Der nächste Abend

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Einige Zeit später stand er wieder vor seiner Haustür und kramte nach seinem Haustürschlüssel. An seinem linken Arm hingen zwei weiße Plastiktüten voll mit frischen Lebensmitteln, ein paar Zahnbürsten und einer Zahnpaster. Und einer neuen Rasierklinge. Er hatte heute Morgen bemerkt, dass seine alte zu stumpf geworden war. Aus diesem Grund zierten ein paar rötliche Bartstoppeln sein Kinn, wodurch er etwas ungepflegt wirkte, obwohl alles andere an ihm wie immer schnieke war.

Er fand den Schlüssel, schloss auf und betrat die Wohnung. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, stellte er die Tüten auf den Esstisch und begann einzuräumen. Bis auf ein, zwei Tomaten hatten alle Lebensmittel den Transport heile überlebt.

Danach konnte er sich schon fast wieder auf den nächsten Einsatz vorbereiten denn es war bereits 15 Uhr und ab 16 Uhr wurde es langsam dunkel. Der Winter war einfach die härteste Zeit für die Agenten. Dort hatten sie einfach am meisten zu tun, da die Nächte länger und die Tage dunkler wurden, sodass es fast zu jeder Zeit zu Erscheinungen kommen konnte. Sie mussten immer einsatzbereit sein.

Mit einem Seuftzen erhob er sich aus dem Sessel in welchen er sich soeben gesetzt hatte und machte sich startbereit. Er ging ins Bad, zog sein Pullover und Unterhemd aus, beugte sich tief übers Waschbecken, drehte den kalten Hahn auf und schöpfte sich mit beiden Händen das Wasser ins Gesicht. Das machte wach. Er stützte sich mit seinen Armen auf den Waschbeckenrand und betrachtete sich selber im Spiegel. Sein Haaransatz vorne war nass, einige Strähnen hingen ihm ins Gesicht und der Rest der ordentlich nach hinten gekämmten Frisur war auch vernichtet. Das Wasser lief ihm übers Gesicht, verfing sich in seinen Wimpern, verdunkelte seinen Bartschatten und tropfte ihm von Nase, Unterlippe und Kinn. Er sah fix und fertig aus.

Das Geschehnis mit dem Geist des kleinen Mädchens hatte ihn mitgenommen. Er wäre dabei fast draufgegangen. Und kurz danach der zweite Angriff von den drei Geistern. Und die darauffolgende Suche nach deren Quellen war auch nicht gerade lustig. Zwar hatte Clark großteilig alles alleine gemacht, doch beim Graben hatte er dann doch zusammen mit seinem Team mitgeholfen. Schnell schüttelte er den Kopf, um die Gedanken loszuwerden. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn Clark nicht eingegriffen hätte. Einerseits war es ein katastrophaler Einsatz gewesen, andererseits hatten sie in der Nacht eine 100%ige Aufdeckquote der Quellen von gesichteten Geistern gehabt.

Er warf sich noch ein, zwei mal Wasser ins Gesicht, dann nahm er sich ein Handtuch und trocknete sich ab. Danach blickte erneut in den Spiegel. Seine Gesichtshaut war durch das Rubbeln nun leicht gerötet, doch seine starken Augenringe traten so oder so hervor. Wenn es ihn nicht täuschte, waren sie vor der vergangenen Nacht noch nicht so schlimm gewesen wie jetzt. Dunkelrot und leicht lila unterzeichneten sie seine farblich undefinierbaren Augen mit den fast unsichtbaren, roten Wimpern.

Er trug etwas Deo und ein wenig von seinem Herrenparfum auf. Dann begann er sich in seine Uniform zu pellen und sich die Haare, nachdem er einen Teil vorher von ihnen föhnen musste, zu stylen. Wenig später war er fertig und betrachtete sich noch ein letztes Mal im Spiegel. Nun war er mit seinem Aussehen zufrieden. Bis auf seine Augenringe. Doch gegen konnte er leider nichts tun. Makeup besaß er nunmal nicht. Und benutzen würde er es auch nicht wollen.

Er machte sich auf den Weg zur Fitteszentrale, wo er seine Ausrüstung holte und sie wieder auffüllte, was auch recht nötig war. Dann ging es weiter zum Sammelplatz für den Chelsae-Einsatz. Straffen Schrittes, da er nun wieder im Blickfeld anderer und konkurrierender Agenten war, ging er zu Barnes. Neben ihm stand bereits Clark Vans, die mit ihm einen Stapel Zettel durchsprach. Kipps stellte sich wartend daneben. Schnurgerade stehend und leicht auf den Fußballen wippen, aufgrund seiner leichten Ungeduld. Clark nervte. Sie schob sich echt überall dazwischen. Barnes blickte nach wenigen Momenten auf und bemerkte ihn. "Wie kann ich helfen?", knurrte er, als er sein leicht nerviges wippen sah. Er überreichte ihm den Stoß Zettel. "Die Berichte letzter Nacht." "Die habe ich bereits von Ms. Clark Vans erhalten. Sehr ausführlich verfasst und von allen Gruppen, wo Sensible von ihnen mitgegangen sind. Ich muss schon sagen, da ist schon einiges bei ihnen letzte Nacht geschehen." Er klappte die paar zusammengetackerten Zettel auseinander, welche er soeben in den Händen hielt und sein Schnurrbart zitterte leicht amüsiert. Kipps kochte vor Wut innerlich.

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⏰ Last updated: Mar 02, 2021 ⏰

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KoKa MoonyWhere stories live. Discover now