ablenken!"

"Das war nur die Information, dass sich zwei Staßen weiter ein Wiedergänger auf den Weg in unsere Richtung gemacht hat. Ortung der Quelle war noch nicht möglich und ihre Kollegen, Team 3, waren zu unfähig die Stellung zu halten und haben es nicht richtig abgesichert. Scheint eine recht unschöne Erscheinung zu sein, denn sie haben die Flucht ergriffen. Abbiter ist dran geblieben und hat mir soeben gemeldet, das der Geist in unsere Richtung kommt." Warum hatten diese Sensiblen, diese Nichtskönner, solche Technik? Vermutlich, weil sie sonst nichts hin bekommen würden. Sie nahm Haltung ein und die Hand lag auf ihrem Degenknauf. Ihr Blick richtete sich zum linken Ecke der Gasse.

"Er kommt!", kündigte sie an. Er spürte noch nichts. Doch plötzlich, als hätte man einen Regler runter gedreht, wurde es kälter. "Temperaturfall von zwei, nein, drei, nun vier Grad!", verkündete Bobby eifrig. "Sechs!", korrigierte ihn Clark. Es verfinsterte sich die Gasse weiter als die Nacht. Ein unangenehmes Gefühl von Unbehagen und Bedrohung drang zu ihnen hervor. Kriechendes Grauen. Dann erschien der erste Geisternebel. Wie grünliche Finger griff er um die Ecke der Hauswand und floss an dieser herunter. Die ersten Schübe verwandelten sich in einen unaufhaltsamen Strohm, der auf sie zufloss. Diesem folgte ein Leuchten. Ein Schein schob sich langsam um die Ecke und in dessen Mitte bewegte sich eine kleine Gestalt.

KoKa MoonyWhere stories live. Discover now